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Berufseinstieg in der Coronakrise: Welche Jobs sind weiterhin gefragt?

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Kategorie: Ausbildung & Berufseinstieg
11.08.2020
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Eine Person im Anzug sitzt drei Personen an einem Tisch gegenüber und führt ein Bewerbungsgespräch

Die COVID-19-Pandemie und die dadurch ausgelöste wirtschaftliche Krise haben vor dem Arbeitsmarkt nicht Halt gemacht. Während Kurzarbeit und zunehmende Arbeitslosigkeit in aller Munde sind, sollte jedoch ein weiterer Aspekt nicht vergessen werden: Auch Neueinstellungen sind stark von der aktuellen Misere betroffen. Das zeigt sich an der stark rückläufigen Anzahl an Stellenanzeigen – mit drastischen Folgen für junge Menschen, die gerade ihren Berufseinstieg planen. Im Rahmen des Internationalen Tags der Jugend (12. August) haben wir uns die Lage genauer angesehen.

Rückgang an Stellenanzeigen

Unsere Gehaltsanalyst*innen haben zwischen dem 30. März und dem 30. Juni 2020 insgesamt 673.092 Stellenanzeigen auf unseren Jobportalen ausgewertet. Eine Branche, welche demnach besonders schwer unter der Coronakrise zu leiden hatte, ist wenig überraschend die Gastronomie. Hier sank die Anzahl an Jobausschreibungen infolge des bundesweiten Kontaktverbots um mehr als 80 Prozent. Erst nachdem einzelne Lockdown-Maßnahmen aufgehoben sowie Einschränkungen gelockert wurden und die Gastronomie wieder öffnen konnte, war ein Aufwärtstrend zu beobachten. Seitdem werden wieder deutlich mehr Jobs ausgeschrieben, doch noch immer liegt die Anzahl an Stellenanzeigen weit unter dem Anfangsniveau. Weitere stark betroffene Wirtschaftszweige sind Hotellerie und Touristik.

Folgen für Berufseinsteiger

Unter diesem Einstellungsrückgang haben insbesondere Berufsanfänger*innen zu leiden. Experten gehen davon aus, dass die aktuelle Arbeitsmarktlage gravierende Folgen für die jüngere Generation haben könnte. Manche Auszubildende dürften etwa Schwierigkeiten haben, von ihrem Betrieb übernommen zu werden, steigende Jugendarbeitslosigkeit wäre dann die Folge. Selbst manche Young Professionals mit Hochschulabschluss, welche zu Jahresbeginn noch damit rechnen konnten, problemlos in der Berufswelt Fuß zu fassen, blicken pessimistisch in die Zukunft. Nicht nur die geringere Anzahl an offenen Positionen, sondern auch ein längerer Auswahlprozess führen zu großer Unsicherheit für Neulinge.

Das ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem sich Berufsstarter*innen konfrontiert sehen. Untersuchungen früherer Finanzkrisen zeigen: Wer die eigene Karriere während einer Rezession beginnt, fängt im Durchschnitt in kleineren Firmen an, landet häufiger in fachlich unpassenden Jobs oder muss oftmals mit Aufgaben vorlieb nehmen, für die man schlichtweg überqualifiziert ist. Während Selbstständigen mittels staatlichen Hilfspaketen unter die Arme gegriffen werden kann, gestaltet sich das für Berufseinsteiger*innen deutlich schwieriger. Viele Student*innen und Auszubildende, die nun ihren ersten festen Job beginnen möchten, fallen so durchs Raster. All dies macht sich auch am Gehalt bemerkbar:

Der Effekt der Krise auf Einstiegsgehälter lässt sich momentan schwer vorhersagen. Es ist aktuell damit zu rechnen, dass diese im nächsten Jahr stagnieren oder nur minimal steigen werden.

Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de

Niedrigere Einstiegsgehälter sind aber nicht nur in den ersten Berufsjahren ärgerlich, sondern haben auch langfristige Folgen. Zwar werden Berufsanfänger*innen üblicherweise recht schnell befördert, was sich dann auch in Gehaltserhöhungen äußert, und können zudem davon profitieren, wenn die konjunkturelle Lage sich wieder positiv entwickelt. Nicht alle Einkommensverluste können jedoch aufgeholt werden, und das geringere Anfangsniveau macht sich noch bis zu fünfzehn Jahre später bemerkbar. Im Laufe der gesamten Berufskarriere kann so ein halbes oder ganzes Jahresgehalt eingebüßt werden, was bei der späteren Monatsrente einen Unterschied im hohen zweistelligen Bereich bedeuten kann.

Nicht alle Branchen sind gleichermaßen betroffen: Viele offene Stellen in der Pflege

Bei derartigen Trends handelt es sich indessen nur um Durchschnittswerte, die Coronakrise muss also nicht für jeden Einzelnen auch eine Verschlechterung der Berufsaussichten bedeuten. Das zeigt sich auch daran, dass nicht alle Wirtschaftszweige in gleichem Ausmaß betroffen sind.

Die gute Nachricht ist, dass es nach wie vor Branchen gibt, die nicht nur offene Stellen anbieten, sondern auch gezielt nach Nachwuchskräften suchen.

Dr. Philip Bierbach, Geschäftsführer von GEHALT.de

Die Gesundheits- und Krankenpflege ist eine solche Branche. Untersuchungen unserer Gehaltsexpert*innen haben ergeben, dass auch während der Krise ein konstanter Bedarf nach Pflegekräften bestand. Die Anzahl an Stellenanzeigen stieg nach dem Lockdown infolge der erhöhten Nachfrage deutlich an. Zwar ebbte diese Zahl in den nächsten Monaten allmählich ab, doch weiterhin gibt es hier eine hohe Anzahl an offenen Positionen.

Top 5: Diese Berufe sind weiterhin gefragt und das können Berufseinsteiger*innen dort verdienen

Von den 673.092 Stellenanzeigen, welche unsere Gehaltsanalyst*innen zwischen dem 30. März und dem 30. Juni 2020 beobachtet haben, entfielen vier Prozent auf das Gebiet der Krankheits- und Gesundheitspflege. Damit befinden sich Pflegetätigkeiten am Ende der Top 5 der meistgefragten Berufe. In den ersten drei Berufsjahren können Gesundheits- und Krankenpfleger*innen im Schnitt mit einem Jahresbruttogehalt in Höhe von 34.600 Euro rechnen – für Berufseinsteiger in einem Ausbildungsberuf eine respektable Zahl.

Noch mehr kann allerdings in den meisten Berufen mit Technikbezug verdient werden, hier gibt es nämlich den größten Bedarf. Ebenso vier Prozent aller Stellenanzeigen konnten dem Bereich der System- und Netzwerkadministration zugeordnet werden; in der Anfangszeit lassen sich hier im Schnitt circa 35.800 Euro jährlich verdienen. Weitere sechs Prozent aller Anzeigen bezogen sich auf Berufe der IT-Beratung, hier sind zudem deutlich lukrativere Gehaltsaussichten gegeben: Das Medianeinkommen liegt in den ersten drei Berufsjahren gar bei knapp 52.500 Euro jährlich.

Am zweitmeisten gab es Jobinserate für Softwareentwickler*innen im Bereich Backend. Der Anteil lag hier bei 12 Prozent aller Angebote, und auch die Gehaltschancen für Berufseinsteiger*innen sind in diesem Bereich gut: Im Schnitt verdienen beginnende Backend-Entwickler ca. 47.000 Euro jährlich. Am begehrtesten sind aber Ingenieur*innen im Bereich der Projektabwicklung, welche zum Start ihrer Karriere ein Jahresgehalt in Höhe von etwa 49.200 Euro erwarten können. Mehr als 17 Prozent aller Stellenangebote auf unseren Jobportalen ließen sich dieser Berufsgruppe zuordnen – die Spitzenposition bei den offenen Stellen der betrachteten drei Monate. Die absolute Zahl befindet sich somit im niedrigen sechsstelligen Bereich.

Trotz der coronabedingten Widrigkeiten ist es in vielen Bereichen durchaus wahrscheinlich, wie geplant ins Berufsleben zu starten, und attraktive Anfangsgehälter sind auch zukünftig möglich. Selbst Neulinge aus Branchen, welche stark durch die Krise getroffen wurden, haben noch immer realistische Chancen, eine passende Stelle zu ergattern. Experten raten dazu, weiterhin Bewerbungen zu verschicken, denn immer mehr Firmen stellen wieder Mitarbeiter ein. Insbesondere junge Menschen sind hier dann gefragt, denn sie gelten als flexibel, lernbereit und digital gewandt – Eigenschaften, die gerade jetzt unverzichtbar sind.

 Berufe

Q1

Median

Q3

 Ingenieur*in Projektabwicklung

44.182 €

49.156 €

56.692 €

 Softwareentwickler*in (Backend)

41.594 €

47.023 €

54.260 €

 IT-Berater*in

46.011 €

52.492 €

62.594 €

 System- und Netzadministration*innen

31.239 €

35.839 €

42.668 €

 Gesundheits- und Krankenpfleger*innen

30.441 €

34.582 €

39.198 €

Die hier gezeigten Gehaltsdaten beruhen auf 11.430 Datensätzen von Beschäftigten mit unter drei Jahren Berufserfahrung. Der Median beschreibt dabei die Mitte aller Daten: 50 Prozent liegen über dem Wert, 50 Prozent darunter. Der Median ist daher genauer als der Durchschnittswert, der durch Ausreißer verzerrt werden kann.

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