News
Hier finden Sie von Markttrends, Experteninterviews bis hin zu Studien alles rund um die Themen Gehalt, Ausbildung und Beruf.
Zur Newsübersicht

Dual Career – Herausforderungen und Chancen für Doppelkarrierepaare

0
Danke für Ihre Bewertung!
Kategorie: Karriere & Ratgeber
10.03.2023
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Ein Paar umarmt sich in einem Gebäude. Neben ihnen steht ein gelber Koffer.

Karriere und Privatleben unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer einfach. Besonders dann nicht, wenn beide Partner einer Beziehung ambitionierte Karriereziele verfolgen und vielleicht sogar Führungspositionen in Unternehmen einnehmen. Sogenannte Dual Career Couples (kurz DCC) sehen sich oft mit der Entscheidung zwischen Karriere und Familienplanung konfrontiert. In diesem Artikel stellen wir euch das Konzept Dual Career vor und gehen darauf ein, wie Arbeitgeber für karriereorientierte Familien attraktiver werden können und welche Vorteile Dual Career-Angebote und -Services sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber haben. 

Wofür steht Dual Career eigentlich?

Der Begriff Dual Career, oder Dual Career Couple, bezeichnet Paare und Lebensgemeinschaften, in der beide Partner in Vollzeit berufstätig sind und ambitionierte Karriereziele verfolgen. Dieser Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit Führungskräften und Spitzenkräften, beispielsweise in wissenschaftlichen oder politischen Arbeitsfeldern verwendet. Während sich die Vorteile ganz klar durch das vergleichsweise höhere Einkommen bemerkbar machen, liegen die Nachteile einer solchen Lebensgemeinschaft auch auf der Hand. Besonders Zeit für die Familie und die Freizeitgestaltung erweisen sich als Herausforderung. Sogenannte DINK-Paare (Double Income No Kids) fallen ebenfalls in die Gruppe der Dual Career Couples, müssen bei der Lebensplanung allerdings weniger Hindernisse überwinden, da die Familienplanung, zumindest zwischenzeitlich, einen eher niedrigen Stellenwert einnimmt. In Berufen, die mit häufigen Standortwechseln verbunden sind, kann es zudem zu Problemen kommen, wenn man seine Karriere in einer neuen Stadt weiterführen muss. Dies ist vor allem bei Wissenschaftlern und Diplomatinnen der Fall. Für solche Herausforderungen gibt es aber Angebote, die den Einstieg in der neuen Stadt erleichtern können, sogenannte Dual Career Services.

Dual Career Services

Dual Career Services wurden zuerst von Universitäten angeboten, um Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen Anreize zu bieten, in eine neue Stadt zu ziehen. Die Idee hinter dem Dual Career Service war es, die Lebenspartner von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen bei der Berufssuche in der neuen Stadt zu unterstützen, ähnlich wie es der universitäre Career Service tut. Dieser richtet sich allerdings nur an Studierende, die kurz davor sind, ihr Studium abzuschließen, um ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern. Der Dual Career Service von Universitäten richtet sich dagegen speziell an Berufstätige, die in Partnerschaften mit Wissenschaftlern oder Professorinnen leben. Zu diesem Zweck wurde 2010 das Dual Career Netzwerk Deutschland gegründet, das inzwischen über 50 universitäre Einrichtungen und Organisationen in Deutschland zu seinen Mitgliedern zählt und mit ihnen kooperiert. Aber was genau ist ein Dual Career Service? 

Der Dual Career Service des DCND ist eine Anlaufstelle für mitziehende Lebenspartner von neu berufenen Professoren und Wissenschaftlerinnen. Dort erhalten sie je nach Bedarf Informationen, Beratung und Kontakte zu Arbeitgebern in der neuen Stadt. Das Angebot umfasst somit Informationen zum regionalen Arbeitsmarkt und Beratungen und Hilfestellungen bei Bewerbungsprozessen und der akademischen und beruflichen Karriereentwicklung. Außerdem beinhaltet das Angebot einiger Universitäten auch Unterstützung bei der Wohnungssuche oder bei der Kinderbetreuung und der Suche nach Bildungseinrichtungen. So erhalten die Familien und Lebensgemeinschaften bei Bedarf Informationen zum Wohnungsmarkt und zur Infrastruktur sowie zum Wohnen mit Fokus auf Arbeitsplatznähe oder Kinderbetreuung. Sie können auch Informationen zu Kinderbetreuungseinrichtungen oder zu Schulen und den jeweiligen Aufnahmeprozessen bieten. Zudem umfasst das Angebot mancher Universitäten auch grundlegende Stadtführungen mit Informationen zu Kultur- und Freizeitangeboten. Ebenso bietet der Dual Career Service den Familien von Wissenschaftlern und Professorinnen aus dem Ausland Unterstützung, in Deutschland Fuß zu fassen. 

Was der Dual Career Service allerdings nicht leisten kann, ist tatsächliche Vermittlungsarbeit. Der Service umfasst Informationen, Hilfestellungen und Beratungen, kann bei der tatsächlichen Jobsuche allerdings keine Garantien aussprechen oder für Bevorzugungen im Bewerbungsverfahren sorgen. Dies liegt letztendlich immer noch in der Hand der Arbeitnehmer. 

Was können Unternehmen lernen?

Während Universitäten ihren Bewerbern und Bewerberinnen schon direkt beim Vorstellungsgespräch den Dual Career Service anbieten, hängen Unternehmen in der freien Wirtschaft oft den Ansprüchen hinterher. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag der Initiative Chefsache in 2018 fühlten sich nur 18 Prozent der damals befragten Dual Career Couples von ihrem Unternehmen ausreichend unterstützt, in der Politik sind es mit zehn Prozent sogar noch weniger. Hierbei geht es nicht nur um die Jobsuche in anderen Städten, sondern auch um die generelle Work-Life-Balance. Vor allem Paare mit Kindern stehen vor enormen Hindernissen. So gaben mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte mit Kindern an, sehr unter Druck zu stehen, und Privates und Berufliches nur schwer koordinieren können. Was sich Dual Career Couples von ihren Arbeitgebern wünschen ist vor allem Unterstützung durch Vorgesetzte bei der Karriereplanung sowie familienfreundliche Unternehmen und die Bereitstellung von Kinderbetreuung. Besonders im letzten Punkt besteht eine große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Während sich 75 Prozent der Befragten wünschen, dass ihr Unternehmen zumindest eine Kindertagesbetreuung anbietet, waren nur 19 Prozent mit dem Angebot des Arbeitgebers zufrieden. Das gleiche Bild zeichnet sich bei der Arbeitszeiteinteilung: Mehr als die Hälfte der Befragten sind unzufrieden mit zu statischen und unflexiblen Arbeitszeiten. Wenn es darum geht, Dual Careers zu fördern, müssen Unternehmen also vor allem Angebote zur Work-Life-Balance bereitstellen und ihren Führungskräften eine individuelle Karrieregestaltung ermöglichen. Damit können sie sich auch von konkurrierenden Arbeitgebern absetzen und Spitzenkräfte möglicherweise längerfristig an sich binden. Außerdem sorgen solche Angebote für Dual Career Couples für eine höhere Zufriedenheit unter den Arbeitnehmern, was wiederum den Arbeitgebern zugutekommt. 

Was leisten Dual Career Services für die Gleichberechtigung?

Die Akzeptanz und Förderung von Dual Careers sorgt aber nicht nur für bessere Work-Life-Konzepte, es kann auch die Gleichberechtigung und Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen fördern. Durch den Ausbau von Dual Career-Angeboten bekommen mehr Frauen die Möglichkeit, ihre Karriereziele zu verfolgen, ohne dass dabei der Wunsch nach einer Familie auf der Strecke bleiben muss. Betriebliche Kindertagesstätten ermöglichen es beispielsweise, dass Mütter trotz Kind in Vollzeit arbeiten können. Außerdem kann durch flexible Arbeitszeitangebote auch der Vater öfter Auszeiten von der Arbeit nehmen und Erziehungsaufgaben übernehmen. Ein Ausbau von Dual Career-Angeboten fördert ebenfalls eine gleichberechtigte Karrieregestaltung zwischen Männern und Frauen. Für die Paare ist es wichtig, ihre Karrierepläne gemeinsam abzustimmen. So wird die Wahl des Arbeitgebers maßgeblich von der Karriere und den Arbeitsbedingungen des Lebenspartners beeinflusst. Um Karriere und Familie unter einen Hut zu kriegen, ist es wichtig, die Arbeitszeiten und Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung untereinander zu koordinieren. Erste gesetzliche Schritte wurden dahingehend schon seit längerer Zeit unternommen. Unter anderem sorgt die Elternzeit für Väter dafür, dass die Aufgaben in der Erziehung gleichmäßiger aufgeteilt werden können und Frauen in ihren Karrierezielen deutlich weniger eingeschränkt werden.

Quellen:

bmfsfj.de 

career.iresearchnet.com 

dcnd.org 

editionf.com 

haufe.de 

initiative-chefsache.de 

karrierebibel.de 

spiegel.de 

uni-kassel.de 

uni-siegen.de 

uni-stuttgart.de 

womenspodium.com 

 

Autor: Christoph Deutscher

0
Danke für Ihre Bewertung!
Zur Newsübersicht