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So viel Geld bleibt übrig – Welchen Anteil dürfen Fixkosten am Gehalt ausmachen?

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Kategorie: Lohngerechtigkeit & Transparenz
24.02.2022
Eine glücklich lächelnde junge schwarze Frau hat ihre Gehaltszahlung bekommen.

Eine bekannte Situation: So schnell wie das Gehalt auf dem Konto landet, scheint es im Laufe des Monats auch wieder zu verschwinden. Fixkosten spielen dabei eine zentrale Rolle, doch auch weitere Ausgaben machen sich nach kurzer Zeit bemerkbar. Vielen fehlt schlichtweg der Überblick über ihre Finanzen und an Sparen ist ebenfalls nicht zu denken. Es ist allerdings sehr sinnvoll, einmal Zeit zu investieren und sich mit den monatlichen Zahlungen auseinanderzusetzen, um die Kontrolle über seine Finanzen zu behalten und ergiebig zu wirtschaften.

Wie hoch sind unsere Konsumausgaben? Was hat es mit den Fixkosten auf sich? Wie und warum sollte man sein Budget managen? Die wichtigsten Fragen zum Thema werden im Folgenden beantwortet.

Der Durchschnitt – Gehalt und Konsum in Deutschland

Nach der aktuellen Studie des Statistischen Bundesamtes lag im Jahr 2020 das durchschnittliche Bruttogehalt eines Vollzeitbeschäftigen in Deutschland bei 3.975 Euro im Monat. Berücksichtigt man Teilzeitkräfte und geringfügig Beschäftigte, beträgt das monatliche Durchschnittsgehalt 3.092 Euro. Im Vergleich zu 2014 kann ein Anstieg im Jahresgehalt von knapp 560 Euro verzeichnet werden.

In den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind allerdings auch die Lebenshaltungskosten. Die CO2-Steuer bewirkte 2021 maßgeblich eine Preiserhöhung der Energieprodukte. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Kosten um insgesamt 10,4 Prozent. Teurer wurden im Besonderen Heizöl und Benzin. Erwartungsgemäß wirkte sich zudem die Corona-Pandemie preislich etwa auf Lebensmittel aus. Lieferengpässe, Rohstoffmangel und schlechte Ernten sowie ein Arbeitskräftemangel führten einhergehend mit einer hohen Inflationsrate zu einer starken Erhöhung der Nahrungsmittelpreise von rund 25 Prozent zwischen Mai 2020 und April 2021. Die Unterschiede machen sich vor allem bei Waren wie Speiseölen und Gemüse bemerkbar.

Die Pandemie ist vermutlich auch der Grund dafür, dass 2020 die privaten Konsumausgaben der deutschen Haushalte verglichen mit dem Jahr 2019 um ca. 67 Euro sanken. Den größten Teil unserer Konsumausgaben machen mit 37 Prozent Wohnen inklusive Kosten für Energie und Instandhaltung aus, gefolgt von Getränken, Naturalien und Tabakwaren mit anteiligen 15,4 Prozent. Eine beachtliche Menge der monatlichen Kosten entfällt also auf diese Bereiche.

Gehalt ist nicht gleich Einkommen: Brutto und Netto

Als Bruttogehalt wird das vertraglich festgelegte Arbeitsentgelt bezeichnet. Darunter fällt ebenfalls der aktuelle Mindestlohn. Bevor das Geld auf das Arbeitnehmerkonto überwiesen wird, werden allerdings noch einige Abzüge getätigt:

Lohnsteuer

Die Lohnsteuer ist eine Vorauszahlung der prognostizierten Einkommenssteuer und wird vom Arbeitgeber auf direktem Wege an das Finanzamt überwiesen. Auch bei gleichem Bruttogehalt kann die zu entrichtende Steuer unterschiedlich ausfallen, da der konkrete Betrag abhängig von der jeweiligen Lohnsteuerklasse ist. Am Ende des Jahres können sich Arbeitnehmer übermäßig gezahlte Abgaben im Zuge einer Einkommenssteuererklärung zurückerstatten lassen oder müssen im umgekehrten Fall ggf. Geld nachzahlen.

Kirchensteuer

Wer einer Religionsgemeinschaft angehört, zahlt aufgrund der Kirchensteuerpflicht monatlich acht bzw. neun Prozent Kirchensteuer. Der Betrag ergibt sich aus der obligatorischen Einkommenssteuer. Liegt das Jahreseinkommen unterhalb des Grundfreibetrags von aktuell 9.984 Euro, ist weder Einkommens- noch Kirchensteuer fällig.

Solidaritätszuschlag

Der Solidaritätszuschlag wurde im Jahr 1991 eingeführt, um das wiedervereinte Deutschland finanziell zu entlasten und zu fördern. Seit Januar 2021 entfällt der Soli für ca. 90 Prozent aller Steuerzahler in Deutschland. Grund dafür ist eine extreme Erhöhung der Freigrenzen, sodass lediglich 6,5 Prozent der Zahlungspflichtigen einen reduzierten Beitrag leisten müssen.

Sozialabgaben

Die Sozialversicherungsbeiträge sind gesetzlich festgelegte Abgaben für Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung sowie Krankenversicherung und werden zur Hälfte vom Arbeitgeber übernommen. Die gesetzliche Unfallversicherung gehört ebenfalls zu den Sozialabgaben und wird vollständig vom Arbeitgeber gedeckt. Wer anstelle der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) privat versichert ist, muss die Mehrheit dieser Kosten selbst zahlen.

Nach allen notwendigen Abgaben steht Bürgerinnen und Bürgern ein monatliches Nettogehalt zur Verfügung, von dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Nicht zu vergessen sind allerdings Beiträge, welche zusätzlich zu den vom Bruttogehalt abgezogenen Steuern anfallen können:

Pflichtversicherungen

Zum Schutz von materiellen oder Personenschäden gibt es gesetzliche Regelungen, welche eine Pflichtversicherung vorschreiben, was auch bei den Sozialabgaben der Fall ist. Die vom Nettolohn zu zahlenden Beiträge ergeben sich beispielsweise durch den Erwerb eines Fahrzeugs, also einer individuell getroffenen Entscheidung, deren Konsequenz im Ernstfall aber meist nicht ohne entsprechende Zuschüsse getragen werden kann. Folgende Pflichtversicherungen müssen vom Nettogehalt beglichen werden:

  • Betriebshaftpflichtversicherung
  • Berufshaftpflichtversicherung
  • Jagdhaftpflichtversicherung
  • Kfz-Haftpflichtversicherung

Fixkosten – was ist das?

Fixe Kosten sind feste, regelmäßig anfallende Ausgaben wie konstante Lebenshaltungskosten, Abonnements oder monatliche Gebühren. Je nach Verdienst und Wohnsituation nehmen Fixkosten einen unterschiedlich hohen Anteil des monatlichen Budgets ein. Das meiste Geld fließt dabei in hauswirtschaftliche Verträge. Die Miete, Kosten für Heizung, Strom, Wasser und Internet fallen zum Beispiel in diese Kategorie, ebenso wie der Mobilfunkvertrag und Rundfunkgebühren. Fortbewegungskosten wie Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, Kontoführungsgebühren oder regelmäßige Spendenbeiträge gehören dazu. Außerdem verfügen die meisten Menschen heutzutage über Abonnements für Streamingportale und andere Anbieter sowie Mitgliedschaften in Vereinen, Fitnesscentern und ähnliche Zugänge zu Freizeitaktivitäten, deren Nutzung an einen festen Kostenbetrag geknüpft ist. Auch die Abzahlung von Schulden zählt zu den fixen Kosten. Wer eine größere Investition getätigt und beispielsweise für den Erwerb eines Hauses oder Fortbewegungsmittels einen Kredit bzw. eine Hypothek aufgenommen hat, zahlt diesen Betrag häufig innerhalb monatlicher Raten zurück.

Wie hoch sollten die monatlichen Fixkosten sein?

Schnell kommt eine Bandbreite an fixen Ausgaben zusammen, die ohne Weiteres Monat für Monat vom Konto abgezogen werden und nur noch einen gewissen Restbetrag für variable Kosten übriglassen. Damit gemeint sind alle Ausgaben für geplante oder spontane Aktionen wie zum Beispiel ein Restaurant- oder Kinobesuch, Ausgehen am Wochenende oder Urlaub. Unvorhersehbare Kosten für defekte Haushaltsgeräte und andere Reparaturen müssen außerdem berücksichtigt werden. Um Minusbeträge auf dem Konto zu vermeiden und nicht in Geldnot zu geraten, ist es unabdingbar, den Überblick über seine Finanzen zu behalten.

In vielen Fällen machen Fixkosten bereits 50 Prozent des monatlichen Nettogehalts aus – mehr sollten es aber auch nicht sein! Flexibler und einfacher leben lässt es sich mit 30 bis 40 Prozent für Fixkosten reserviertes Einkommen.

Die 50-30-20-Regel

Eine Gewohnheit, die sich bereits bei vielen Menschen bewährt hat, ist die sogenannte 50-30-20-Regel. Wie schon der Name verrät, teilt man sein monatliches Einkommen hierbei in drei Sparten, welche auf unterschiedliche Weise genutzt werden. Dabei sind möglichst keine Ausnahmen erlaubt, auch alle zusätzlichen Einnahmen wie beispielsweise Weihnachtsgeld sollten nach dem Prinzip aufgeteilt werden. Maximal 50 Prozent sollen Fixkosten und Grundausgaben ausmachen. Dazu zählt auch die Versorgung mit Nahrung und anderen Mitteln des täglichen Bedarfs. Für Freizeit, Unterhaltung und Shopping sind weitere 30 Prozent der Einnahmen reserviert. Dies sind im Grunde die variablen Kosten, welche Flexibilität bei der Alltagsgestaltung ermöglichen. Das restliche Fünftel ist der Tilgung von Schulden und Kapitalaufbau vorbehalten. Das Abbezahlen von Krediten und Ähnlichem sollten dabei den Vorrang haben. Sparen und geschicktes Anlegen von Geldressourcen ist für die meisten Menschen der einzige Weg zur finanziellen Freiheit oder sogar zum Aufbau eines kleinen Vermögens.

An welchen Enden kann man sparen?

Sparen fällt in keiner Lebenssituation leicht, ist aber umso wichtiger, wenn man einen Blick in die Zukunft wirft. Tatsächlich reicht die gesetzliche Rente bei nahezu einem Viertel der über 80-Jährigen in Deutschland nicht aus – rund 22,4 Prozent leben mit höchstens 1.167 Euro monatlich in Einkommensarmut. Es ist also mehr als sinnvoll, einen kleinen Betrag pro Monat für die private Altersvorsorge zurückzulegen. Betriebliche Altersvorsorge (bAV) oder das Einzahlen in eine private bzw. fondsgebundene Rentenversicherung stellen beispielsweise eine Möglichkeit dar, sich einen sorgenfreien Lebensabend zu sichern.

Außerdem sollte man sich rechtzeitig einen sogenannten Notgroschen anlegen. Damit gemeint ist eine Rücklage von ungefähr drei bis sechs Monatsgehältern, auf die im Notfall zurückgegriffen werden kann. Das Geld kann zum Beispiel auf einem gesonderten Konto verwaltet werden. Neben diesen wirklich relevanten Reserven lohnt es sich generell, gezielt auf einen bestimmten Standard zu sparen oder einfach nur unnötige Ausgaben zu kürzen.

Einen gewaltigen Preisunterschied macht für gewöhnlich die Miete, welche besonders in Ballungszentren unzumutbare Werte annehmen kann. Orientierung liefert hier der Nettolohn. Empfohlen wird eine Warmmiete von maximal einem Drittel des Einkommens. Überschreiten die Mietkosten diese Grenze, sollte man der Tatsache ins Auge sehen und sich zumindest vorübergehend nach einer günstigeren Unterkunft umsehen. Auch der eigene Pkw sollte die Kosten nicht sprengen. Wer sich ein Auto kaufen möchte, sollte sich auch hier am Nettoeinkommen ausrichten und einen Betrag von mehr als sechs Monatsgehältern nicht überschreiten. Außerdem ist es sinnvoll, solche kostenintensiven Projekte beizeiten zu planen.

Die Frage „Brauche ich das wirklich?“ lässt in den meisten Fällen die Vernunft siegen und liefert eine gute Entscheidungshilfe, wenn es ums Thema Ausgaben geht. Natürlich sollte man sich auch nicht zu sehr einschränken und komplett nüchtern leben. Vielmehr geht es darum, nebensächlichen Ausgaben abzuschwören und vor allem auch Preise zu vergleichen, anstatt sich vom erstbesten Anbieter einer Leistung direkt überzeugen zu lassen. Haushaltsbuch führen, hilft dabei, versteckte Kosten aufzutun und seine Finanzen zu organisieren. Bereits bei der Auflistung der wöchentlichen Zahlungen lassen sich Sparpotenziale identifizieren und zum Beispiel die ungenutzte Mitgliedschaft im Fitnessstudio zu kündigen. Zusätzlich zu dem geringen Aufwand eines Haushaltsbuchs ist die richtige Budgetplanung ein ausschlaggebendes Kriterium beim Thema Sparen.

 

Quellen:

absolventa.de

berliner-sparkasse.de

bmfsfj.de

bpb.de

bundesfinanzministerium.de

bussgeldkatalog.org

destatis.de

informer.eu

Karrierebibel.de

Ovb.de

schuldnerberatung.de

statista.com

steuern.de

sumup.de

t-online.de

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