Elena Geiger
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Du hast in der Schule oder im Studium Latein und fragst dich, ob und wofür du das später mal brauchst? In diesem Artikel erfährst du, für welche Studiengänge und Berufe Lateinkenntnisse vorausgesetzt werden und ob man das Latinum noch nachholen kann.
Ein Latinum ist der Nachweis für Lateinkenntnisse, wobei es zwei Stufen gibt: das kleine und das große Latinum.
Offiziell wird zwischen den beiden Formen nicht mehr unterschieden. Wenn es um die Zugangsberechtigung zum Studium geht, ist häufig nur noch die Rede von Lateinkenntnissen.
Du erwirbst das Latinum automatisch mit dem Abitur, wenn du drei bis sechs Jahre Lateinunterricht nachweisen kannst und deine Noten mindestens ausreichend sind. Der Umfang des Unterrichts richtet sich danach, ob der Kurs ein Grund- oder Leistungskurs war. Du kannst das Latinum aber auch an Volkshochschulen oder im Fernstudium bekommen.
Lateinkenntnisse waren noch vor wenigen Jahren für eine Reihe von Studiengängen Voraussetzung. Mittlerweile haben sich die Studiengänge, die das Latinum voraussetzen, deutlich reduziert. Davon sind besonders Bachelorstudiengänge betroffen. Für den Master oder eine Promotion werden eher noch Lateinkenntnisse benötigt.
Es gibt keine einheitlichen Regelungen mehr, sondern Universitäten und Bundesländer entscheiden, ob ein Latinum für bestimmte Studiengänge Pflicht ist.
Für diese Studienfächer ist Latein in der Regel relevant:
Sammelbezeichnung | Studiengänge |
---|---|
Sprachwissenschaften | • Germanistik und Anglistik • Romanische Sprachen: Französisch, Spanisch und Latein • Übersetzungs- und Dolmetscherwissenschaft |
Geisteswissenschaften | • Ägyptologie • Altertumswissenschaft • Altphilologie • Archäologie • Erziehungswissenschaft • Geschichte • Kulturwissenschaft • Literaturwissenschaft • Mediävistik • Philosophie • Theologie |
Naturwissenschaften | • Biologie • Human-, Zahn- und Tiermedizin • Pharmazie |
Rechtswissenschaft | • Jura |
Auch wenn geforderte Lateinkenntnisse von der Universität abhängen, gibt es einige Studiengänge, bei denen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie Lateinkenntnisse voraussetzen. So gehören Germanistik, Romanische Sprachen, Theologie, Philosophie, Mediävistik, Geschichte, Archäologie, Tiermedizin und Ägyptologie zu diesen Studienfächern. Viele dieser Studiengänge bauen sprachlich auf dem Lateinischen auf oder befassen sich mit Texten in dieser Sprache.
Bei den restlichen Studienfächern hast du eher die Chance, auch ohne Lateinkenntnisse einen Abschluss zu erlangen. Viele Jahre waren für Jura, Humanmedizin und Pharmazie ein Latinum gefordert. Mittlerweile ist das nicht mehr zwangsläufig nötig. Die Regelungen sind allerdings von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich und können sich ändern – es ist deshalb wichtig, dass du in jedem Fall die Bestimmungen der einzelnen Universitäten prüfst.
Lateinstudium ohne Lehramtsoption
Wenn du die lateinische Sprache inklusive Feinheiten der Grammatik, die Literatur und Kultur studieren möchtest, kannst du dich für ein Studium der Latinistik (auch lateinische Philologie) entscheiden. Grundlegende Lateinkenntnisse sind hierfür Voraussetzung und werden häufig im Rahmen einer Eignungsprüfung abgefragt.
Ein Lateinstudium vermittelt aber nicht nur die lateinische Sprache, sondern noch andere Fähigkeiten wie das Analysieren und Interpretieren von komplexen Sachverhalten sowie logisches und kreatives Denken. Darüber hinaus entwickeln die Studierenden geschichtliches und kulturelles Verständnis sowie Kommunikationsfähigkeiten. Diese Skills eröffnen dir Berufschancen in verschiedenen Bereichen wie z. B. in Bibliotheken, Museen, Medien und Kommunikation.
Daneben hast du die Möglichkeit, in die Forschung zu gehen oder als Lateindozent*in zu arbeiten. Dafür ist ein Masterstudium mit anschließender Promotion Voraussetzung.
Lateinstudium mit Lehramtsoption
Liegt dir die Vermittlung von Sprachen, könnte ein Lehramtsstudium in Latein etwas für dich sein. Das Lehramtsstudium ist in Bachelor und Master aufgeteilt und beinhaltet viele Schulpraktika. Im Anschluss müssen Interessent*innen ein Referendariat antreten, um ihre Eignung für den Beruf zu beweisen. Im Unterschied zum klassischen Lateinstudium müssen Lehramtsstudierende auch didaktische und pädagogische Seminare belegen. Häufig müssen sie mindestens noch ein weiteres Unterrichtsfach neben Latein studieren.
Eine wichtige Funktion von Sprache ist es, sich verständigen zu können. Da Latein als tote Sprache gilt – also nicht mehr gesprochen wird – verfällt dieser Vorteil, weshalb der Nutzen von Latein im Berufsleben umstritten ist. Allerdings profitieren Menschen mit Lateinkenntnissen von sogenannten Transfereffekten: Eine Sprache zu lernen fördert das logische und analytische Denken und erleichtert das Lernen anderer Sprachen. Außerdem erfahren Lateininteressierte einiges über die Kultur Europas. So kannst du in bestimmten Berufsfeldern von der Sprache profitieren, auch wenn sie nicht zwangsläufig für den Beruf benötigt wird.
Viele Fachbegriffe haben ihren Ursprung im Lateinischen. So können Biolog*innen und Botaniker*innen die Bedeutung von Pflanzen von ihrem lateinischen Namen ableiten oder auch Begriffe wie Mutation auf ihren lateinischen Ursprung mutare (verändern) zurückführen. Auch Ärzt*innen oder Ergotherapeut*innen nutzen diese Effekte: Sie können Fachbegriffe von Krankheiten, Körperteilen oder Muskelgruppen leichter nachvollziehen.
Aber auch für Berufe, die viel Allgemein-, Kultur- und Geschichtswissen erfordern, können sich Lateinkenntnisse auszahlen. Das sind beispielsweise Politiker*innen, Diplomat*innen, Kurator*innen sowie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen in Bibliotheken oder an Hochschulen. Auch Journalist*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Soziolog*innen können von der sprachlichen und kulturellen Bandbreite der lateinischen Sprache profitieren.
In welchen Bereichen sind Lateinkenntnisse also besonders relevant? Hier einige Berufe mit stärkerem lateinischem Schwerpunkt:
Noch nicht sicher, welcher Job überhaupt zu dir passt? Wirf mal einen Blick in unseren Artikel zum Thema „Berufung finden in 5 Schritten“.
Latein wird in vielen deutschen Schulen schon ab der sechsten oder siebten Klasse angeboten. Viele Schüler*innen wissen in dem Alter aber noch nicht, welchen Beruf sie später einmal ausüben möchten, und entscheiden sich eher für Französisch oder Spanisch. Wenn sie sich dann aber für ein Studium mit Lateininhalten interessieren, fehlt dieses Wissen und muss nachgeholt werden. Bist du in dieser Situation, hast du mehrere Möglichkeiten.
Wenn das Latinum Voraussetzung für die Immatrikulation in dem Studiengang ist, musst du es vorher nachholen. Das geht mithilfe von Intensivkursen oder Ergänzungsprüfungen an Volkshochschulen oder im Fernstudium, die jedoch selbst finanziert werden müssen. Je nach Art und Intensität des Kurses kann es mehrere Wochen bis Monate dauern, bis du das Latinum in der Tasche hast.
Du kannst das Latinum aber auch während des Studiums nachholen, wenn es erst für den Abschluss vorausgesetzt wird. Das nimmt mindestens zwei Semester und viel Lernzeit in Anspruch. Universitäten bieten häufig interne Kurse und Prüfungen an. Du kannst dich aber auch für ein Fernstudium entscheiden. Der Vorteil dabei: Du kannst dir deine Zeit meist selbst einteilen.
In der Regel wird heute nicht mehr zwischen kleinem und großem Latinum unterschieden. Eine Liste von Berufen, für die Lateinkenntnisse vorausgesetzt oder zumindest von Vorteil sind, findest du in diesem Abschnitt.
Nein: Für Medizin ist inzwischen kein Latinum mehr erforderlich. Das Gleiche gilt für Rechtswissenschaften.
In der Schule und im Studium ist das Absolvieren des Latinums kostenlos, wenn man von den Studiengebühren absieht. Die Kosten für einen Latinum-Intensiv- oder Fernkurs variieren je nach Anbieter, betragen aber meistens zwischen ca. 700 und 1.200 €.
Wenn du eine Form des Latinums absolviert hast, kannst du das einfach im Lebenslauf vermerken. Ansonsten musst du den Level deiner Sprachkenntnisse angeben. Mehr dazu erfährst du im Beitrag „Sprachkenntnisse im Lebenslauf: Level & Formulierung richtig wählen“.
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