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Und wofür brauch' ich das später mal? – Für diese Berufe braucht man Latein

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Kategorie: Berufe & Gehälter
24.05.2022
Totale Aufnahme einer Gruppe von Freunden, die reisen und sich die Sehenswürdigkeiten ansehen

Viele Schüler*innen und Student*innen stellen sich die Frage „Braucht man Latein später im Beruf?“. Die Beantwortung dieser Frage hängt stark vom Job und dem Studiengang ab, den man ausüben oder belegen möchte. Latein benötigt man nämlich in der Regel nur für Berufe, die ein Studienabschluss voraussetzen.

Mittlerweile haben sich die Studiengänge, die das Latinum voraussetzen, deutlich reduziert. Davon sind besonders Bachelorstudiengänge betroffen. Für den Master oder eine Promotion werden häufig noch Lateinkenntnisse vorausgesetzt. Darüber hinaus können Bundesländer und Universitäten selbstständig entscheiden, ob Studierende Lateinkenntnisse benötigen oder nicht.

Doch für welche Studiengänge und Berufe benötigt man Lateinkenntnisse? Wie ausgeprägt müssen diese sein und kann man das Latinum noch nachholen? Der Artikel gibt eine Antwort auf diese Fragen.

Was ist das Latinum?

Ein Latinum ist der Nachweis für Lateinkenntnisse. Das kleine Latinum bezeichnet demnach grundlegende Lateinkenntnisse, während fortgeschrittene Lateinsprecher*innen das große Latinum verliehen bekommen. Offiziell wird zwischen den beiden Formen nicht mehr unterschieden und es ist häufig nur noch die Rede von „Lateinkenntnissen“, wenn es um die universitäre Zugangsberechtigung geht. Obwohl viele Bundesländer entweder das große Latinum anbieten oder keinen Unterschied zwischen den Stufen machen, bieten Nordrhein-Westfalen oder Thüringen immer noch das kleine Latinum an.

Viele Schülerinnen und Schüler erwerben das Latinum automatisch nach Abschluss des Abiturs, wenn sie zuvor drei bis sechs Jahre Lateinunterricht nachweisen können und die Noten mindestens ausreichend waren. Der Umfang des Unterrichts richtet sich danach, ob der Kurs ein Grund- oder Leistungskurs war. Das Latinum kann aber auch an Volkshochschulen oder im Fernstudium erlangt werden.

Für welche Studienfächer benötigt man Latein?

Lateinkenntnisse waren noch vor wenigen Jahren für eine Reihe von Studiengängen unabdingbar. Heute gibt es keine einheitlichen Regelungen mehr, sondern Universitäten und Bundesländer entscheiden, ob ein Latinum für bestimmte Studiengänge Pflicht ist. Für diese Studienfächer ist Latein relevant:

Sammelbezeichnung

Studiengänge

Sprachwissenschaften

  • Germanistik und Anglistik
  • Romanische Sprachen: Französisch, Spanisch und Latein
  • Übersetzungs- und Dolmetscherwissenschaft

Geisteswissenschaften

  • Ägyptologie
  • Altertumswissenschaft
  • Altphilologie
  • Archäologie
  • Erziehungswissenschaft
  • Geschichte
  • Kulturwissenschaft
  • Literaturwissenschaft
  • Mediävistik
  • Philosophie
  • Theologie

Naturwissenschaften

  • Biologie
  • Human-, Zahn- und Tiermedizin
  • Pharmazie

Rechtswissenschaft

  • Jura

Auch wenn geforderte Lateinkenntnisse von der Universität abhängen, gibt es einige Studiengänge, bei denen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass sie Lateinkenntnisse voraussetzen. So gehören Germanistik, Romanische Sprachen, Theologie, Philosophie, Mediävistik, Geschichte, Archäologie, Tiermedizin und Ägyptologie zu diesen Studienfächern. Viele dieser Studiengänge bauen sprachlich auf dem Lateinischen auf oder befassen sich mit Texten in dieser Sprache.

Bei den restlichen Studienfächern besteht eher die Chance, auch ohne Lateinkenntnisse einen Abschluss zu erlangen. Viele Jahre waren für Jura, Humanmedizin und Pharmazie ein Latinum gefordert, aber auch dies ist nicht mehr zwangsläufig nötig. Diese Regelungen können sich jedoch wieder ändern, weshalb in jedem Fall die Bestimmungen der einzelnen Universitäten berücksichtigt werden müssen.

Latein studieren ohne Lehramtsoption

Studierende, die Latein ohne Lehramtsoption studieren, benötigen Lateinkenntnisse. Alternativ wird das Studium auch Latinistik oder lateinische Philologie genannt. In diesem Studiengang lernen die Studentinnen und Studenten alles über die lateinische Sprache, die Literatur, die Kultur und die Feinheiten der Grammatik. Ihre bislang erworbenen Lateinkenntnisse können sie somit ausweiten. Im Gegensatz zum bisherigen Unterricht können die Studierenden diesmal auch das Anwenden der Sprache durch Rückübersetzungen vom Deutschen ins Lateinische üben.

Fähigkeiten, die Studentinnen und Studenten während des Lateinstudiums erwerben, sind das Analysieren und Interpretieren von komplexen Sachverhalten. Damit fördern Studierende ihr logisches und kreatives Denken. Darüber hinaus entwickeln sie geschichtliches und kulturelles Verständnis sowie Kommunikationsfähigkeiten. Klassische Berufe, die diese Fähigkeiten voraussetzen, sind beispielsweise Bibliothekar*innen, Redakteur*innen oder Marketing-Manager*innen. Für letzteres werden jedoch noch weitere Qualifikationen im Marketing-Bereich erwartet. Eine andere Möglichkeit ist es, in die Forschung zu gehen oder als Lateindozent*in zu arbeiten. Dafür ist ein Masterstudium mit anschließender Promotion Voraussetzung.

Latein studieren mit Lehramtsoption

Die Vermittlung von Latein liegt in der Hand von Lateinlehrer*innen. Deshalb bieten viele Universitäten ein Lehramtsstudium in Latein an. Auch hierfür sind Lateinkenntnisse von Vorteil. Das Lehramtsstudium ist in Bachelor und Master aufgeteilt und beinhaltet viele Schulpraktika. Im Anschluss müssen Interessent*innen ein Referendariat antreten, um ihre Eignung für den Beruf zu beweisen. Im Unterschied zum klassischen Lateinstudium müssen Lehramtsstudierende auch didaktische und pädagogische Seminare belegen. Häufig müssen die Lehramtstudent*innen mindestens noch ein weiteres Unterrichtsfach neben Latein studieren.

Latein im Beruf – Diese Vorteile hat die „tote Sprache“

Der Nutzen von Latein im Berufsleben ist umstritten. Eine wichtige Funktion von Sprache ist es, sich verständigen zu können. Da Latein als „tote Sprache“ gilt – also nicht mehr gesprochen wird – verfällt dieser Vorteil. Jedoch profitieren Menschen mit Lateinkenntnissen von sogenannten Transfereffekten: Eine Sprache zu lernen, fördert das logische Denken und erleichtert das Lernen anderer Sprachen. Gleichermaßen erfahren Lateininteressierte einiges über die Kultur Europas. So profitieren Arbeiter*innen in bestimmten Berufsfeldern von der Sprache, auch wenn sie nicht zwangsläufig für den Beruf benötigt wird.

Viele Fachbegriffe haben ihren Ursprung im Lateinischen. So können Biolog*innen und Botaniker*innen die Bedeutung von Pflanzen von ihrem lateinischen Namen ableiten oder auch Begriffe wie Mutation auf ihren lateinischen Ursprung mutare (verändern) zurückführen. Auch Ärzt*innen oder Ergotherapeut*innen nutzen ähnliche Effekte. Fachbegriffe von Krankheiten, Körperteilen oder Muskelgruppen können im Terminologiekurs so leichter nachvollzogen werden. Berufe mit stärkerem lateinischem Schwerpunkt sind:

  • Historiker*innen: 3.180 – 4.130 €
  • Altphilolog*innen: 3.830 – 5.020 €
  • Lateinlehrer*innen: 3.600 – 4.940 €
  • Archäolog*innen: 3.250 – 4.270 €
  • Philosoph*innen: 2.500 – 6.300 €

 

Für Berufe, die viel Allgemein-, Kultur- und Geschichtswissen erfordern, können sich Lateinkenntnisse ebenfalls auszahlen. Das sind beispielsweise Politiker*innen, Diplomat*innen, Kurator*innen sowie wissenschaftliche Mitarbeiter*innen in Bibliotheken oder an Hochschulen. Auch Journalist*innen, Literaturwissenschaftler*innen und Soziolog*innen können von der sprachlichen und kulturellen Bandbreite der lateinischen Sprache profitieren.

Das Latinum nachholen

Latein wird in vielen deutschen Schulen schon ab der sechsten oder siebten Klasse angeboten. Einige Schüler*innen wissen in dem Alter jedoch noch nicht, welchen Beruf sie später einmal ausüben möchten und entscheiden sich eher für Französisch, Hauswirtschaft oder Technik. Wenn sie sich dann jedoch für ein Studium mit Lateininhalten entscheiden, fehlt dieses Wissen und muss nachgeholt werden. Dafür haben sie mehrere Möglichkeiten.

Wenn das Latinum Voraussetzung für die Immatrikulation in dem Studiengang ist, muss es vorher nachgeholt werden. Das kann mithilfe von Intensivkursen oder Ergänzungsprüfungen an Volkshochschulen oder im Fernstudium stattfinden, die jedoch selbst finanziert werden müssen. Je nach Art und Intensität des Kurses kann das Nachholen mehrere Wochen bis Monate dauern.

Das Latinum kann auch während des Studiums nachgeholt werden. Das nimmt mindestens zwei Semester und viel Lernzeit in Anspruch. Universitäten bieten häufig interne Kurse und Prüfungen an, die jedoch oft überfüllt sind. Auch in diesem Fall bietet sich ein Fernstudium an, bei dem sich die Teilnehmer*innen ihre Zeit oft selbst einteilen können.

Quellen:

Erftgymnasium.de

Helpster.de

Latinumbestehen.de

Meineuni.de

SGD.de

Spiegel.de

Superprof.de

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