Fürs Anstehen oder Erschrecken bezahlt werden? - Außergewöhnliche Berufe

Langweilige Berufe wie Versicherungskaufmann, Buchhalter oder Reinigungskraft gehören der Vergangenheit an, denn immer mehr neue und spannende Jobs tauchen auf dem Arbeitsmarkt auf. Einige von diesen Berufen sind jedoch so außergewöhnlich, dass nur sehr wenige Menschen sie kennen. Doch welche außergewöhnlichen Jobs gibt es auf der Welt? In welchen Branchen findet man sie und wie viel kann man mit ihnen verdienen?
Diese außergewöhnlichen Berufe gibt es in Deutschland
Ungewöhnliche Berufe verbergen sich in den alltäglichsten Orten und Situationen. So auch in der Innenstadt, die eine Reihe von Shopping-Möglichkeiten bietet, wo sich Warteschlangen bilden können. Inmitten einer solchen Menschenschlange können sich professionelle Ansteher*innen befinden. Diese werden engagiert, um sich zum Beispiel für Konzertkarten- und Schlussverkäufe anzustellen, und verdienen so etwas zusätzliches Geld. Ansteherinnen und Ansteher können auch dazu beauftragt werden, Plätze in öffentlichen Kongresssitzungen oder Ausstellungen zu erhalten. Mit 20 bis 27 Euro pro Stunde entspricht diese Arbeit einem sehr gut bezahlten Studentenjob.
Ein detaillierter Blick in die Innenstadt kann auch den Beruf der lebenden Schaufensterpuppe aufdecken. In diesem ungewöhnlichen Beruf soll durch nonverbale Interaktion mit den Passanten Aufmerksamkeit für den Einkaufsladen erregt werden. Dieser Job eignet sich für Leute mit einer Pantomimen-Ausbildung. Apropos Puppen: Puppendoktor*innen können traurige Kinderaugen wieder zum Leuchten bringen, indem sie ihre geliebten Puppen und Kuscheltiere reparieren. Diese besonderen Ärzte haben meist eine abgeschlossene Ausbildung in einem Handwerksberuf und nutzen Kenntnisse aus der Modellierung und dem Nähen, um moderne Puppen, aber auch antikes Spielzeug oder Unikate zu restaurieren. Pro Auftrag verdienen sie damit um die 200 Euro.
Nach den mühsamen Stunden in einer Warteschlange kann ein Zwischenstopp in einem asiatischen Restaurant nicht schaden. Unter den kulinarischen Köstlichkeiten befinden sich häufig auch Glückskekse, die kleine Überraschungen in sich bergen. Doch wer verfasst diese Glückskeksweisheiten? Sogenannte Glückskeksautor*innen sind wortgewandte Texter, Redakteurinnen oder Freelancer aus den Bereichen Medien, Geisteswissenschaften oder Journalismus, deren Aufgabe es ist, Sprüche für die Glückskekse zu verfassen. Damit können sie jährlich rund 69.000 Euro verdienen.
Einen deutlich skurrileren Beruf üben Schlussmacher*innen aus. Sie verdienen Geld, indem sie die Beziehungen anderer Menschen persönlich beenden oder indem sie anrufen, SMS schreiben oder Briefe verfassen. Eine Agentur in Berlin beschäftigt sich mit diesem Arbeitsbereich und erhält täglich eine Handvoll Anfragen, die mit 30 bis 65 Euro pro Auftrag vergütet werden.
Weitere außergewöhnliche Berufe sind:
- Sextoytester*in: 30.000 Euro im Jahr
- Wasserrutschentester*in: 34.000 Euro im Jahr
- Seriengucker*in: 10 Euro pro Stunde
- Taschentuchschnüffler*in: 48.000 Euro im Jahr
Ungewöhnliche Berufe im Freien
Ein Ausflug in den Wald, um Pilze zu sammeln, kann so einige Fragen aufwerfen. Um leidenschaftliche Pilzsammler*innen vor Vergiftungen zu schützen, gibt es Pilzberater*innen, auch Pilzsachverständige genannt, die unerfahrenen Sammler*innen zur Essbarkeit der Pilzarten beraten, aber auch Marktkontrollen, Vorträge und Exkursionen durchführen. Die Ausbildung erfolgt durch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM). Ein Besuch auf einem Jahrmarkt oder einer Kirmes löst weniger Ängste aus, es sei denn man betritt eine Geisterbahn. Besucher*innen könnten dort nämlich auf Erschrecker*innen treffen, die von Maskenbildner*innen als Zombies, Mumien oder Monster verkleidet werden und den Leuten das Fürchten lehren. Dies gelingt ihnen dadurch, dass sie sich verstecken und im richtigen Moment hervorspringen, um die Besucher*innen zu erschrecken. Erschrecker*in ist kein klassischer Ausbildungsberuf, wird häufig nebenberuflich ausgeführt und mit circa 6,50 pro Stunde vergütet.
Auch am Wasser können einem die ein oder anderen seltsamen Berufsgruppen begegnen. Dazu zählt beispielsweise die Meerjungfrau, die als Unterwassermodel arbeitet, in Schwimmbädern oder am Meer Fotoshootings hat und für Veranstaltungen oder Messen als Attraktion gebucht wird. Für diese Arbeit braucht man eine Tauchausbildung und muss einen Apnoe-Kurs absolvieren, um Techniken für das lange Luftanhalten zu erlernen. Das Gehalt variiert zwischen 50 und 200 Euro pro Stunde. Um für die Meerjungfrau einen geeigneten Strand für das Fotoshooting zu finden, kann auf die Arbeit von Strandtester*innen, auch Beach-Inspector genannt, zurückgegriffen werden. Sie erfassen, fotografieren, filmen und bewerten Strände, verfassen Einträge und laden Bilder und Videos in den Beiträgen hoch, um Besucher*innen über die verschiedenen Orte zu informieren. Diesen Job üben vor allem Freiberufler*innen aus. Auch vorhandene Kokospalmen sollten erfasst werden, denn dann könnten Besucher*innen sich auf die Anwesenheit von Kokosnuss-Sicherheitsbeauftragten einstellen. Sie sind dafür verantwortlich, Besuchende von Stränden vor herunterfallenden Kokosnüssen zu schützen, indem sie auf die Palmen klettern und schauen, welche Früchte in Kürze herunterfallen könnten. Potenziell gefährliche Kokosnüsse entfernen sie vom Baum.
Ausgefallene Berufe mit Tieren
Anders als beim Menschen ist es bei Tieren schwierig, das Geschlecht zu bestimmen. Dazu zählt auch Nutzgeflügel. Geflügelgeschlechtsfinder*innen sind jedoch genau auf diese Arbeit spezialisiert. Sie begutachten pro Tag 5.000 bis 7.000 Küken und suchen für den Zuchtbetrieb männliche Küken heraus. Das bringt ihnen circa 46.000 Euro im Jahr ein. Ein anderes Tier, von welchem die Menschen profitieren wollen, sind Schlangen. Aus ihrem Gift können Heilmittel für Krankheiten wie Epilepsie, Rheuma oder Gicht und Erkenntnisse für die Krebsforschung gewonnen werden. Die Menschen, die dies beruflich machen, nennt man Schlangenmelker*innen. Der Job wird auf einer Schlangenfarm ausgeübt, wo auch die Ausbildung absolviert werden kann. Bis zu 880 Euro kann ein Schlangenmelker bzw. eine Schlangenmelkerin pro Gramm Gift verdienen.
Deutlich ungefährlichere Tiere sind Vögel, die zeitweise auch erschreckt werden müssen, um beispielsweise reibungslosen Flugverkehr zu gewährleisten. Damit beschäftigen sich Bird Controller, die auch Fachkräfte für biologische Flugsicherheit genannt werden. Als lebende Vogelscheuchen versuchen sie den Flugplatz an Flughäfen so unattraktiv wie möglich zu gestalten, damit sich dort so wenig Vögel wie möglich befinden. Im schlimmsten Fall könnte ein Vogelschwarm in der Turbine eines Flugzeugs für einen Absturz und für den Tod einiger Tiere sorgen. Etwas weniger Verantwortung trägt der Beruf des Schwanenbeauftragten, der in Hamburg liebevoll Schwanenvater genannt wird. Sie sorgen sich um das Wohlergehen von Schwänen, behandeln Verletzungen, bringen sie im Winter in ein Quartier und im Frühling zurück an den See.
Skurrile Berufe in anderen Ländern
In Deutschland gibt es die Schwanenbeauftragten, in England die Schwan-Zähler*innen. Da das britische Königshaus Wildschwäne besitzt, braucht es das richtige Personal, um die Tierzahlen an der Themse regelmäßig zu erfassen. Darüber hinaus verarzten und füttern sie die Tiere. Doch wie wird eigentlich entschieden, welches Tierfutter zu welcher Qualität hergestellt wird? Damit beschäftigen sich Tierfutter-Vorkoster*innen. Sie testen nicht nur den Geschmack, sondern auch die Konsistenz von Tiernahrung. Die Proben müssen sie allerdings nicht herunterschlucken. Dieser Beruf wird bislang nur vom Engländer Simon Allison ausgeübt, der für den Tierfutterkonzern Marks and Spencer Tiernahrung vorkostet. Für diesen weniger geschmackvollen Beruf erhält er jedoch nur rund 23.000 Euro jährlich.
Im Nordatlantik gibt es die International Ice Patrol (IIP), die für die Überwachung von Eisbergen verantwortlich ist. Dafür schicken sie Eisberg-Sucher*innen mit Booten aufs Meer hinaus, damit sie die Eisberge erfassen, auf dieser Basis Routen für große Schiffe entwickeln und somit tragische Unglücke verhindern können. Auf der anderen Seite der Welt gibt es einen Beruf, dessen Name auf den ersten Blick Fragen aufwirft. Fake-Führungskräfte sind hauptsächlich westliche Männer, die von chinesischen Firmen dafür bezahlt werden, sich als Führungskräfte auszugeben. Im Endeffekt dient dies jedoch nur dazu, den Unternehmen Glaubwürdigkeit und Internationalität zu verleihen, auch wenn die Manager nicht arbeiten.
Einer der skurrilsten Berufe auf der ganzen Welt sind professionelle Beerdigungs-Gäste. Sie haben eine sehr lange Geschichte in Asien, Südeuropa, Afrika und im Nahen Osten und sind auch unter dem Namen Klageweiber bekannt. Der Begriff bezieht sich auf Frauen, die bei der Beerdigung weinen und gegen eine Gebühr Klagen vortragen. In der Vergangenheit sollte dies dazu dienen, Totengeister zu vertreiben. Heute ist dieser Beruf fast nicht mehr existent. Alternativ gibt es professionelle Beerdigungs-Gäste, die beispielsweise in England unter dem Konzept Rent a Mourner, zu Deutsch „Miete einen Trauernden“, angeboten werden. Für zwei Stunden können die professionellen Trauernden rund 60 bis 80 Euro verdienen. Weitere ungewöhnliche Berufe auf der Welt sind:
- Hunde-Surf-Lehrer*in
- Professionelle*r Schmuser*in
- Body Farmer*in
- Roadkill-Entferner*in
Quellen:
Aktuelle-Jobs.de
Azubiyo.de
Computerbild.de
Magazin.Dela.de
MyMonk.de
Vice.com
WMN.de
Zeit.de