Jobs mit Zukunft: Standfest trotz Krise
Die Corona-Krise hält die Arbeitswelt in Atem. Nahezu überall in der Wirtschaft stehen Einstellungsstopps, gekürzte Personalbudgets und Kurzarbeit auf der Agenda. Überall? Nein, es gibt Branchen und Berufe, die sich aktuell und im Vergleich zur Gesamtwirtschaft als krisensicherer erweisen. Unsere Analyst*innen stellen diese Jobs und ihre Gehälter auf Basis von 7.683 Datensätzen vor. Zusätzlich werten wir aus, was Akademiker*innen studiert haben müssen, um in diesen Berufen starten zu können.
Anmerkung: Alle Gehälter sind Jahresbruttoangaben und liegen im Median vor.
Der Gesundheitssektor boomt
Die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gegen das Corona-Virus ist ein Grund für den aktuellen Boom der Pharma-Branche. In Deutschland melden aber auch Unternehmen aus der Medizintechnik eine große Nachfrage nach Beatmungsgeräten und -masken oder Lungenmesstechnologie und verzeichneten zuletzt Rekordaufträge und steigende Umsätze.
Dementsprechend gilt der Beruf der Medizintechniker*innen in der Krise als standfest. Als Schnittstelle zwischen medizinischer Forschung und Krankenhäusern ist es die Aufgabe von Medizintechniker*innen neue Geräte und Anlagen für die Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu entwickeln. In Deutschland liegt das Jahresgehalt in diesem Beruf bei rund 47.200 Euro.
Aufgrund der gesteigerten Nachfrage nach Medikamenten und Arzneimitteln werden auch die Aufgaben von Pharmareferent*innen als zukunftssicher gehandelt. Diese informieren etwa Apotheken und Krankenhäuser über Arzneimittel und ihre Wirkungsweisen und verdienen damit ein Jahresgehalt von rund 71.600 Euro – das höchste Gehalt unter allen ausgewerteten Berufen.
Jobs in der IT – gute Zukunftsperspektiven
Bereits vor der Corona-Krise zählte die IT-Branche zu den hoffnungsvollen Wirtschaftszweigen der Zukunft. Der Umzug ins Homeoffice und der damit gestiegene Bedarf an Kommunikationslösungen (z.B. Videochat-Programme) und Werkzeugen zur virtuellen Zusammenarbeit (z.B. cloudbasierte Speichermöglichkeiten) lassen einen Teil der Branche die Krise verschmerzen. Zwar gilt die erhöhte Nachfrage nicht für jedes Unternehmen der Branche, insgesamt seien Geschäftslage und Perspektiven jedoch besser als in der Gesamtwirtschaft, so der Branchenverband Bitkom. Zusätzlich sorgen auch das Corona-Konjunkturpaket und die damit einhergehenden Investitionen in die Digitalisierung für zusätzliche Hoffnung in der Branche.
Ob Softwareentwickler*innen im Mobile-Bereich, die unterschiedliche Programme und Anwendungen für Smartphones erstellen (54.100 Euro), CNC-Fachkräfte die computerisierte Maschinen und Roboter programmieren (38.746 Euro) oder Systemingenieur*innen in Embedded Systems (59.674 Euro), die z.B. die Betriebssysteme auf intelligenten Haushaltsgeräten einrichten – die Vielfalt innerhalb der IT-Branche ist groß und der Zukunftsoptimismus wieder steigend.
Handel: je digitaler, desto standfester
Als Geschäfte und Ladenlokale während der ersten Welle der Pandemie schließen mussten, suchten viele Betreiber*innen digitale Lösungen, um ihre Produkte und Services zu verkaufen. Nicht erst seit gestern wissen wir: Der Onlinehandel ist nicht die Zukunft, sondern längst im Alltag der Verbraucher*innen angekommen. Den digitalen Handel pauschal als Gewinner der Krise zu bezeichnen sei aber zu einfach, betont der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) im März 2020. Nach der anfänglichen Schockstarre im März konnte sich der Onlinehandel im April erholen, sodass der Branchenumsatz von Januar bis April 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert lag.
Speziell Onlineshops mit einem großen und vielfältigen Sortiment gelten als flexibel und krisenfest. Für den Aufbau und die Pflege eines solchen Shops sind unter anderem Online-Shop-Manager*innen zuständig, die in Deutschland ein Bruttogehalt von rund 43.500 Euro verdienen. Was aber wäre die digitale Einkaufsstätte ohne die richtigen Produkte? Die Verantwortung für die Warengruppen tragen die sogenannten Category-Manager*innen. Sie erhalten ein Jahresbruttogehalt in Höhe von rund 47.400 Euro und werden auch zukünftig im digitalen Handel gebraucht.
Volle Auftragsbücher, wenig Kurzarbeit im Baugewerbe
Als robust hat sich in den vergangenen Monaten auch die Baubranche erwiesen. Das Gewerbe ist trotz der Corona-Krise ausgelastet und eine Mehrzahl der Unternehmen befürchten keine Auswirkungen der Pandemie auf die Auftragslage. Insofern sind Fachkräfte wie Dachdecker*innen mit einem Jahresgehalt von 36.200 Euro und Anlagenmechaniker*innen für Sanität-, Heizungs- und Klimatechnik mit einem Jahresgehalt von rund 36.300 Euro standfeste Berufe in der Krise. Das lukrativste Einkommen unter den ausgewerteten Berufen in der Baubranche liegt im Berufsbild der technischen Systemplaner*innen bzw. -zeichner*innen vor. Ihre Aufgabe ist die Erstellung von Modellen, Montageplänen und Funktionsschemata. Sie leisten damit etwa die Vorarbeit zur Herstellung, Montage und Inbetriebnahme von Stahl- und Metallbauteilen für Baustellen. Beschäftigte können hier ein Jahresgehalt von rund 38.700 Euro verdienen.
Trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage gibt es also bereits jetzt Branchen, die optimistisch in die Zukunft blicken und auch in Krisenzeiten einen standfesten Arbeitsplatz anbieten.
Alle Branchen und Berufe im Überblick:
Beruf | Q1 | Median | Mittelwert | Q3 |
Pharmazie | ||||
Pharma-Referent*in | 56.984 € | 71.631 € | 74.011 € | 83.998 € |
Medizintechniker*in | 39.996 € | 47.222 € | 50.661 € | 58.479 € |
E-Commerce | ||||
E-Commerce-Manager*in | 35.511 € | 43.563 € | 46.854 € | 54.972 € |
Category-Manager*in | 38.440 € | 47.364 € | 53.794 € | 62.115 € |
IT | ||||
Softwareentwickler*in / Mobile-Lösungen | 46.945 € | 54.160 € | 57.953 € | 68.147 € |
Systemingenieur*in Embedded Systems | 51.419 € | 59.674 € | 67.722 € | 83.402 € |
CNC-Fachkraft | 33.520 € | 38.746 € | 40.464 € | 45.434 € |
Baubranche | ||||
Anlagenmechaniker*in - Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik | 31.379 € | 36.325 € | 37.936 € | 42.088 € |
Technische*r Systemplaner*in bzw. Zeichner*in | 32.266 € | 38.746 € | 41.079 € | 47.416 € |
Dachdecker*in | 31.475 € | 36.153 € | 37.773 € | 42.345 € |
Anmerkung: Die Gehaltsangaben in dieser Meldung können teilweise von denen im Berufsverzeichnis von GEHALT.de abweichen, da die Datenerhebung in unterschiedlichen Zeiträumen stattgefunden hat.
Welche Studiengänge sind besonders krisensicher?
Was bedeuten die Entwicklungen für Studierende? Wir haben die Studienfächer einiger krisensicherer Berufe ausgewertet um herauszufinden, welche Fachrichtungen im Zuge der Auswertung besonders sicher sind. Folgende Berufe wurden bei der Analyse berücksichtigt:
- Lebensmittelingenieur*in
- E-Commerce-Manager*in
- Technische*r Systemplaner*in
- Softwareentwickler*in Mobile
- Medizintechniker*in
Laut der Auswertung sind Ingenieurswissenschaftler*innen am häufigsten vertreten (46 Prozent). Die Hälfte der Medizintechniker*innen mit akademischem Abschluss haben Informatik studiert, weiter 34 Prozent studierten Ingenieurswissenschaften. Quereinsteiger haben es unter den ausgewerteten Berufen als E-Commerce-Manager*innen vergleichsweise am leichtesten. Rund ein Drittel der Beschäftigten, die diesen Beruf ausüben, hat ein fachfremdes Studium absolviert. Alle Ergebnisse in der nachfolgenden Tabelle:
Beruf | BWL | Wirtschaftsingenieure | Ingenieure | Naturwissenschaften | Grafik Design | Sprachen | Rechts- wissenschaften |
Informatik |
Lebensmittelingenieur*in | - | 6% | 33% | 61% | - | - | - | - |
Online-Shop-Manager*in / E.-Commerce-Manager*in | 69% | 3,5% | - | 5,3% | 8,8% | 3,6% | 5,3% | 4,5% |
Technischer Systemplaner*in | 1,2% | 1,8% | 89% | 4,6% | 2,5% | 0,3% | - | 0,6% |
Softwareentwickler*in Mobile |
- | 0,7% | 13,8% | 1,5% | 7,1% | - | 0,5% | 76,4% |
Medizintechniker*in | 1,7% | 1,7% | 34,6% | 12% | - | - | - | 50% |
Anteil unter allen Berufen |
10,4% | 2,2% | 46,4% | 12,9% | 4,0% | 0,6% | 0,8% | 22,7% |