Abweisend gestikulierender Geschäftsmann im Büro
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Arbeitnehmer*in müssen Pflicht nachkommenKonsequenzen willentlicher Arbeitsverweigerung8 Gründe: Arbeitsanweisungen verweigernFazit: So kannst du Arbeitsanweisungen verweigernFAQ – häufig gestellte Fragen

Bist du auch manchmal unmotiviert und hast keine Lust zu arbeiten? Einen solchen Durchhänger kennen wir alle! Das ist aber kein Grund, die Arbeit zu verweigern. Bei uns erfährst du, wann du eine Arbeitsanweisung verweigern darfst, ohne mit einer Kündigung rechnen zu müssen.*

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Arbeitnehmer*in müssen Pflicht nachkommenKonsequenzen willentlicher Arbeitsverweigerung8 Gründe: Arbeitsanweisungen verweigernFazit: So kannst du Arbeitsanweisungen verweigernFAQ – häufig gestellte Fragen

Darum musst du als Arbeitnehmer*in deiner Pflicht nachkommen

Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. In der Arbeitswelt sieht das jedoch anders aus – denn als Arbeitnehmer*in musst du dich an die im Arbeitsvertrag vereinbarten Pflichten halten. Auch sogenannte Weisungen, die der Arbeitgeber durch einen Vorgesetzten erteilen kann, musst du befolgen.

Das Weisungsrecht des Arbeitgebers

Da der Arbeitsvertrag nicht jedes noch so kleine Detail regeln kann, kann sich der Arbeitgeber auf sein Weisungsrecht berufen. Dies beinhaltet deine konkrete Tätigkeit sowie die Arbeitszeit und den Arbeitsort. Das Besondere: Die Weisung ist durch ihre Einseitigkeit gekennzeichnet und bedarf daher nicht des Einverständnisses der Arbeitnehmer*innen.

Verweigerst du als Arbeitnehmer*in Pflichten, die aus deinem Arbeitsvertrag oder den direkten Weisungen des Arbeitgebers hervorgehen, liegt eine willentliche Arbeitsverweigerung vor. Du entscheidest dich also ganz bewusst dazu, die Arbeit zu verweigern, obwohl du deine Pflichten kennst.

Willentliche Arbeitsverweigerung: Das sind die Konsequenzen

Du lässt Kolleg*innen regelmäßig mit Mehrarbeit allein, obwohl Überstunden in deinem Arbeitsvertrag geregelt sind? Das kann nicht nur das Arbeitsklima und die Teamdynamik stören, sondern im Ernstfall zu einer Abmahnung führen. Das will selbstverständlich niemand! In der Regel ermahnt dich dein Arbeitgeber zunächst und weist dich schriftlich auf dein Fehlverhalten hin. Für dich bedeutet das dann: Füße stillhalten – denn wenn sich Arbeitsverweigerungen häufen, kann das in Summe zu einer Kündigung führen.

Gut zu wissen: In Ausnahmesituationen kann dein Arbeitgeber die Abmahnung überspringen und sofort eine fristlose Kündigung aussprechen. Das ist z. B. der Fall, wenn Mitarbeiter*innen willentlich und massiv ihre Pflichten verweigern und absehbar ist, dass sich dies in Zukunft auch nicht ändern wird.

8 Gründe im Überblick: Unter diesen Umständen kannst du Arbeitsanweisungen verweigern

Als Arbeitnehmer*in musst du dir aber auch nicht alles gefallen lassen: Es gibt berechtigte Gründe für das Nein sagen im Job. Bei uns erfährst du, unter welchen Umständen du deine Arbeit rechtmäßig verweigern kannst – ganz ohne schlechtes Gewissen!

Grund 1: Das Weisungsrecht wird überschritten

Bei Überschreitung des Weisungsrechts würde deine Führungskraft ihre Pflicht verletzen und du musst den Anweisungen nicht mehr folgen. Eine Überschreitung des Weisungsrechts liegt z. B. vor, wenn du als Arbeitnehmer*in Aufgaben übernehmen sollst, die nicht zu deinem Aufgabenfeld gehören und diesem auch nicht entsprechen. Als Mitarbeiter*in in der Buchhaltung bist du also nicht dazu verpflichtet, Reinigungsaufgaben in der Firma zu übernehmen.

Grund 2: Pflichtenkollision

Sollte eine Arbeitsanweisung dazu führen, dass du eine andere Verpflichtung vernachlässigen müsstest, kann die Anweisung verweigert werden. Das ist z. B. dann der Fall, wenn die andere Verpflichtung höher zu bewerten ist als die Arbeitsanweisung. Ein Beispiel: Deine Mutter ist krank und du erhältst einen Anruf des Pflegepersonals, dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat. Es ist dringend nötig, deine Mutter ins Pflegeheim zu bringen und dieser Pflicht musst du nachkommen. Es gibt keine andere Person, die diese Verpflichtung übernehmen könnte. Somit kannst du die Arbeitsanweisung deines Arbeitgebers verweigern.

Grund 3: Gewissens- oder Glaubenskonflikt

Soll eine Tätigkeit ausgeübt werden, die sich nicht mit deinem Gewissen oder Glauben vereinbaren lässt, kannst du die Arbeitsanweisung verweigern. Stell dir vor, du verpackst auf einem Schlachthof Fleisch und erhältst nun die Anweisung, zwei Wochen lang beim Schlachten auszuhelfen. Gerätst du durch diese Anweisung in einen schweren Gewissenskonflikt, kannst du die Arbeitsanweisung verweigern.

Grund 4: Verstoß gegen die Arbeitszeitregelung

Dein Arbeitgeber verlangt von dir unzulässige Mehrarbeit? Auch in einem solchen Fall kannst du die Arbeitsanweisung verweigern. Wenn Überstunden, Wochenend- oder Nachtarbeit allerdings im Arbeitsvertrag vereinbart sind, kann dein Arbeitgeber sie auch von dir erwarten. Im Urlaub gilt: Ist er einmal genehmigt, kann er in der Regel nur im gegenseitigen Einvernehmen widerrufen werden.

Gut zu wissen: Vereinbarungen, mit denen du dich dazu verpflichtest, deinen Urlaub auf Abruf abzubrechen, sind nicht rechtens. Ebenso wenig kann dein Arbeitgeber deine Vollzeitstelle plötzlich auf eine 20-Stunden-Woche reduzieren. Auch die vorgeschriebenen Pausenzeiten müssen eingehalten werden und dürfen daher nicht auf Anweisung deines Arbeitgebers gekürzt werden.

Grund 5: Erheblicher Lohnrückstand

Deine Gehaltszahlung lässt auf sich warten? Und das, obwohl du all deinen Pflichten am Arbeitsplatz nachgekommen bist? Wenn es sich dabei um einen geringfügigen Zahlungsverzug handelt und dein Gehalt erst ein oder zwei Tage überfällig ist, wendest du dich am besten an deine Personalabteilung. Liegt ein erheblicher Zahlungsverzug von mindestens zwei vollen Monatsgehältern vor, kannst du deinem Arbeitgeber eine Zahlungsfrist setzen und nach deren Ablauf sogar die Arbeit verweigern.

Gut zu wissen: Du fragst dich: Wann dürfen Arbeitgeber Gehalt einbehalten? Wenn du bei längerer Krankheit keine Krankmeldung einreichst, fahrlässig Arbeitsmaterial beschädigst oder andauernd zu spät kommst, kann dein Arbeitgeber den Lohn einbehalten.

Grund 6: Gefahr für die Gesundheit

Geht mit der Anweisung deines Arbeitgebers oder Gestaltung des Arbeitsplatzes eine Gesundheitsgefahr für dich einher, kannst die Arbeitsanweisung ebenfalls verweigern. Für Schwangere gilt: Sie dürfen im Regelfall bis zu 6 Wochen vor der Geburt arbeiten und gehen dann in den Mutterschutz. Hier kann dein Arbeitgeber also nicht verlangen, dass du noch länger im Unternehmen arbeitest und dadurch möglicherweise deine Gesundheit und die deines Kindes gefährdest.

Grund 7: Anweisung gegen den Umweltschutz

Kannst du die Arbeit verweigern, wenn dein Arbeitgeber von dir verlangt, Altöl in ein Erdloch hinter der Werkstatt zu kippen? Die Antwort ist ein klares „Ja“! Da du mit diesem Handeln gegen den Umweltschutz verstoßen würdest, kannst du dich gegen die Anweisung wehren und bist nicht verpflichtet, ihr nachzukommen.

Grund 8: Missachtung des Streikrechts

Du möchtest von deinem Streikrecht Gebrauch machen? Dann kannst du auch ohne Zustimmung deines Arbeitgebers die Arbeit niederlegen. Wichtig dabei: Der Streik muss einige Kriterien erfüllen, damit er rechtmäßig ist. Beispielsweise muss der Streik von der Arbeitnehmervereinigung ausgerufen werden, verhältnismäßig sein und fair ablaufen.

Unser Lesetipp: Du möchtest wissen: Wer zahlt das Gehalt bei Streik? Bei uns erfährst du alles, was du über die finanzielle Absicherung während eines Streiks wissen musst.

Geschäftsmann gestikuliert eine ablehnende Haltung mit seinen Händen
Wenn die Arbeitsanweisung deine Gesundheit gefährdet, zu einem Wissens- oder Glaubenskonflikt führt oder unzulässige Mehrarbeit bedeutet, kannst du sie verweigern. © FreedomZ/EyeEm

Fazit: So gehst du vor, wenn du Arbeitsanweisungen verweigern möchtest

Unrechtmäßige Arbeitsanweisungen zu verweigern, ist manchmal leichter gesagt als getan. Es kann Überwindung kosten, für sich selbst und seine Rechte einzustehen. Trau dich! Such das Gespräch mit deinem Arbeitgeber und sprich dein Anliegen offen an. Möglicherweise ist ihm gar nicht bewusst, dass gegen geltendes Recht verstoßen wurde und ihr könnt das Problem schnell aus der Welt schaffen. Auch der Betriebsrat hat immer ein offenes Ohr für dich. Wenn du das Gefühl hast, in einer Sackgasse gelandet zu sein, kannst du als letztes Mittel rechtliche Schritte einleiten.

*Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen wurden sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Richtigkeit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt The Stepstone Group Deutschland GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der bereitgestellten Inhalte entstehen.

FAQ – häufig gestellte Fragen

Kann der Arbeitgeber wegen Arbeitsverweigerung fristlos kündigen?

Wenn du die Arbeitsanweisungen deines Arbeitgebers willentlich verweigerst, erhältst du in der Regel zunächst eine Abmahnung. Diese weist dich auf dein konkretes Fehlverhalten am Arbeitsplatz hin. Bei einer erneuten Abmahnung droht dir im schlimmsten Fall die Kündigung. Fristlos kann der Arbeitgeber dir nur bei schweren Pflichtverletzungen kündigen.

Kann ich die Arbeit verweigern, wenn ich nicht bezahlt werde?

Ist dein Arbeitgeber in einem erheblichen Lohnrückstand, solltest du ihm zunächst eine Zahlungsfrist setzen. Kommt er dieser Aufforderung nicht nach, kannst du deine Arbeit so lange verweigern, bis das Geld auf deinem Konto eintrudelt.

Was darf der Arbeitgeber nicht von mir fordern?

Dein Arbeitgeber darf von dir beispielsweise keine Überstunden oder Wochenendarbeit verlangen, wenn dies nicht explizit im Vertrag geregelt ist. Auch Arbeitsanweisungen, die einen Gewissenskonflikt bei dir auslösen oder deine Gesundheit gefährden, sind unzulässig und können daher von dir verweigert werden.

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