Junge Frau sitzt niedergeschlagen am Schreibtisch.
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Das Wichtigste auf einen BlickDefinition: Degradierung im ArbeitskontextWarum kann man degradiert werden?Der Prozess: So läuft die Degradierung abDegradierung und Arbeitsrecht: Was ist erlaubt?Ich wurde degradiert – was kann ich tun?Von der Führungsperson zum Mitarbeitenden: eine emotionale HerausforderungFAQ – Häufig gestellte Fragen

Vom Abteilungsleiter zum Mitarbeiter, von der Chefin zur Assistenz: Wer degradiert wird, verliert seinen beruflichen Rang und oft auch Führungsverantwortung. Aber nicht immer ist eine Degradierung zulässig. Hier erfährst du alles zum Arbeitsrecht und was du als Betroffene*r tun kannst.

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Das Wichtigste auf einen Blick

Definition: Degradierung im Arbeitskontext

Der Begriff Degradierung bezieht sich im Arbeitskontext auf die Situation, in der ein*e Mitarbeiter*in von einer höheren Position zu einer niedrigeren innerhalb des Unternehmens herabgestuft wird. Das kann z. B. bedeuten, dass Führungsverantwortung abgegeben oder die Verantwortlichkeiten reduziert werden.

Ein Beispiel: Herr M. wird aufgefordert, seinen Chefsessel zu verlassen; als Gründe werden schlechte Verkaufszahlen auf seine mangelnden Führungsqualitäten angegeben. Er bleibt weiterhin im Team, allerdings nicht mehr in einer Führungsposition, sondern als Mitarbeiter. Eine Kollegin nimmt seinen Platz ein, während er vom Chef zum Mitarbeiter degradiert wurde.

Achtung:

Ändern sich lediglich die Arbeitsbedingungen (z. B. bei Versetzung in eine andere Abteilung oder an einen anderen Standort) spricht man nicht von Degradierung. Denn bei einer Degradierung sind die alte und die neue Position nicht gleichwertig; es geht um den Verlust von Führungsverantwortung, hierarchischem Rang oder Einfluss im Job.

Warum kann man degradiert werden?

Der Chef muss sein Büro räumen und arbeitet plötzlich Seite an Seite mit seinen ehemals unterstellten Mitarbeiter*innen – was ist passiert? Für eine berufliche Degradierung gibt es viele mögliche Gründe:

Der Prozess: So läuft die Degradierung ab

Je nach Situation und Grund für die Degradierung kann diese unterschiedlich verlaufen.
Bei einer offiziellen Degradierung geht der Arbeitgeber umgehend nach der Entscheidung in die Kommunikation mit dem oder der betroffenen Mitarbeiter*in. Er oder sie wird über die Gründe informiert und erhält die Gelegenheit, seine bzw. ihre Sichtweise darzulegen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Im Anschluss wird die neue Position oder Rolle festgelegt. Wenn sich die im Arbeitsvertrag festgehaltenen Verantwortlichkeiten ändern, erhält der*die Mitarbeiter*in eine Änderungskündigung. Damit einher geht möglicherweise auch die Anpassung von Gehalt und Benefits. In einigen Fällen können sich Arbeitgeber und Mitarbeiter*in auch ohne Vertragsanpassung einigen.

Aber nicht immer läuft eine Degradierung offen und offiziell ab, sondern subtil und schleichend. Stell dir vor, dir werden nach und nach immer weniger anspruchsvolle Aufgaben zugeteilt. Verantwortungsvollere Aufgaben werden an Kolleg*innen delegiert. Mitarbeiter*innen aus deinem Team werden einer anderen Person unterstellt oder Zuständigkeiten umverteilt, sodass sich dein Einfluss im Unternehmen reduziert. Eine solche Situation ist oft besonders belastend. Denn der oder die Betroffene nimmt den Degradierungsprozess zwar wahr, aber wird über die Gründe zunächst im Unklaren gelassen und bekommt keine Chance, sich zu verteidigen. In diesem Fall ist es wichtig, dass du die schleichende Herabstufung nicht einfach hinnimmst, sondern in die Kommunikation gehst und deine Rechte einforderst.

Degradierung und Arbeitsrecht: Was ist erlaubt?

Es gibt zwei Szenarien, in denen der Arbeitgeber eine Degradierung durchsetzen kann:

  1. Abmahnung
  2. Änderungskündigung

Werfen wir einen Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine Degradierung ermöglichen oder auch begrenzen.

Der Arbeitgeber hat ein Weisungsrecht

Zunächst einmal musst du wissen, dass es das sogenannte Weisungsrecht gibt (§ 106 Gewerbeordnung (GewO)). Dieses erlaubt deinem Arbeitgeber grundsätzlich, Ort und Zeit der Inhalte der Arbeit zu bestimmen, sofern keine abweichenden Vereinbarungen im Arbeitsvertrag oder Tarifvertrag festgehalten wurden.

Das bedeutet, dass er die Arbeitsbedingungen einzelner Mitarbeiter*innen ändern darf. Allerdings gibt es Einschränkungen – unter anderem durch den Arbeitsvertrag.

Arbeitsvertrag und Änderungskündigung

Im Arbeitsvertrag sind die Verantwortlichkeiten und Aufgaben einer Position festgehalten. Der Arbeitgeber kann dagegen nicht einfach verstoßen. Will er Aspekte des Arbeitsvertrags ändern, muss er den*die Mitarbeiter*in darüber informieren und entweder eine einvernehmliche Vereinbarung treffen oder eine Änderungskündigung aussprechen.

Was ist eine Änderungskündigung?

Mit der Änderungskündigung beendet der Arbeitgeber das aktuelle Arbeitsverhältnis und unterbreitet gleichzeitig ein neues Angebot zu geänderten Bedingungen. Nimmt der*die Arbeitnehmer*in das Angebot an, wird das Arbeitsverhältnis nach Ablauf der Kündigungsfrist fortgesetzt.

Degradierung nach Abmahnung

Eine Degradierung kann auch eine Folge von Fehlverhalten sein, sprich: Der*die Mitarbeiter*in verstößt gegen arbeitsvertragliche Pflichten oder benimmt sich am Arbeitsplatz daneben. In diesem Fall muss aber zunächst eine Abmahnung ausgesprochen werden.

Eine Abmahnung dient dazu, den Mitarbeiter auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen, ihm die Gelegenheit zur Verbesserung zu geben und gleichzeitig eine formelle Dokumentation des Vorfalls zu erstellen.

Mögliche Gründe sind:

Wichtig:

Der*die Arbeitnehmer*in muss aus der Abmahnung erkennen können, dass er oder sie im Wiederholungsfall mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen wie einer Degradierung, einer Versetzung oder Kündigung rechnen muss.

Degradierung ohne Abmahnung – ist das erlaubt?

Ja – aber nur, wenn stattdessen eine Änderungskündigung vorgelegt wurde. Denn eine Degradierung muss nicht unbedingt eine Folge von Fehlverhalten sein. Wenn z. B. intern umstrukturiert werden soll, kann der Arbeitgeber in Form einer Änderungskündigung eine alternative Position anbieten. Gibt es weder diese noch eine Abmahnung, ist eine Degradierung nicht berechtigt.

Degradierung nach der Elternzeit

Eltern müssen keine Degradierung hinnehmen, wenn sie nach der Babypause wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Ihnen steht die Tätigkeit zu, die im Arbeitsvertrag festgelegt wurde.

Ich wurde degradiert – was kann ich tun?

Wenn du von deiner*m Vorgesetzten erfahren hast, dass deine Position heruntergestuft werden soll, ist das vielleicht zunächst ein Schock. Jetzt heißt es aber unbedingt: ruhig bleiben. Vielleicht lässt sich die Situation ja noch klären.

  1. Informier dich über die Gründe: Frag deinen Vorgesetzten oder HR-Verantwortlichen nach den Gründen für die Degradierung. Geh unbedingt sachlich und ohne Vorwürfe in das Gespräch. Wenn deine Leistung im Job als Argument angeführt wird, kannst du nach einer detaillierten Leistungsbeurteilung fragen, um ein besseres Verständnis für die Entscheidung zu erhalten.
  2. Prüf deinen Arbeitsvertrag: Du hast weder eine Änderungskündigung noch eine Abmahnung erhalten? Es kann gut sein, dass die Anpassung deiner Aufgaben und Zuständigkeiten nicht rechtens ist. Das ist z. B. der Fall, wenn dir Führungsverantwortlichkeiten entzogen werden, aber das Leiten eines Teams in deinem Arbeitsvertrag festgehalten ist.
  3. Such das Gespräch: Wenn du glaubst, dass deine Degradierung nicht gerechtfertigt ist oder gegen das Arbeitsrecht verstößt, solltest du dich nicht damit abfinden. Wende dich nochmals an deine*n Vorgesetzten oder die HR-Abteilung, um eine Lösung zu finden.
  4. Hol dir Unterstützung: Gibt es in deinem Unternehmen einen Betriebs- oder Personalrat, wende dich dorthin und schildere die Situation. Bringt dich das nicht weiter, solltest du überlegen, dir rechtlichen Beistand zu holen. Du hast das Recht, Klage zu erheben und die Degradierung anzufechten.
Telefonierender Mann am Schreibtisch fasst sich niedergeschlagen an den Kopf.
Eine Degradierung ist schmerzhaft, bedeutet aber nicht das Ende der beruflichen Karriere. © Maskot/EyeEm

Von der Führungsperson zum Mitarbeitenden: eine emotionale Herausforderung

Egal, ob du deine Führungsverantwortung verlierst oder die Verantwortung für ein Projekt – eine berufliche Degradierung ist keine schöne Erfahrung. Oft stellen sich Selbstzweifel ein und man hat das Gefühl, versagt zu haben. In diesem Fall ist es wichtig, diese Gefühle nicht zu ignorieren, aber sich langfristig nicht entmutigen zu lassen. Versuch, die Erfahrung als Chance zum Reflektieren zu begreifen:

Also: Eine Degradierung bedeutet nicht das Ende einer beruflichen Laufbahn, sondern kann eine Gelegenheit für persönliches Wachstum und berufliche Weiterentwicklung darstellen.

Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen wurden sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Richtigkeit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt The Stepstone Group Deutschland GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der bereitgestellten Inhalte entstehen.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Ist eine Degradierung ohne Abmahnung zulässig?

Eine Degradierung ohne Abmahnung ist möglich, wenn stattdessen eine Änderungskündigung vorgelegt wurde.

Ist eine Degradierung eine Versetzung?

Nein. Eine Degradierung kann auch mit einer Versetzung an einen anderen Standort einhergehen, bedeutet aber in erster Linie die Herabstufung auf eine nicht gleichwertige Position.

Kann mein Arbeitgeber einfach den Arbeitsvertrag anpassen?

Nein, denn es handelt sich um einen Vertrag zwischen zwei Parteien, der nicht einseitig verändert werden darf. Ihr könnt euch einvernehmlich auf eine Änderung einigen oder dein Arbeitgeber kann eine Änderungskündigung aussprechen. Nimmst du diese an, wird das Arbeitsverhältnis nach Ablauf der Kündigungsfrist unter anderen Bedingungen fortgesetzt.

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