Quereinsteiger: 52 Prozent der Personaler sind fachfremd

Inhaltsverzeichnis
Beschäftigte, die einen Branchenwechsel vornehmen oder sich nach Abschluss einer Ausbildung oder eines Studiums für ein anderes Berufsfeld entscheiden, nennt man Quereinsteiger. Diese gibt es fach- und branchenübergreifend. Wir haben uns aktuell mit dem Personalwesen beschäftigt.
Unsere Kollegen von Compensation Partner haben 4.462 Datensätze von Angestellten im Personalbereich analysiert und die jeweiligen Ausbildungswege – ob Lehrausbildung oder Studium – ermittelt. Bei den Berufen handelt es sich um den Personalentwickler, den Personalreferenten sowie den Personalsachbearbeiter. Außerdem haben wir den Beruf der Personalleitung mit und ohne disziplinarische Führungsverantwortung in die Auswertung genommen.
Akademiker im Personalwesen
Insgesamt haben rund 35 Prozent der Beschäftigten im Personalwesen einen Hochschulabschluss. Von diesen Akademikern studierten rund 48 Prozent Wirtschaftswissenschaften. Hierbei handelt es sich um einen klassischen Studiengang für das Personalwesen, da Studenten sich auf den Schwerpunkt „Personal“ fokussieren können.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass über die Hälfte der studierten Personaler (52 Prozent) aus anderen, eben themenfremden, Studienfächern kommen. Wie sich Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen im Human Resources Segment zusammensetzen, wird im weiteren Verlauf erläutert.
Die häufigsten Quereinsteiger im HR-Segment
Zu den gängigsten Quereinsteigern im Personalwesen gehören Rechtswissenschaftler, Sozialwissenschaftler und Psychologen.
Rechtswissenschaft: Grundlagen im Arbeitsrecht
Bei fast zehn Prozent der Quereinsteiger handelt es sich um studierte Rechtswissenschaftler. Diese bringen in der Regel theoretische Grundlagen im Arbeits- und Vertragsrecht mit, die sie im Unternehmen nützlich einsetzen können.
Innovative Lösungsansätze dank Sozialwissenschaftlern
Ein weiterer Anteil von Quereinsteigern im Personalwesen sind Gesellschafts- und Sozialwissenschaftler (9 Prozent). Der Vorteil von Sozialwissenschaftlern ist ihre im Studium erlernte analytische Arbeitsweise. Sie sind außerdem häufig kreativer und innovativer im Finden von Lösungsansätzen.
Die speziellen Techniken von Psychologen
Acht Prozent der studierten Personaler sind Psychologen. Auch dieser Quereinstieg ist nicht unüblich und für das Unternehmen von Nutzen. Anhand von objektiven Messkriterien können sie Persönlichkeitsmerkmale von beispielsweise Bewerbern rationaler beurteilen und so subjektive Einflüsse eher ausschließen.
Weitere HR-Quereinsteiger
Lehrer in der Personalentwicklung
Hoch ist auch der Anteil an Lehramtsabsolventen, die nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums auf ihr Referendariat verzichten und stattdessen den Weg in die Human Resources Abteilung einschlagen. 6,7 Prozent der Personaler mit Uni-Abschluss kommt aus einem Lehramtsstudiengang. Auffällig ist hier, dass Lehramtsabsolventen ihrer einstigen Idee, Inhalte zu vermitteln, weiter gerecht werden: 9,7 Prozent – und damit der drittgrößte Anteil – der Personalentwickler für Aus- und Weiterbildung sind gelernte Lehrer.
Sinnvoll im Personalwesen: Kulturwissenschaftler mit Empathie
Bei 4,7 Prozent der Quereinsteiger handelt es sich um Absolventen der Sprach- und Kulturwissenschaften. Hier gilt Learning on the Job. Doch auch diese Akademiker bringen Skills mit wie eine schnelle Auffassungsgabe und ein höheres Maß an Empathie, das für die Arbeit im Personalwesen sinnvoll ist.
Vom Ingenieur zum Personal: Berufswechsel innerhalb einer Branche
Tatsächlich befinden sich laut Untersuchung 2,3 Prozent Ingenieure unter den Quereinsteigern im Personal. Solche beruflichen Wechsel finden häufiger innerhalb einer Branche statt, sodass die Beschäftigten weiterhin, wenn auch eingeschränkt, ihre Fachkenntnisse einsetzen können. Die Zusammenarbeit von Arbeitnehmern verschiedener Disziplinen mit differenzierten Arbeitsweisen ist in vielen Berufsfeldern oftmals gewinnbringend.
Die Gehälter im Personalwesen
Finanziell betrachtet, ist der Quereinstieg in den Personalbereich durchaus lohnenswert: Durchschnittlich verdienen Personalentwickler 53.627 Euro im Jahr. Personalreferenten liegen mit einem Durchschnittsgehalt von rund 49.900 Euro jährlich knapp dahinter.
Beschäftigte in der Personalsachbearbeitung erhalten ein Jahresgehalt von 35.954 Euro im Jahr und sind damit die Geringverdiener in der Auswertung. Ein Grund hierfür ist die geringe Anzahl an Akademikern in diesem Bereich.
Die Personalleitung – sowohl mit als auch ohne disziplinarische Führungsverantwortung – erhält ein durchschnittliches Jahresgehalt von rund 79.800 Euro.
Personalentwicklung reizt die meisten Akademiker
Laut Studie befinden sich die meisten Akademiker (55 Prozent) in der Personalentwicklung, knapp gefolgt vom Personalreferenten: Hier steigen 49,4 Prozent der Absolventen mit einem Hochschulabschluss ein. Bei dem Personalleiter sind es 43,2 Prozent. Der geringste Anteil (10,3 Prozent) von studierten HR-Beschäftigten befindet sich im Berufsfeld des Sachbearbeiters. Hier arbeiten also vermehrt Angestellte mit einer klassischen Berufsausbildung.
So schaffen Sie den Quereinstieg
Wer sich für den Einstieg in die Personalbranche interessiert, sollte sich durch ein themenfremdes Studium und bisherige Berufserfahrungen in anderen Bereichen nicht einschüchtern lassen. Wie immer zählt ein gewisses Maß an Motivation und Argumentationsgeschick dazu, einen neuen Job zu erhalten und in eine bestimmte Position in der HR-Abteilung zu wechseln.