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Gehaltsvergleich Luxemburg: Arbeit, Leben und Einkommen

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Kategorie: Lohngerechtigkeit & Transparenz
21.03.2023
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
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Hochformatige Ansicht der Stadt Luxemburg gegen den Himmel

Klein, aber oho! Obwohl Luxemburg das kleinste Nachbarland Deutschlands ist, lohnt sich ein Blick auf das Großherzogtum im Herzen Europas. Denn: Das Land unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von den meisten europäischen Staaten. Vor allem der luxemburgische Arbeitsmarkt gilt aufgrund des hohen Anteils an Grenzgängern als einzigartig. Rund 43 Prozent der Beschäftigten wohnen in den Nachbarstaaten Deutschland, Frankreich und Belgien und pendeln über die Grenze zu ihrer Arbeitsstätte.

Was sind die Gründe dafür? Welche Berufe sind in Luxemburg besonders gefragt und lukrativ? Und wie unterscheiden sich die Gehälter und Lebenshaltungskosten von denen in Deutschland?

Kultur und Leben in Luxemburg

Die Geschichte Luxemburgs beginnt im Jahre 963. Der Adelige Siegfried lässt nahe Ettelbrück – zentral im heutigen luxemburgischen Staatsgebiet gelegen – ein Schloss errichten, in dessen Zusammenhang erstmals der Name Luxemburg auftaucht. Es folgt die Herrschaft mehrerer Dynastien und 1815 die Erhebung zum Großherzogtum. 1890 erklärt das Land erstmals seine vollständige Unabhängigkeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schließt sich Luxemburg mit Belgien und den Niederlanden zur Zoll- und Wirtschaftsunion der Benelux-Staaten zusammen. In den folgenden Jahrzehnten verändert sich das wirtschaftliche Gesicht des Landes grundlegend: Während in den 1960er Jahren die Eisen- und Stahlindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig war, bilden heute die neuen Dienstleistungssektoren wie Finanzen und Bankwesen das Rückgrat der luxemburgischen Wirtschaft. Mittlerweile gilt das Land als einer der führenden Finanzstandorte Europas. Der Wandel ging mit einem beachtlichen Wachstum einher. Von 1985 bis 2008 verdoppelt sich die Anzahl der Beschäftigten in Luxemburg.

Ein wichtiger Grund dafür: Die Luxemburger gelten als überzeugte Europäer der ersten Stunde. Das Land ist bekannt dafür, großen Wert auf eine gute Nachbarschaft zu Deutschland, Frankreich und Belgien zu legen und spielt eine zentrale wirtschaftliche Rolle in der Großregion Saar-Lor-Lux. Dank seiner geografischen Lage und der wirtschaftlichen Stärke Luxemburgs haben viele große Unternehmen ihren Sitz im Großherzogtum.

Wie kaum ein anderes Land steht Luxemburg zudem für offene Grenzen und Multikulturalität. Von den knapp 635.000 Einwohnern sind rund 47 Prozent Einwanderer (Stand: 2021), hinzu kommen täglich hunderttausende Grenzgänger. Insgesamt liegt der Anteil der ausländischen Arbeitnehmenden in Luxemburg bei etwa 70 Prozent. Neben den Amtssprachen Luxemburgisch, Französisch und Deutsch wird deshalb insbesondere im professionellen Umfeld häufig Englisch gesprochen.

Die Hauptstadt Luxemburg, die den gleichen Namen wie das Großherzogtum trägt, ist Sitz zahlreicher europäischer Institutionen und Organe, darunter der Europäische Gerichtshof und die Europäische Investitionsbank. Auch darüber hinaus lohnt sich ein Besuch: Die Luxemburger Altstadt gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe und verfügt über eine der eindrucksvollsten Festungsanlagen Europas.

Wohnen und Lebenshaltungskosten in Luxemburg

Eine hohe Lebensqualität, hervorragende Beschäftigungsquoten und ein gutes Bildungssystem: Theoretisch bietet Luxemburg beste Voraussetzungen, um sich im Land niederzulassen. Doch die Suche nach einer geeigneten Wohnung gestaltet sich oft alles andere als einfach. Der Grund: Die Nachfrage nach Immobilien und Mietwohnungen ist extrem hoch. Die Mietpreise liegen im Schnitt rund 80 Prozent höher als in Deutschland. Wer eine Einzimmerwohnung im Stadtzentrum beziehen möchte, muss mit durchschnittlichen Monatsmieten zwischen 1.275 und 2.000 Euro rechnen. Für eine Dreizimmerwohnung außerhalb des Stadtzentrums werden in der Regel zwischen 1.625 und 3.500 Euro monatlich fällig.

Auch die generellen Lebenshaltungskosten sind in Luxemburg meist höher als in Deutschland. Allerdings ist der Unterschied hier bei weitem nicht so groß wie bei den Mieten. Für eine Einzelperson liegen die Lebenshaltungskosten ohne Mietkosten bei durchschnittlich 950 Euro und damit rund zwölf Prozent höher als in Deutschland. Zur Veranschaulichung sind in der folgenden Tabelle einige ausgewählte Lebensmittel mit ihren luxemburgischen und deutschen Durchschnittspreisen aufgelistet. (Stand: 2023)

Produkt 

Luxemburg 

Deutschland 

Milch, 1 Liter 

1,30 Euro 

1.05 Euro 

Wasser, 1,5 Liter 

0,57 Euro 

0,58 Euro 

Reis, 1 kg 

2,33 Euro 

2,06 Euro 

Kartoffeln, 1 kg 

1,71 Euro 

1,62 Euro 

Äpfel, 1 kg 

2,60 Euro 

2,51 Euro 

Rindfleisch, 1 kg 

19,28 Euro 

14,86 Euro 

Bier, 0,5 Liter 

1,58 Euro 

0,66 Euro 

Der öffentliche Nahverkehr erfreut sich in Luxemburg großer Beliebtheit – und das aus gutem Grund: Luxemburg ist das erste Land in Europa, in dem die Fahrgäste die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen können. Seit Anfang 2020 braucht man für Busse, Züge und Straßenbahnen keinen Fahrschein mehr. Ausgenommen von der Freifahrt sind lediglich Tickets der 1. Klasse und Zeitkarten im Zug. Gerade für Pendler und Grenzgänger sind die Bedingungen ideal. Nicht nur die Ballungsräume, sondern auch die ländlicheren Regionen profitieren im Luxemburger Verbundnetz von einer garantierten Bedienung an allen sieben Wochentagen. Die Hauptstadt Luxemburg verfügt zudem über ein breites Angebot an grenzüberschreitenden Verbindungen nach Deutschland, Frankreich und Belgien.

Auch für Autofahrer bietet das Land durch sein ausgedehntes Straßennetz gute Voraussetzungen. Wer aus Deutschland mit dem Auto nach Luxemburg pendelt, kann dort oft sogar günstiger tanken als in der Heimat. Während der durchschnittliche Benzinpreis in Deutschland bei 2,01 Euro liegt, beträgt er in Luxemburg nur 1,56 Euro (Stand: März 2023).

Arbeit und Gehalt in Luxemburg

Wie in Deutschland gibt es auch in Luxemburg einen Mindestlohn. Dieser wurde im Großherzogtum zuletzt im Oktober 2021 angepasst und beträgt derzeit 13,05 Euro brutto pro Stunde (Deutschland: 12 Euro brutto pro Stunde). Eine Besonderheit des Mindestlohns in Luxemburg ist, dass er nach Alter und Qualifikation gestaffelt ist. So müssen Unternehmen jugendlichen Arbeitnehmenden im Alter von 15 bis 17 Jahren nur 75 bis 80 Prozent (9,79 Euro bis 10,44 Euro) des Mindestlohns zahlen. Für Erwachsene ohne Qualifikation gilt der reguläre Mindestlohn, Erwachsene mit Qualifikation erhalten mindestens 120 Prozent (15,66 Euro) des Mindestlohns.

Jeder Vollzeitbeschäftigte in Luxemburg hat Anspruch auf 26 Arbeitstage bezahlten Urlaub pro Jahr. Zusätzliche Urlaubstage können in Tarifverträgen oder individuellen Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt werden. Darüber hinaus haben auch bestimmte Personengruppen Anspruch auf mehr Urlaub: So erhalten Menschen mit Behinderung, Kriegsinvalide und Opfer von Arbeitsunfällen sechs zusätzliche Urlaubstage und Bergarbeiterinnen drei zusätzliche Urlaubstage.

Die Einkommensteuer in Luxemburg ist gestaffelt und liegt zwischen 0 und 42 Prozent. Bei einem Jahreseinkommen unter 11.265 Euro muss beispielsweise keine Steuer gezahlt werden. Ab einem Einkommen von 200.000 Euro wird der Spitzensteuersatz fällig. Hinzu kommen Beiträge zur Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung. Für Grenzgänger gilt grundsätzlich, dass sie in dem Land Steuern zahlen, in dem sie ihren Beruf ausüben. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn z. B. durch Home-Office-Regelungen in zwei Ländern gearbeitet wird: Dann droht eine Doppelbesteuerung. Diese kann derzeit (Stand: Februar 2023) von deutschen Grenzgängern nur vermieden werden, wenn sie weniger als 19 Tage im Jahr von zu Hause aus arbeiten.

Die Arbeitslosenquote in Luxemburg liegt derzeit bei niedrigen 4,9 Prozent (Stand: Januar 2023). Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt beträgt rund 76.500 Euro. Damit belegt Luxemburg im europäischen Vergleich einen der vorderen Plätze. Betrachtet man die EU-Länder, ist das Durchschnittsgehalt nur in Dänemark höher. Besonders lukrativ sind in Luxemburg Berufe in den Bereichen Management, Finanzen und Recht. Die durchschnittlichen Bruttoverdienste liegen hier zwischen 81.000 und 98.000 Euro. Die am schlechtesten bezahlte Branche ist das Hotel- und Gaststättengewerbe mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von rund 30.500 Euro. Aber auch in der Medienbranche (durchschnittlich ca. 44.000 Euro) oder in der Gastronomie (ca. 49.000 Euro) müssen Arbeitssuchende mit geringeren Gehältern rechnen.

In der folgenden Liste sind einige weitere ausgewählte Berufe mit ihren durchschnittlichen Jahresgehältern in Luxemburg aufgeführt. Dabei ist zu beachten, dass es sich um Durchschnittswerte handelt, die aufgrund statistischer Ausreißer höher ausfallen können als das tatsächlich zu erwartende Gehalt:

 

 

Bei Kündigungen, die nicht auf einem schwerwiegenden Fehlverhalten beruhen, ist in Luxemburg eine Kündigungsfrist einzuhalten. Diese richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit: Etwa beträgt die Kündigungsfrist bei einer Betriebszugehörigkeit von weniger als fünf Jahren zwei Monaten und bei einer Betriebszugehörigkeit von mehr als zehn Jahren sechs Monate. Darüber hinaus erhalten Arbeitnehmende ab einer Betriebszugehörigkeit von fünf Jahren eine Abfindung, die ebenfalls nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit gestaffelt ist und zwischen einem und zwölf Monatsgehältern liegt. Die höchste Abfindung erhalten Beschäftigte mit einer Betriebszugehörigkeit von über 30 Jahren.

Aktuelle Stellenangebote:

Bruttogehalt:
Durchschnittliches Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden

Krankheit, Elternzeit und Rente in Luxemburg

Im Krankheitsfall gibt es in Luxemburg, ähnlich wie in Deutschland, eine Entgeltfortzahlung. Der Arbeitgeber muss die Lohnfortzahlung bis zu 77 Tagen leisten. Ab dem 77. Tag übernimmt die Nationale Gesundheitskasse diese Aufgabe. Besondere Vorsicht ist aus Sicht des Arbeitnehmers ab 546 kumulierten Krankheitstagen geboten: Dann ist eine Kündigung rechtlich möglich.

Eltern eines Kleinkindes können ihre berufliche Laufbahn im Rahmen einer Elternzeit unterbrechen. Während und unmittelbar nach der Schwangerschaft gilt für Arbeitnehmerinnen der Mutterschaftsurlaub. Dieser dauert mindestens 16 Wochen und ist in der Regel aufgeteilt in 8 Wochen vor und 12 Wochen nach der Geburt. Zusätzlich zum Mutterschaftsurlaub haben beide Elternteile Anspruch auf einen Elternurlaub von vier bis sechs Monaten. Um in den Genuss des sogenannten ersten Elternurlaubs zu kommen, muss dieser von einem Elternteil direkt im Anschluss an den Mutterschaftsurlaub genommen werden. Alternativ können sich die Eltern für den zweiten Elternurlaub entscheiden, der bis zum sechsten Geburtstag des Kindes möglich ist. Pro Elternteil kann jedoch jeweils nur einer der beiden Elternurlaube in Anspruch genommen werden. Das Einkommen während dieser Zeit orientiert sich an dem Gehalt vor Beginn des Elternurlaubs, beträgt aber in jedem Fall mindestens 2050 Euro brutto pro Monat.

Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt in Luxemburg bei 65 Jahren. Um Anspruch auf eine Rente zu haben, müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer insgesamt mindestens ein Jahr in Luxemburg und mindestens zehn Jahre in Luxemburg oder einem anderen europäischen Land sozialversichert gewesen sein. Grenzgänger, die sowohl in Luxemburg als auch in ihrem Wohnsitzland gearbeitet haben, erhalten anteilig Renten aus den jeweiligen Ländern.

Fazit: Arbeiten und Leben in Luxemburg

Ob als Grenzgänger oder Auswanderer: Aufgrund der höheren Gehälter und der guten Arbeitsmarktlage lohnt sich für deutsche Arbeitnehmende bei der Jobsuche ein Blick ins Nachbarland Luxemburg. Vor allem im Finanz- und Bankensektor hat man im Großherzogtum gute Chancen auf eine überdurchschnittlich bezahlte Stelle. Die Luxemburger gelten als sehr offen und ihre Kultur ähnelt der deutschen. Im Arbeitsalltag sind jedoch häufig Englisch- oder Französischkenntnisse erforderlich.

Quellen:

Arbeitsrechte.de

Averagesalarysurvey.com

Diegrenzgaenger.lu

Grossregion.net

Guichet.public.lu

Luxembourg.public.lu

Numbeo.com

Ogbl.lu

 

Autor: Tom Christoffer Nelson

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