News
Hier finden Sie von Markttrends, Experteninterviews bis hin zu Studien alles rund um die Themen Gehalt, Ausbildung und Beruf.
Zur Newsübersicht

Die Legalisierung von Cannabis und die Chancen für den Arbeitsmarkt

0
Danke für Ihre Bewertung!
Kategorie: Branchen & Verdienstmöglichkeiten
10.03.2022
Landwirtin bei der Prüfung der Hanfernte in einem Biohof an einem hellen Tag.

Lange wurde darüber diskutiert, noch länger wurde sie in großen Teilen der Bevölkerung gefordert: die Legalisierung von Cannabis. „Bald ist es so weit“, kündigten die Regierungsparteien der Ampelkoalition an, wann genau, will jedoch keiner spezifizieren. Im Koalitionsvertrag steht lediglich: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein.“

Sowohl für die Konsumierenden als auch für die Bundesrepublik bietet die Freigabe von Cannabis Vorteile. Die Konsumierenden profitieren von einem sorgenfreien und legalen Gebrauch und haben die Sicherheit, sauberes und geprüftes Cannabis zu konsumieren. Die Drogen vom Schwarzmarkt sind nämlich häufig mit Sand, Zucker oder chemischen Wirkstoffen gestreckt und somit ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit. Die Vorteile des Staates sind hauptsächlich finanzieller Natur. Der Staat kann bis zu 1,4 Milliarden Euro sparen, wenn Polizei und Justiz den Cannabiskonsum nicht mehr strafrechtlich verfolgen muss. Außerdem kann der Staat sich auf Steuereinnahmen freuen. Genauso wie es bei Alkohol und Tabak der Fall ist, soll auch der Verkauf von Cannabis besteuert werden. Laut einer Studie aus 2018, die 2021 mit neuen Zahlen aktualisiert wurde, kann der legale Verkauf von Cannabis die Staatskasse durch Einsparungen und Steuereinnahmen um rund 4,7 Milliarden Euro entlasten. Allein die Einnahmen durch die kommende Cannabis-Steuer werden auf rund 1,8 Milliarden Euro geschätzt. Dazu kommen weitere 650 Millionen Euro Umsatzsteuer, 25 Millionen Euro Gewerbesteuer, knapp 60 Millionen Euro an Körperschaftssteuern und rund 300 Millionen Euro Lohnsteuer. Die finanziellen Aspekte seien aber nur nebensächlich, so Burkhard Blienert, der Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Das Hauptziel sei der Schutz der Konsumierenden und die Bekämpfung des Schwarzmarktes.

Neben diesen Vorteilen hält die Cannabisfreigabe, aber auch Karrieremöglichkeiten bereit. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die geplante Legalisierung in Deutschland, die Berufschancen, die dieser neue Markt mit sich bringt und wie dies im Ausland bisher vorgemacht wurde.

Konzepte der Legalisierung und Jobmöglichkeiten im Ausland

In vielen europäischen Staaten ist Cannabis bisher nur für medizinische Zwecke freigegeben, so beispielsweise in Griechenland, Italien, Irland und Kroatien. Auch in Deutschland ist seit 2011 Cannabis zu medizinischen Zwecken über ein Rezept erhältlich. Der private Konsum oder Anbau sind in vielen Staaten allerdings immer noch strafbar. Die prominentesten europäischen Ausnahmen, die in dieser Diskussion immer wieder angeführt werden, sind die Niederlande und die Tschechische Republik, außerdem gilt Kanada als positives Beispiel für den kontrollierten Verkauf. In den Niederlanden wird die Verteilung von Cannabis als Konsumgut über private Coffeeshops durchgeführt, die sich an strenge Regularien halten müssen. Zum Beispiel dürfen solche Coffeeshops weder Alkohol verkaufen, noch dürfen sie größere Mengen Cannabis lagern. Ein großes Problem der niederländischen Drogenpolitik ist der verbotene gewerbliche Anbau. Die Coffeeshops müssen sich daher illegaler Quellen bedienen, um ihr legales Geschäft am Laufen zu halten. Auch in Kanada findet der Verkauf durch staatlich lizenzierte Abgabestellen statt, die das Cannabis über ebenfalls staatlich lizenzierte Produzierende erhalten. Die Tschechische Republik folgt einer sehr liberalen Linie: Bis zu einer bestimmten Menge ist jeglicher Besitz von Drogen frei von strafrechtlichen Folgen. Der Grenzwert für den Besitz von Marihuana liegt zum Beispiel bei 15 Gramm. Der Handel mit Drogen ist allerdings weiterhin illegal. Ein weiteres interessantes Beispiel der Entkriminalisierung ist das drogenpolitische Konzept Portugals. Schon 2001 wurde in Portugal der Besitz und Konsum aller Drogen für den Eigenbedarf entkriminalisiert. Der Eigenbedarf wird in diesem Fall durch eine Menge von maximal 25 Gramm Marihuana definiert. Während größere Mengen unter das Strafrecht fallen, gelten auch kleine Mengen bis 25 Gramm trotzdem noch als Ordnungswidrigkeit und werden mit Erziehungsmaßnahmen geahndet. Wer erwischt wird, muss sich vor einer Kommission zur Bekämpfung der Drogenabhängigkeit verantworten.

Besonders das kanadische Konzept und das der Niederlande schafft neue Jobmöglichkeiten. In den niederländischen Coffeeshops arbeiten vor allem Verkaufskräfte, sogenannte Budtender. Darüber hinaus braucht es Personen, die sich um den Einkauf beziehungsweise die Beschaffung von Cannabis kümmern. Da Coffeeshops nicht mehr als 500 Gramm Cannabis auf Lager haben dürfen, benötigen sie ständig Nachschub. Durch die niederländische Rechtslage sind die Coffeeshops gezwungen, mit dem Schwarzmarkt zu handeln, weshalb in dieser Branche vor allem logistische Berufe sehr wichtig sind. In diesem Kontext sind somit Lieferantinnen und Kuriere zu nennen, die zwischen Coffeeshops, Depots und Lagerräumen unterwegs sind. Zu ihren Aufgaben gehört unter Umständen ebenfalls der Schmuggel von Cannabis, um im Laden die besten Produkte und den besten Stoff anbieten zu können. Darüber hinaus sind wirtschaftswissenschaftliche Berufe für die niederländischen Coffeeshops enorm wichtig, um das Geschäft sauber zu halten und den Einkauf von Cannabis auf dem Schwarzmarkt oder dessen Schmuggel zu verschleiern.

Das kanadische Legalisierungskonzept hält deutlich weniger Risiken bereit, in illegale Aktivitäten verstrickt zu werden. Erst einmal finden sich hier die gleichen Jobmöglichkeiten wie in den Niederlanden: Budtender, Einkäufer*in, Lieferanten und Buchhaltung. Durch die legalen Lieferketten sind die Lieferenden allerdings keinem so großen Risiko ausgesetzt. Außerdem hält der kanadische Cannabishandel noch weitere Berufsmöglichkeiten bereit, die sich mit dem Anbau und der Qualitätsprüfung auseinandersetzen. Gegebenenfalls sind diese sogar durch bestimmte Hochschulabschlüsse für genau diesen Beruf qualifiziert. An kanadischen Universitäten werden seit einigen Jahren sogar Kurse und Seminare mit den Schwerpunkten Cannabisgeschäft und Cannabisproduktion angeboten. In diesen lernen die Studierenden neben der richtigen Pflege der Pflanze auch rechtliche Aspekte zum Anbau und können sich auch mit Inhalten zum Vertrieb und Marketing auseinandersetzen.

Die US-amerikanische Cannabispolitik unterscheidet sich von Bundesstaat zu Bundesstaat. Während vor allem die liberaleren Bundesstaaten an der Westküste wie beispielsweise Kalifornien den Besitz von Cannabis legalisiert haben, herrscht vor allem in den Bundesstaaten des mittleren Westens mit konservativeren Regierungen noch vielerorts keine vollständige Legalisierung. Obwohl nur in wenigen Staaten Cannabis als Konsumgut komplett straffrei ist, hat das seit 2017 für einen explosionsartigen Zuwachs an Jobs und Jobmöglichkeiten gesorgt. Allein in den sogenannten „Legal States“ wurden bis 2020 rund 250.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Pläne für das deutsche Konzept der Legalisierung

Schon im ehemaligen Deutschen Reich kannte man Cannabis. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Droge zum ersten Mal reguliert. Während vorher sowohl Konsum als auch Verkauf keinen Auflagen unterlagen, wurde der Verkauf schließlich auf Apotheken eingeschränkt. Im frühen 20. Jahrhundert wurde Cannabis erstmals international durch die Opiumkonvention von Den Haag 1912 geregelt. In Deutschland wurden diese Vorschriften allerdings erst 1919 als Teil des Versailler Vertrages erzwungen. Bis am 10. Dezember 1929 das erste Opiumgesetz im Deutschen Reich den Verkauf von Cannabis und anderen Rauschmitteln regelte, wurden die internationalen Vorgaben sehr locker gehandhabt. Mit Inkrafttreten des Opiumgesetzes konnte Cannabis schließlich nur noch mit einem Rezept in Apotheken erworben werden. Zusätzlich benötigten sowohl Apotheken als auch Produzenten Genehmigungen der damaligen Landeszentralbehörde und des Reichsinnenministers. Weitere Rauschmittel, die mit diesem Gesetz geregelt wurden, waren Heroin und Produkte der Kokapflanze.

Dieses Gesetz hatte bis in die 1970er-Jahre Bestand, bis das Gesetz am 22. Dezember 1971 durch das Betäubungsmittelgesetz abgelöst wird. Dieses Gesetz besagt im Grunde, dass jeglicher Anbau, Handel, Besitz und Verkauf verboten ist und somit strafbar.

Der aktuelle Plan der deutschen Bundesregierung ist eine Cannabisfreigabe nach dem kanadischen Vorbild, welche für Cannabis das Betäubungsmittelgesetz ablösen würde. Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, das Ziel, sei eine „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“. Das bedeutet, es braucht staatlich lizenzierte Fachgeschäfte und staatlich lizenzierte Produktionen, um so dem Schwarzmarkt entgegenzuwirken. Der Eigenanbau bleibt somit weiterhin verboten. Darüber hinaus beinhaltet der deutsche Plan keine Coffeeshops und ähnliche Einrichtungen, in denen das Cannabis konsumiert werden kann, sondern nur den Erwerb im Fachgeschäft. Neben den Fachgeschäften wird außerdem über die Möglichkeit diskutiert, Apotheken in den Verkauf von Cannabis als Rauschmittel miteinzubeziehen. So soll auch in ländlichen Regionen, wo Fachgeschäfte nur wenig profitabel wären, sichergestellt werden, dass sich die Konsumierenden nicht trotzdem an den Schwarzmarkt wenden.

Bedeutung der Legalisierung für den Arbeitsmarkt

Der deutsche Markt bietet voraussichtlich in Zukunft die gleichen Karrierechancen und Berufsmöglichkeiten wie Kanada. Für die Geschäfte und die Unternehmen im Cannabisverkauf ergeben sich somit folgende Jobmöglichkeiten:

 

Was den Anbau und die Produktion von Cannabis angeht, sind folgende Berufsmöglichkeiten denkbar:

 

Für viele dieser Berufe existieren bereits Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten. Insbesondere für die Berufsgruppen in den Geschäften und den Büros der Unternehmen wird keine großartige Einarbeitungsphase oder Umgewöhnung notwendig sein, da viele der beruflichen Abläufe branchenübergreifend gleich bleiben. Nichtsdestotrotz schadet es nicht, die eigenen Kenntnisse über Cannabis als Business zu erweitern. Außerdem werden die Verkäufer und Verkäuferinnen wohl entsprechende Schulungen und Sicherheitschecks durchlaufen müssen, bevor sie berechtigt sind, Cannabis zu verkaufen. Für diejenigen, die in der Produktion tätig sind und sich um den steten Nachschub von Cannabis kümmern, sieht es ein wenig anders aus: Sie benötigen vor allem Fachwissen über den Anbau und die Zucht von Hanf und die Gewinnung von Marihuana. So wie es in Kanada seit einigen Jahren bereits der Fall ist, könnten auch an deutschen Hochschulen und Universitäten bestimmte Kurse und Seminare, möglicherweise sogar eigenständige Studiengänge, für den Fachbereich entstehen.

Genauere Angaben zu den möglichen Gehältern lassen sich bisher nicht treffen, da es sich um eine neue Branche auf dem deutschen Markt handelt. In Holland können Budtender zum Beispiel bis zu 37.000 Euro brutto im Jahr verdienen, während das Jahresgehalt von Cannabisbauern mindestens 40.000 Euro brutto im Jahr beträgt. Ob die Gehälter in Deutschland genauso hoch ausfallen, wird sich erst nach der Legalisierung zeigen. 

Bis es allerdings so weit ist, dass in Deutschland Cannabis legal erworben werden kann und sich dieser neue Arbeitsmarkt öffnet, kann es noch dauern. Geplant ist eine Legalisierung in dieser Legislaturperiode, also spätestens 2025. Während Grüne und FDP es bisher nicht wagten, einen konkreten Zeitpunkt festzulegen, will die SPD aber noch in diesem Jahr einen ersten Gesetzentwurf vorlegen. Allerdings dauert es durchschnittlich 175 Tage, bis ein Gesetzentwurf als Gesetz verabschiedet wird. In diesem Fall wird es tendenziell sogar länger dauern, da der zuständige Drogenbeauftragte Burkhard Blienert ankündigte, so gründlich wie möglich zu arbeiten und alle Eventualitäten zu überprüfen. Somit sollte nicht damit gerechnet werden, dass vor 2023 ein entsprechendes Gesetz verabschiedet wird.

Aktuelle Stellenangebote:

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Quellen:

Augsburger Allgemeine

daserste.de

Deutsche Welle

Hanfverband.de

Leafly Jobs Report

LinkedIn Canada

ndr.de

planet-wissen.de

Redaktionsnetzwerk Deutschland

Reichsgesetzblatt vom 10. Dezember 1929

spiegel.de

swp.de

tagesschau.de

web.de

zdf.de

 

0
Danke für Ihre Bewertung!
Zur Newsübersicht