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Erfahrung zählt: Warum die Wechseljahre keine Karrierebremse sein müssen

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Kategorie: Karriere & Ratgeber
09.05.2023
Eine Frau fächert sich bei der Arbeit Luft mit einem Fächer zu.

Karriere trotz Wechseljahre? Die natürliche Phase im Leben einer Frau kann zu Herausforderungen im Berufsleben führen. Um die Wechseljahre, auch Menopause genannt, rankt sich eine Kultur des Schweigens, denn es handelt sich um eins der Tabuthemen der Arbeitswelt. Während mit Diversität, Chancengleichheit und Gleichstellung geworben wird, scheinen die Wechseljahre mit Scham behandelt zu werden und ein Problem der Frauen zu bleiben. Andere Länder zeigen: Es geht besser!

In diesem Artikel geht es um die Vereinbarkeit der Wechseljahre und der Karriere.

Was passiert im Körper einer Frau während der Wechseljahre?

Mit dem Einsetzen der Wechseljahre wird das Ende der reproduktiven Phase im Leben einer Frau eingeleitet. Es kommt zu einer Veränderung des Hormonhaushalts, da die Hormone Östrogen und Progesteron weniger produziert werden als zuvor. Der Rückgang dieser Hormone im Körper bringt eine Reihe von Symptomen mit sich, die bei jeder Frau unterschiedlich auftreten.  

Mögliche Symptome können sein: 

  • Der Kreislauf spielt verrückt, plötzliche Schweißausbrüche, Hitzewallungen und dauerhaftes Schwitzen, manchmal erhöhter Herzschlag 
  • Man ist weniger belastbar, häufig nervös und angespannt, erhöhte Reizbarkeit 
  • Weniger stressresistent, innere Unruhe 
  • Spontane Stimmungsschwankungen 
  • Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen 
  • Schlafstörungen 
  • Blasenentzündungen, Blasenschwäche 

 

Kurzum: Frauen haben mit physischen und psychischen Belastungen zu kämpfen, in einer oftmals bereits schwierigen Lebensphase. Die Menopause beginnt bei den meisten Frauen im Alter zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr und ist üblicherweise im Alter von 58 bis 60 Jahren abgeschlossen. Dieser Verlauf ist jedoch bei jeder Frau individuell.   

Neben den körperlichen Veränderungen kommt es in dieser Phase oft zu persönlichen Veränderungen, wie die Scheidung vom langjährigen Partner oder Partnerin oder der Auszug der Kinder. All das ist „nebenher“ zu bewältigen und im Joballtag sollte man sich im besten Fall nichts anmerken lassen, da in dieser Lebenszeit vielleicht die Beförderung schlechthin ansteht. Es wird deutlich, dass sich hieraus Probleme ergeben, die die Karriere beeinflussen können. 

So beeinflussen die Wechseljahre die Karriere

Im Rahmen einer im Jahr 2022 durchgeführten Studie in Großbritannien wurden 500 Frauen befragt, die Symptome der Wechseljahre erleben. 42 Prozent von ihnen gaben an, aufgrund der Menopause darüber nachgedacht zu haben, den Job zu wechseln. Zudem kam die Befragung zu der Erkenntnis, dass 70 Prozent der Frauen diese Symptome beim Arbeitgeber nicht angesprochen haben. Als Grund dafür wurde von 26 Prozent angegeben, dass es ihnen zu peinlich sei und von 28 Prozent, dass sie Angst hätten, dadurch für ihre Arbeit unfähig zu wirken.  

Eine weitere Studie, ebenfalls aus Großbritannien, kam zu ähnlichen Ergebnissen. Im Jahr 2021 wurden hier 2.376 Mitarbeitende aus dem Finanzsektor aus über 100 verschiedenen Organisationen zu diesem Thema befragt, davon 2.089 Frauen und 287 Männer. Von den befragten Teilnehmerinnen, die sich zu dieser Zeit in der Menopause befanden, gaben 25 Prozent an, dass sie aufgrund dessen unter Umständen eher aus dem Berufsleben ausscheiden würden. 47 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass sie sich aufgrund der Wechseljahre eher nicht um eine Beförderung bemühen würden und 52 Prozent gaben sogar an, dass sie deswegen keine zusätzliche Verantwortung übernehmen wollen. Und das nicht etwa, weil diese Frauen keinen beruflichen Aufstieg wollten, denn 38 Prozent gaben an, eine höhere Position angestrebt zu haben.  

Diese und weitere Studien machen deutlich: Selbst die talentiertesten Frauen stoßen durch die Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und plötzliche Hitzewallungen an ihre Grenzen. Laut verschiedener Untersuchungen dauern die Beschwerden zwischen mehreren Monaten bis hin zu mehreren Jahren an. Das unrealistische Idealbild einer Karrierefrau, die sich stetig unter Beweis stellt und dabei möglichst gut aussieht, sorgt dabei für zusätzlichen Druck auf Frauen während der Wechseljahre.  

Was können Unternehmen verbessern, um Frauen in ihren Wechseljahren zu unterstützen?

Die grundlegende Entwicklung ist positiv: Frauen machen einen immer größeren Anteil der Arbeitskräfte aus, vor allem bei Betrachtung der fortgeschritteneren Jahrgänge. Im Alter zwischen 45 und 55 Jahren arbeiten mehr als 83 Prozent der Frauen und holen dabei fast die Männer ein. Das bedeutet auch: Die Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen müssen ernst genommen werden. 

Konkret: Frauen müssen am Arbeitsplatz stärker gefördert werden. Doch wie genau? Sicherlich ist es umstritten, inwieweit Arbeitgeber auf die Wechseljahre eingehen sollten, allerdings zeigt Großbritannien hier nun einmal mehr, wie in der Zukunft mit dem Thema umgegangen werden könnte. Dort gibt es inzwischen viele Unternehmen, die Wechseljahresberater anstellen, an die Frauen sich mit ihren Sorgen wenden können. Gleichzeitig werden Aufklärungskampagnen durchgeführt, um Vorgesetzte und Kollegen für das Thema zu sensibilisieren. Es gibt sogar eine Zertifizierung für Arbeitgeber als „menopause friendly“, wenn entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden.  

Viele Frauen haben Angst davor, von den Führungskräften aufgrund der Menopause herabwürdigend behandelt zu werden, besonders wenn Männer in den Führungspositionen vertreten sind. Die Tatsache, dass die Wechseljahre als Tabuthema behandelt werden, führt zu keiner Verbesserung. Vielmehr sollte das Thema als normal angesehen und Aufklärung geleistet werden. So hat das University College London klare Richtlinien in Form der „Menopause Guidance“ entwickelt, die sich an Betroffene sowie Führungskräfte und Kolleginnen und Kollegen richtet. Einige Anpassungen sind: 

  • Frauen, die an Symptomen der Wechseljahre leiden, sollen ärztliche Hilfe aufsuchen und Kollegen, Kolleginnen und ggf. HR in Kenntnis setzen 
  • Ein universitätsinternes Unterstützungsnetzwerk 
  • Die Bürotemperatur soll kontrollierbar sein 
  • Die Arbeitskleidung, wie Blazer oder Kittel, soll flexibel an- und ausgezogen werden dürfen und es soll ein dafür vorgesehenes Fach zur Unterbringung geben 
  • Häufigere Pausen während der Arbeitszeit sollen erlaubt werden 

 

Weitere Möglichkeiten, die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmerinnen in den Wechseljahren zu verbessern, sind: Zugang zu kaltem Trinkwasser und Ruheräumen, Arbeitskleidung, wenn möglich aus Naturfaser, und möglichst keine Arbeit in engen Büroräumen mit vielen Mitarbeitenden.  

Es zeigt sich, dass es oft kleine Änderungen sind, die den Arbeitsalltag für Frauen während der Wechseljahre angenehmer gestalten können.  

Was können Frauen selbst tun, um die Arbeitsbedingungen während der Wechseljahre zu verbessern?

Es gibt ein paar Tipps, die dabei helfen können, den Arbeitsalltag angenehmer zu gestalten. Grundsätzlich heißt es, dass Frauen, die sich mit dieser Lebensphase eindringlich auseinandersetzen und diese akzeptieren, anstatt sich dagegen zu wehren, oft weniger Symptome haben.  

Einige Tipps sind: 

  • Leichte Kleidung aus Naturstoffen tragen 
  • Regelmäßige Pausen einlegen, wenn möglich 
  • Ausreichend Wasser trinken 
  • Ein Handventilator oder Fächer nutzen 
  • Die Beschwerden nicht versuchen zu unterdrücken, da es dadurch oft schlimmer wird 
  • Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung 

 

Auch ein offenes Gespräch mit Kolleginnen, Kollegen und dem Arbeitgeber kann dabei helfen, den Arbeitsalltag zu entlasten.  

Fazit: Wie mit Wechseljahren umgehen?

Es ist wichtig, dass das Thema Wechseljahre bei arbeitstätigen Frauen nicht mehr als Tabuthema angesehen wird. Offene Kommunikation, Sensibilisierung und Aufklärung von allen Parteien, können dabei helfen. Die Maßnahmen, die in Großbritannien vorgenommen werden, machen dies deutlich. Auch in Deutschland gibt es Dienstleister, die externe Schulungen für Mitarbeitende anbieten und versuchen, ein besseres gegenseitiges Verständnis innerhalb einer Organisation zu schaffen. Letztlich sollte Unternehmen bewusst sein, dass ihnen eine unglaubliche Arbeitskraft verloren gehen kann, wenn sie sich nicht mit den Wechseljahren auseinandersetzen. 

Quellen:

lasea.de 

personalwirtschaft.de 

fertifa.com 

personalwirtschaft.de 

wechseljahre-verstehen.de 

wexxeljahre.de 

dr-schreibers.at 

wellbeingofwomen.org.uk 

faz.net 

ucl.ac.uk 

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