Junge brünette Frau liegt unter einer Decke auf dem Sofa und scrollt auf ihrem Smartphone
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Menstruationsurlaub weltweitWarum ist dieser sinnvoll?Was spricht dagegen? Menstruationsurlaub in Deutschland

Ob Regelschmerzen, Krämpfe, Rückenschmerzen, Übelkeit oder Verdauungsprobleme — Bei vielen Frauen geht die Periode mit Beschwerden einher, die die Bewältigung des Alltags erheblich erschweren. Besonders im Job kann dies zu Problemen führen: Laut der Techniker Krankenkasse haben 10 bis 20 Prozent der Frauen so starke Beschwerden, dass sie einen bis drei Tage im Monat nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können.

Bisher gibt es für diese Frauen in Deutschland nur die Möglichkeit, sich jeden Monat erneut krankschreiben zu lassen. Doch andere Länder zeigen einen alternativen Weg auf: Der sogenannte Menstruationsurlaub gewährt Frauen das Recht, während ihrer Periode zu Hause zu bleiben. Je nach Umsetzung handelt es sich um bezahlten oder unbezahlten Sonderurlaub oder um Krankenstandstage, die Frauen regelmäßig in Anspruch nehmen können, ohne einen spezifischen Grund dafür angeben zu müssen. Der Begriff Urlaub ist dabei irreführend, denn Urlaubsgefühle verspüren Arbeitnehmerinnen, die während der Periode ganze Tage mit schmerzhaften Krämpfen auf dem Sofa verbringen, nicht. In der Debatte ist daher auch die internationale Bezeichnung Menstrual Leave geläufig. Wir zeigen dir in diesem Artikel, wo es den Menstruationsurlaub bereits gibt, was die Pros und Cons sind und wie die Lage aktuell in Deutschland aussieht. 

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Menstruationsurlaub weltweitWarum ist dieser sinnvoll?Was spricht dagegen? Menstruationsurlaub in Deutschland

Wo gibt es den Menstruationsurlaub bereits?

Eine lange Tradition hat der Menstruationsurlaub in vielen asiatischen Ländern. In Taiwan können Bürgerinnen pro Jahr drei Tage Menstruationsurlaub nehmen, in Indonesien sind es zwei Tage pro Monat sowie in Südkorea und Japan ein Tag im Monat. Auch im afrikanischen Sambia haben Arbeitnehmerinnen einen gesetzlichen Anspruch auf einen freien Tag pro Monat.

In Europa ist Spanien das bislang einzige Land, das einen Menstruationsurlaub eingeführt hat. Das 2022 verabschiedete Gesetz gibt Frauen das Recht, bei starken Regelschmerzen bis zu drei Tage im Monat zu Hause zu bleiben. Der Fall ist allerdings nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar, denn das spanische System der Krankschreibung funktioniert grundlegend anders als bei uns. So erhalten Spanierinnen in den ersten drei Krankheitstagen keine Lohnfortzahlung. Frauen, die wegen Menstruationsbeschwerden ein bis drei Tage ausfallen, bekamen also vor der Gesetzesänderung für diese Tage überhaupt kein Geld. Und auch bei unseren Schweizer Nachbar*innen tut sich was: in der Schweizer Stadt Freiburg können Frauen seit Februar diesen Jahres bis zu drei Tage bezahlten Urlaub während ihrer Periode nehmen.

Unabhängig von der lokalen Gesetzgebung gewähren einige Unternehmen ihren Angestellten Menstruationsurlaub, wie z. B. das britische Event-Unternehmen Coexist. Dessen „Period Policy“ soll dem Unternehmen zufolge Frauen mehr Flexibilität und ein angenehmeres Arbeitsumfeld bieten.

Warum ist ein Menstruationsurlaub sinnvoll?

Befürworter*innen des Menstruationsurlaubs erhoffen sich von der Regelung eine höhere Produktivität am Arbeitsplatz. Das Argument: Wer sich schlecht fühlt, arbeitet auch schlechter – insbesondere in körperlich anstrengenden Berufen. Zudem könne die Auszeit gesundheitsfördernd sein, etwa wenn durch die Zeit zu Hause auf Schmerztabletten verzichtet werden kann.

Darüber hinaus soll mit dem Menstrual Leave ein Abbau des Menstruationstabus einhergehen. Denn die Menstruation ist in der Arbeitswelt noch immer ein Tabu-Thema, eine Krankmeldung fällt vielen Menstruierenden schwer. Im Rahmen des Menstruationsurlaubs könnten Betroffene offen über ihre Beschwerden sprechen und müssten keine Ausreden für ihr Fehlen finden. Deshalb wird der Menstruationsurlaub auch als Instrument zur Förderung der Geschlechtergleichstellung betrachtet.

Frau liegt auf dem Sofa.
Eine Auszeit während der Menstruation kann die Gesundheit fördern. © Anna Berkut/Stocksy

Was spricht gegen die Einführung des Menstruationsurlaubs?

Kritiker des Menstrual Leave haben die Sorge, dass Frauen im Zuge des Gesetzes auf dem Arbeitsmarkt noch weiter benachteiligt werden könnten als bisher. So könnten sich Arbeitgeber schwertun, Frauen einzustellen, da ihnen mehr Urlaub zustehen würde und die Lohnkosten für das Unternehmen höher wären. Außerdem müssten Frauen ihre männlichen Vorgesetzten über ihre Menstruation informieren, was für viele unangenehm sein könnte. Ein weiteres Argument gegen den Menstrual Leave ist, dass er zu Diskriminierung und Stigmatisierung von Frauen führen und das Arbeitsklima negativ beeinflussen könnte.

Tatsächlich zeigen Studien, dass in Japan die Zahl der Frauen, die den Menstruationsurlaub in Anspruch nehmen, stetig sinkt. Nur zehn Prozent der Frauen machen von den ihnen zustehenden Tagen Gebrauch. Grund dafür ist vor allem die Sorge um die Privatsphäre und die Sicherheit des Arbeitsplatzes.

In Deutschland wird oft die Frage gestellt, ob ein solcher Sonderurlaub überhaupt notwendig ist. Im Gegensatz zu Spanien können sich Frauen hierzulande wegen Menstruationsbeschwerden krankschreiben lassen und erhalten dabei weiterhin ihr volles Gehalt. Ein Vorteil dieser Methode ist, dass Arbeitnehmerinnen nicht den genauen Grund ihres Fehlens angeben müssen.

Menstruationsurlaub: Ein gutes Modell für Deutschland?

Fakt ist: Die Einführung des Menstruationsurlaubs ist in Deutschland nicht in Sicht. Derzeit gibt es nur vereinzelte Stimmen aus der Politik, die sich für ein solches Gesetz aussprechen. Im Februar 2023 forderte der Co-Vorsitzende der Linken, Martin Schirdewan, dass Frauen, die während der Menstruation unter starken Schmerzen leiden, zwei zusätzliche Tage im Monat frei bekommen sollten. Ein ärztliches Attest solle dafür nicht nötig sein. Auch die Grünen-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Kirsten Kappert-Gonther sprach sich für menstruationsfreundlichere Arbeitsbedingungen aus. Ziel sei eine flexible und unbürokratische Freistellung für die Betroffenen.

Allerdings dürfte ein Menstruationsurlaub in Deutschland schon aus arbeitsrechtlichen Gründen schwer durchsetzbar sein. So schreibt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor, dass niemand wegen seines Geschlechts diskriminiert werden darf. Arbeitgeber würden sich damit der Gefahr aussetzen, dass männliche Kollegen mit dem Argument der Gleichbehandlung den gleichen Urlaub einfordern.

Eine Alternative, die dieses Problem umgehen könnte, ist das Modell des unbegrenzten Urlaubs auf Vertrauensbasis. Erste Beispiele zeigen: In Betrieben mit unbegrenztem Urlaub nehmen die Beschäftigten rund 30 Tage Urlaub im Jahr, was nur geringfügig über dem Bundesdurchschnitt liegt.

Doch egal ob Krankschreibung, Menstruationsurlaub oder unbegrenzter Urlaub: Die Diskussion zeigt, dass die Arbeitswelt grundsätzlich eine Enttabuisierung der Menstruation braucht. Krankheitstage aufgrund von Regelschmerzen sollten ohne Stigmatisierung möglich sein. Dazu bedarf es einer ernsthaften politischen Auseinandersetzung mit dem Thema Menstruationsbeschwerden.

Um den Arbeitsplatz für Menstruierende freundlicher zu gestalten, können Arbeitgeber bereits jetzt folgende Maßnahmen ergreifen:

FAQ zum Thema Menstruationsurlaub

In welchem Land gibt es Menstruationsurlaub?

In einigen Ländern wie Japan, Südkorea, Taiwan, Indonesien und Sambia gibt es gesetzliche Regelungen oder Unternehmensrichtlinien, die Arbeitnehmerinnen erlauben, bei starken Menstruationsbeschwerden freizunehmen. Es gibt auch Debatten und Diskussionen über die Einführung von Menstruationsurlaub in anderen Ländern wie Deutschland, Italien und Großbritannien.

Was tun gegen Regelschmerzen auf der Arbeit?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Regelschmerzen auf der Arbeit zu lindern:

Wann sollte man bei Regelschmerzen zum Arzt gehen?

Wenn die Regelschmerzen stark sind und die üblichen Schmerzmittel keine Linderung bringen, wenn die Schmerzen plötzlich auftreten und von anderen Symptomen begleitet werden wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel, oder wenn die Regelschmerzen das tägliche Leben stark beeinträchtigen, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um mögliche zugrunde liegende Ursachen abzuklären.

Kann man sich während der Periode krank fühlen?

Ja, während der Periode können Frauen eine Vielzahl von Symptomen erleben, die dazu führen, dass sie sich krank fühlen. Dazu gehören Krämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Schwindel und Stimmungsschwankungen. Diese Symptome können die Produktivität beeinträchtigen und es schwierig machen, den normalen Arbeitsanforderungen nachzukommen. Es ist wichtig, sich selbst zu schonen und gegebenenfalls Unterstützung anzufordern, um sich während dieser Zeit besser zu fühlen.

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