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Gehaltsvergleich Spanien: Einkommen und Verdienst in Spanien

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Kategorie: Lohngerechtigkeit & Transparenz
06.07.2022
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Spanische Küste

Das spanische Festland und die umliegenden Inselgruppen gehört im Tourismus zu den führenden Ländern Europas und lockt jährlich tausende Urlauber an. Doch wie sieht ein Arbeitsplatz in Küstennähe oder in einer belebten spanischen Großstadt aus?

Eignet sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt für Auswanderer? Kann man mit dem Durchschnittsgehalt die monatliche Miete zahlen und alle Kosten abdecken?

Kultur und Leben in Spanien

Nachdem die Berber ab dem Jahr 711 die iberische Halbinsel und somit einen großen Teil des spanischen Imperiums beherrschten, beginnt mit der Reconquista der Aufschwung christlich geprägter spanischer Königreiche, welche sich erst nach Jahrhunderten vollständig etablieren und vereinen. Mit der Entdeckung Lateinamerikas durch Christoph Kolumbus dehnt sich das Herrschaftsgebiet der spanischen Krone weiter aus und wird unter Phillipp II. zum Weltreich mit einem Handelsnetzwerk, das über Sevilla und Lissabon Einfluss auf den amerikanischen sowie den asiatischen Markt nimmt. Nach Jahrhunderten von Bürgerkriegen, des Verlusts der Weltmacht und Demokratiebewegungen erfährt Spanien mit der Diktatur Francisco Francos eine ökonomische und politische Isolation. Erst mit dessen Tod und der neuen Verfassung im Jahr 1978 festigt sich die Demokratie.

Heute wohnen rund 47,6 Millionen Menschen auf einer Landesfläche von fast 506.000 km². Die christliche Glaubensgemeinschaft ist noch immer am stärksten vertreten, auch wenn sich Spanien als weltoffener Staat zeigt und auch der LGBT+-Community liberal gegenübersteht. Spanien ist Mitglied in der NATO sowie Teil der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Zentrale Handelspartner sind Frankreich, Italien, Deutschland sowie Portugal. Exportware sind vor allem Kraftfahrzeuge und Vorerzeugnisse. Im Bereich Lebensmittel zählen regionale Obstsorten, Gemüse, Wein und Schweinefleisch zu den wichtigsten Exportgütern.

Die spanische Art zu leben und zu arbeiten kann für Deutsche gewöhnungsbedürftig sein. Geschäftliches und Privates wird in Spanien durchaus vermischt und eine gute Zusammenarbeit basiert eher auf einem vertrauensvollen persönlichen Verhältnis zwischen Geschäftspartner*innen und Kollegium. So ist es üblich, sowohl am Arbeitsplatz als auch nach Feierabend Small-Talk zu halten oder gemeinsam ein Café oder eine Bar zu besuchen. Dennoch ist die Arbeit und auch das Privatleben hierarchiegeprägt. Die Meinung älterer oder erfahrener Menschen bzw. Autoritäten wird sehr geschätzt und als wertvoller eingestuft. IM Gegensatz zu Deutschland wird auf Pünktlichkeit nicht allzu viel Wert gelegt. Von deutschen Mitarbeiter*innen wird dennoch Pünktlichkeit erwartet. Ansonsten dienen Termine und Fristen vermehrt der Orientierung. Eine ausgeprägte Fehlerkultur fehlt in der spanischen Arbeitswelt ebenfalls. Wer Probleme direkt anspricht, wird eher negativ wahrgenommen. Grundsätzlich umschreiben Spanier gerne und nähern sich Themen über ausschweifende und längere Gespräche an.

Der spanische Alltag startet meist nicht vor 9:30 Uhr. Außerdem zelebrieren die Spanier die siesta, sodass nach einer ausgeprägten Mittagspause der Arbeitstag erst am späten Abend endet.

Wohnen und Lebenshaltungskosten in Spanien

Die Mieten in Spanien fallen in der Regel günstiger aus als in Deutschland: Für eine Wohnfläche zwischen 80 und 90 km², was in etwa einer 3-Zimmer-Wohnung entspricht, zahlt man im Raum Madrid durchschnittlich 1.061 Euro. Weitere vergleichsweise teure Regionen sind das Baskenland, Katalonien und die Balearen. Ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft in Madrid kann ab etwa 400 Euro gemietet werden. Nebenkosten für Wasser, Strom, Gas oder die Müllabfuhr werden in der Regel vom Mieter getragen. In den meisten Fällen hat ein Mietvertrag eine Mindestlaufzeit von einem Jahr, die gesetzliche Mindestmietdauer beträgt sechs Monate.

Dennoch kann nicht jeder in Spanien die Kosten für eine Mietwohnung mit dem monatlichen Gehalt decken: Ein verbreitetes Phänomen auf dem spanischen Arbeitsmarkt sind die sogenannten mileuristas. Als solche werden gut ausgebildete bzw. überqualifizierte Fachkräfte bezeichnet, deren monatliches Einkommen jedoch nur bei rund 1.000 Euro liegt. Insbesondere junge Arbeitskräfte sind betroffen und wandern daher in andere europäische Länder aus. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Situation verschärft und über die Hälfte aller Spanier unter 35 verloren ihren Arbeitsplatz. Viele mileuristas und ni-mileuristas wohnen noch immer in ihrem Elternhaus, um die Lebenshaltungskosten zu decken.

Grundsätzlich fallen die Lebenshaltungskosten in Spanien niedriger aus als hierzulande. Ein Singlehaushalt benötigt ohne Miete im Durchschnitt ca. 612 Euro im Monat. In der folgenden Tabelle werden die durchschnittlichen Preise für einige ausgewählte Lebensmittel in Spanien und Deutschland gegenübergestellt:

 

Produkt

Spanien

Deutschland

Milch, 1 Liter

0,79 Euro

0,87 Euro

Wasser, 1,5 Liter

0,62 Euro

0,41 Euro

Reis, 1 kg

1,16 Euro

1,64 Euro

Kartoffeln, 1 kg  

1,16 Euro

1,48 Euro

Äpfel, 1 kg

1,78 Euro

2,41 Euro

Rindfleisch, 1 kg

10,41 Euro

13,61 Euro

Bier, 0,5 Liter

2,50 Euro

0,58 Euro

Die Kosten für öffentliche Verkehrsmittel fallen mit ungefähr 1,40 Euro pro Fahrkarte für Bus bzw. Bahn ebenfalls günstiger aus als in Deutschland. Besonders in den Städten ist das öffentliche Verkehrsnetz in Spanien gut ausgebaut. Busse und die Metro (U-Bahn) werden dabei am häufigsten genutzt.

Wer in Spanien mit dem Auto unterwegs ist, sollte sich insbesondere mit dem spanischen Parksystem vertraut machen. Auch wenn es für Touristen so wirkt, als ob die Spanier*innen ihre Autos überall abstellen und sich an keine Regeln halten, gibt es tatsächlich recht viele und unterschiedliche Regeln, die sich nach den Farbmarkierungen auf den Straßen richten. Wer zum Beispiel als Tourist auf einer orange Fläche parkt, kann sein Auto mit großer Wahrscheinlichkeit beim Abschleppdienst abholen, da diese Flächen nur für Anwohner*innen sind. Auch beim Kreisverkehr kommt es häufig zu Problemen, da diese Verkehrsführung in Spanien nicht nur omnipräsent ist, sondern aus mehreren Spuren besteht und nicht nur bei deutschen Autofahrern zu Vorfahrtsverwirrungen führt. Während die Spritpreise in Spanien in der Regel günstiger ausfallen als in Deutschland, sind die Bußgelder für Verstöße höher.

Arbeiten und Gehalt in Spanien

Das Gehalt sowie anfallende Abgaben für Sozialversicherungen fallen in Spanien grundsätzlich niedriger aus als in Deutschland. Im Jahr 2020 betrug das Bruttojahreseinkommen im Schnitt 33.929 Euro. Das Estatuto de los Trabajadores (ET), das spanische Arbeitszeitgesetz, sieht 14 Monatsgehältern im Jahr vor. Somit beträgt das monatliche Durchschnittseinkommen ca. 2.378 Euro brutto. Ausgezahlt werden die zwei zusätzlichen Gehälter im Sommer und im Winter.

Der gesetzliche Mindestlohn (salario mínimo interprofesional, SMI) wird jährlich von der spanischen Regierung angepasst und beträgt zurzeit 6,06 Euro pro Stunde. Bei 14 Monatsgehältern sind das ca. 1.000 Euro im Monat. Zum Vergleich: In Deutschland dürfen Arbeitnehmer*innen zum jetzigen Zeitpunkt nicht weniger als 10,45 Euro pro Stunde verdienen.

In Spanien ist es nicht unüblich, dass Führungskräfte zusätzlich zum Gehalt einen Firmenwagen und ein Geschäftshandy erhalten. Weitere Zusatzleistungen wie Fahrkarten für den Nahverkehr, Betriebsrenten, Krankenzusatzversicherungen und Essenszuschüsse gelten hingegen für alle Hierarchiestufen, sind jedoch vom Unternehmen abhängig.

Die höchsten Gehälter werden in der Energiewirtschaft mit ca. 4.776 Euro brutto im Monat sowie im Finanzsektor mit etwa 4.004 Euro monatlichem Bruttoeinkommen ausgezahlt. Beschäftigte in der Gastronomie und im Hotelwesen verdienen monatlich im Durchschnitt lediglich 1.156 Euro brutto.

 

Folgende Bruttogehälter ausgewählter Berufe sind im Durchschnitt im Monat üblich:

 

Viele Berufstätige sind in Spanien befristet oder im Teilzeitverhältnis beschäftigt. Grund dafür sind unter anderem die saisonal bedingten Stellen in der Tourismusbranche. Eine Anstellung ist hier vergleichsweise leicht zu finden, beispielsweise als Barkeeperin, Koch, Animateurin oder Servicekraft.

Kündigungsfristen sind für gewöhnlich im Tarifvertrag geregelt oder von einem branchenüblichen Zeitraum. Sind die Kündigungsfristen vertraglich nicht festgehalten, gilt eine Kündigungsfrist von 15 Tagen. Wird die Frist nicht eingehalten, kann der Arbeitgeber sowohl Gehalt als auch Urlaubstage streichen.

Krankheit, Elternzeit und Rente in Spanien

Jeder, der in Spanien arbeitet, ist verpflichtet, sich bei der staatlichen Sozialversicherungsanstalt Seguridad Social (INSS) sowie dem Gesundheitsinstitut (INSALUD) anzumelden. Im Falle einer Krankheit, also einer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit (Incapacidad Temporal, IT) wird ein Teil des Lohns von der Sozialversicherung gedeckt. In den ersten drei Tagen der Krankheit haben Arbeitnehmer allerdings keinen Anspruch auf ihr Gehalt – erst ab dem vierten Tag zahlt der Arbeitgeber 60 Prozent der Berechnungsgrundlage aus. Anschließend übernimmt die Sozialversicherung die Beihilfe ab dem 15. Tag der Arbeitsunfähigkeit. Voraussetzung dafür ist ein Zeitraum der Beitragszahlungen an die Seguridad Social von mindestens 180 Tagen in den letzten fünf Jahren.

In Spanien dürfen Mütter nach der Geburt des Kindes 16 Wochen Elternzeit in Anspruch nehmen und erhalten dabei die volle Bezahlung ihres Arbeitgebers. Väter können seit 2021 einen obligatorischer Vaterschaftsurlaub von sechs Wochen nach Geburt des Kindes und insgesamt 16 Wochen Elternzeit in Anspruch nehmen. Der Vaterschaftsurlaub muss nicht an einem Stück genommen werden und kann nicht auf die Frau übertragen werden. Allerdings besteht die Möglichkeit, die Erziehungszeit mit einer Teilzeitarbeit zu verknüpfen.

Wer als aktives Mitglied in das spanische Rentensystem eingezahlt hat, erhält ab dem Rentenalter (derzeit 65 Jahre) die reguläre gesetzliche Rente (jubilación ordinaria). Bei einer Mitgliedszeit von mindestens 37 Jahren und drei Monaten erhalten Rentner*innen die vollständige Altersrente. Bei 15 Beitragsjahren werden lediglich 50 Prozent des Rentenbeitrags ausgezahlt. Je höher die Beitragszeit, desto höher fällt auch die Rente entsprechend der jährlich angepassten Beiträge aus. Die spanische Mindestrente liegt für Singles bei ungefähr 680 Euro, Personen, die darunter liegen, können weitere Förderungen beantragen.

Mit der flexiblen Rente (jubilación flexible) und der Teilrente (jubilación parcial) besteht die Möglichkeit, die Arbeitszeit zu reduzieren und bereits Teilrente zu beziehen. Die Arbeitszeit wird um 25 bis 50 Prozent verkürzt, während der Rentnerstatuts erhalten bleibt. Auch vor Erreichen des Renteneintrittsalters kann eine Teilrente beantragt werden. Voraussetzung hierfür ist eine Mindestbeitragszeit von 33 Jahren.

Fazit: Arbeiten in Spanien

Auswandern nach Spanien ist selbstverständlich eine Umstellung, allerdings zeigen sich insbesondere in Sachen Infrastruktur und Arbeitsrecht Ähnlichkeiten, sodass der Einstieg in die spanische Arbeitswelt kein völlig fremdes Erlebnis ist. Besonders in den Metropolregionen und im industriellen Umfeld sind viele innovative und internationale Unternehmen angesiedelt. Der spanische Arbeitsmarkt ist aufgrund der hohen Arbeitslosenquote hart umkämpft. Saisonarbeitskräfte sowie qualifizierte Fachkräfte in spezifischen Branchen haben dennoch gute Chancen auf eine berufliche Anstellung. 

Eine Herausforderung für deutsche Auswanderer in Spanien stellt womöglich die andere Art und Weise der Kommunikation dar sowie der spanische Arbeits- und Tagesrhythmus. Wer jedoch gewillt ist, sich anzupassen und sich auch sprachlich ausdrücken kann bzw. die spanische Sprache lernt, wird sicherlich eine erlebnisreiche und spannende Zeit in Spanien verbringen.

Quellen

auslandslust.de

cbbl-lawyers.de

costanachrichten.com

enterspain.com

eu-info.de

europa.eu

geo.de

gtai.de

handelsblatt.com

idealista.com

ihk.de

mariscal-abogados.de

monster.de

nextstation.com

oecd.org

orbis-uebersetzungen.de

recht-spanien.org

spaindesk.com

sprachenmarkt.de

statista.com

sueddeutsche.de

tagesschau.de

vickiviaja.com

welt.de

wochenblatt.es

wko.at

 

Autorin: Antonia Grübl

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