Die Feinmechanik und Feinwerktechnik befasst sich mit der Entwicklung, Produktion und Reparatur optischer, elektrischer und feinmechanischer Geräte. Diese umfasst die gesamte Palette der mechanischen Uhren, optischen Geräte sowie Mess- und Prüfmittel. Zu den typischen Anwendern der Feinmechanik gehören die Wehr- und Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und der Modellbau. Das Angebot an feinmechanischen Geräten reicht von der Armbanduhr über den Fotoapparat bis zum Teleskop. Die Feinmechanik findet sich in nahezu allen Branchen, vor allem in der Forschung, der Entwicklung und der Produktion.
Ursprünglich entwickelte sich die Feinmechanik aus der Produktion von Uhren. Vor allem die Werke von Stand-, Wand- und Armbanduhren erforderten ein präzises Arbeiten, um die Ganggenauigkeit zu garantieren. Neben einigen Werkzeugmaschinen galten Feile und Schaber als wichtigste Werkzeuge der Feinmechaniker. Damit ließen sich Werkstücke mit einer Genauigkeit von weniger als einem zehntel Millimeter bearbeiten. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Feinmechanik zu einem wichtigen Industriezweig. Heute erlauben hochpräzise Maschinen das Bearbeiten im Bereich eines tausendstel Millimeters.
Obwohl die Mikroelektronik die Feinmechanik zunehmend verdrängt, gewinnen optische Geräte in der Forschung und der Medizin an Bedeutung. Typische Beispiele sind Quarzuhren und Digitalkameras, welche an die Stelle der klassischen Uhren und Fotoapparate treten. Selbst auf dem Gebiet der Navigation lösen elektronische Geräte auf GPS-Basis das Chronometer oder den Sextanten zunehmend ab. Die Vorteile elektronischer Uhren und Navigationsgeräte liegen in der preisgünstigen Produktion und höheren Genauigkeit.
In der optischen Industrie nimmt die Feinmechanik nach wie vor einen bedeutenden Platz ein. Zu den Produkten gehören Mikroskope, Ferngläser, Teleskope und spezielle Geräte für die Medizin. Insbesondere die Wissenschaft von der Erforschung des Weltalls und die Luft- und Raumfahrt profitieren von der optischen Industrie. In der Medizin ermöglichen feinmechanische und optische Geräte die sogenannte Schlüssellochoperation. Diese erfordert einen minimal-invasiven Eingriff und stellt bei verschiedenen Krankheiten eine für den Patienten schonende Option dar.
Ein weiteres Aufgabengebiet der Feinmechanik ist die Messtechnik. Die Bandbreite reicht vom Messschieber bis zu Messgeräten für verschiedene physikalische Größen. In nahezu allen Industriezweigen garantieren sie eine hohe und gleichbleibende Qualität der Produkte. Messwerke sind feinmechanische Komponenten, von deren Präzision die Genauigkeit abhängt. Daher unterliegen alle Mess- und Prüfmittel in der industriellen Produktion einer ständigen Kontrolle.
Im Modellbau erlaubt die Feinmechanik das naturgetreue Nachbilden von Fahrzeugen und Fluggeräten. Typisches Beispiel sind die Lokomotiven, Waggons und Signale von Modellbahnanlagen. Die geringe Größe der Modelle erfordert bei der Herstellung höchste Präzision. Häufig handelt es sich um maßstabsgetreue Nachbauten von real existierenden Objekten.
Die Feinmechanik und Feinwerktechnik eröffnet für Berufs- und Quereinsteiger ein breites Aufgabengebiet. Das Angebot reicht vom Feinmechaniker und Optiker über den Fertigungsleiter Sondermaschinenbau bis zum Projektleiter und -ingenieur. Der Einstieg erfolgt über eine Ausbildung zum Feinmechaniker oder Feinwerktechniker. Diese dauert in der Regel drei Jahre und schließt mit einer Prüfung zum Facharbeiter ab. Das Gehalt liegt nach Alter, Firmengröße und Aufgabengebiet zwischen 1.800 und 3.000 Euro. Für den Zugang zum Beruf benötigt der Bewerber ein gutes Sehvermögen, Fingerspitzengefühl sowie handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten. Kenntnisse im Bearbeiten von Metall und Kunststoff sind ebenso erforderlich wie der sichere Umgang mit Messmitteln. Zu den theoretischen Stärken eines Feinmechanikers zählen sichere Kenntnisse in Mathematik und das richtige Erkennen physikalischer Zusammenhänge.
Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre bestehen gute Chancen auf eine Übernahme und einen krisenfesten Job mit einem attraktiven Gehalt. Zahlreiche Unternehmen des Maschinen-, Fahrzeug- und Gerätebaus suchen qualifizierte Feinmechaniker und Feinwerktechniker. Die Arbeit gilt als äußerst vielseitig und erfordert Flexibilität und den Willen, sich lebenslang neues Wissen anzueignen. Nach der Lehre besteht die Möglichkeit zur Ausbildung als Handwerks- und Industriemeisters oder Aufnahme eines Studiums an einer Fachhochschule. Der Aufstieg in die Leitungsebene eröffnet den Zugang zu anspruchsvollen Aufgaben und einem überdurchschnittlich hohen Gehalt. Ein Fertigungsleiter des Sondermaschinenbaus verdient im Monat bis zu 5.400 Euro brutto bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 45 Stunden.
Außerdem bietet die Feinmechanik und Feinwerktechnik den Weg in die Selbstständigkeit. Ein Abschluss als Meister berechtigt zum Eröffnen eines eigenen Betriebes und das Ausbilden von Lehrlingen. Im Uhrmachergewerbe besteht trotz der zunehmenden Verbreitung elektronischer Uhren ein ungebrochen hoher Bedarf an Fachkräften. Auch im Modell- und Musterbau besteht eine gute Auftragslage. Zu den Kunden zählen Unternehmen des Maschinen-, Geräte- und Fahrzeugbaus sowie die Spielwarenindustrie. Eine abgeschlossene Ausbildung zum Optiker ermöglicht bei entsprechender Qualifikation das Gründen einer Existenz als Augenoptiker. Deren Gehalt liegt zwischen 1.600 und bis zu 4.300 Euro im Monat.