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Urlaubstage in Deutschland: Wie lange dürfen Beschäftigte die Beine hochlegen?

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Kategorie: Lohngerechtigkeit & Transparenz
24.07.2018
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
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Ein Flugzeug fliegt über den Ozean in Richtung Sonne.

Volle Strände, leere Büros und ein Postfach mit Abwesenheitsnotizen. Die Sommersaison ist für viele eine beliebte Zeit, um den angesparten Urlaub auszunutzen und sich eine Auszeit zu gönnen. Doch wie lang darf der Urlaub für deutsche Beschäftigte gehen? Und wird in allen Branchen gleichviel Freizeit vergeben? Passend zur Feriensaison haben unsere Kollegen von Compensation Partner 200.676 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihren Urlaubstagen befragt. Die Ergebnisse haben wir hier für Sie zusammengefasst.

So viel Urlaub steht jedem zu

Jeder Beschäftigte hat gesetzlich einen Mindestanspruch auf 24 Werktage Urlaub. Dieser Beschluss geht jedoch von einer 6-Tage-Woche aus. Für Beschäftigte mit einer regulären 5-Tage-Woche ergibt sich dann ein Mindestanspruch von 20 Urlaubstagen im Jahr, umgerechnet vier Wochen. Laut der aktuellen Auswertung haben Beschäftigte im Schnitt jedoch 28,9 Urlaubstage im Jahr.

Lehrer haben am meisten Urlaubstage

Die meisten Urlaubstage erhalten Lehrer, die aufgrund der Schulferien insgesamt 65 Urlaubstage haben. Diese Zeit muss jedoch auch teilweise für die Nach- und Vorbereitung des Unterrichts genutzt werden. Wer sich jedoch für diesen Beruf entscheidet, sollte außerdem wissen, dass die Planung des Urlaubs nicht frei ist. Für verbeamtete oder angestellte Lehrkräfte gelten nämlich ausschließlich die Ferienzeiten der jeweiligen Bundesländer als Urlaubszeiten. Außerhalb dieser Zeit ist es ihnen nicht gestattet, Urlaub zu nehmen, es sei denn, es kommt zu einer plötzlichen Erkrankung oder einem Todesfall in der Familie.

Berufe an der Grenze zum Minimum

Geschäftsführer kriegen die wenigsten Tage frei. Laut der Auswertung haben Beschäftigte in dieser Position rund 21 Urlaubstage im Jahr zur Verfügung, was in etwa der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanzahl für eine 5-Tage-Woche entspricht. Auch Rechtsanwälte haben mit 21,5 Urlaubstagen relativ wenig Zeit für Entspannung. Es folgen Softwareentwickler im Back- und Frontend, Zahntechniker, Tischler, Industriemechaniker und Schweißer mit jeweils rund 23 Urlaubstagen.

Etwas mehr Urlaubstage mit steigendem Alter

Steigt mit dem Alter auch die Anzahl der Urlaubstage? Statistisch gesehen kaum, denn während Berufsanfänger unter 20 Jahren im Schnitt rund 28 Urlaubstage haben, erhalten Beschäftigte, die das 50. Lebensjahr erreicht haben, nur einen Tag mehr.

Alter

Urlaubstage

Unter 20

27,9

20-29

28,1

30-39

28,6

40-49

28,9

50-59

29,2

Über 60

29,3

Bei welcher Branche gibt es die meisten Urlaubstage?

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in öffentlichen Verwaltungen, Banken und Krankenhäusern dürfen sich freuen, denn sie erhalten laut der Auswertung die meisten Urlaubstage. Beschäftigte in diesen Branchen kommen auf durchschnittlich rund 30 Urlaubstage im Jahr.

Branchen

Urlaubstage

Einzelhandel

30,3

Öffentliche Verwaltung

29,8

Bankenwesen

29,8

Krankenhäuser

29,6

Versicherungen

29,5

Schlecht sieht es dagegen in der Werbung und PR-Branche aus: Hier kommen Angestellte nur auf 27 Urlaubstage. In Call Centern und Hotels und Gaststätten sind es durchschnittlich gerade einmal 26 Urlaubstage.

Beschäftigte mit mindestens 30 Tagen Urlaub

Die Vergütungsexperten von Compensation Partner haben außerdem ermittelt, in welchen Branchen der Arbeitnehmeranteil mit über 30 Urlaubstagen am höchsten ist. Auch hier ist der Einzelhandel auf dem ersten Platz mit einem Anteil von 21 Prozent. In Kulturinstitutionen hat circa jeder siebte Beschäftigte mindestens 30 Tage Urlaub. Es folgen Krankenhäuser mit 13 Prozent und soziale Einrichtungen mit zwölf Prozent.

Top-Branchen

Anteil mit mindestens 30 Tagen Urlaub

Einzelhandel

21%

Kultur

15%

Krankenhäuser

13%

Soziale Einrichtungen

12%

Gesundheitswesen

9%

Den geringsten Anteil an Mitarbeitern mit mindestens 30 Urlaubstagen haben Call Center und die Kosmetikbranche mit jeweils einem Prozent.  Auch die Branchen Werbung und PR sowie Recht- und Steuerberatung bieten ihren Beschäftigten selten über 30 Tage Urlaub. Hier liegt der Mitarbeiteranteil bei jeweils zwei Prozent.

Flop-Branchen

Anteil mit mindestens 30 Tagen Urlaub

Werbung und PR

2%

Steuerberatung

2%

Rechtsberatung

2%

Kosmetik

1%

Call Center

1%

So viel Urlaub hat Deutschland

Mit 29,1 Urlaubstagen erhalten Beschäftigte in Baden-Württemberg die meiste Freizeit in Deutschland. Doch auch der Rest der westlichen Bundesländer hat eine ähnlich hohe Anzahl an freien Tagen. Auf den letzten Rängen befinden sich Sachsen mit 27,5 Urlaubstagen und die Regionen Berlin und Brandenburg (27,7 Urlaubstage). 

Eine ähnliche Situation ergibt sich bei den Feiertagen und führt zu einem noch größeren Unterschied zwischen den Bundesländern. Während es in Bayern 13 gesetzliche Feiertage gibt, die nicht auf einen Sonntag fallen, sind es beispielsweise in Berlin nur neun. Somit haben Beschäftigte in Bayern insgesamt 42 freie Tage im Jahr, während Berliner nur auf 37 kommen.

Unterschiede in den Urlaubstagen zwischen Ost- und Westdeutschland

Eine Erklärung für das Ungleichgewicht an Urlaubstagen sind die unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen je Bundesland. Große Industrieunternehmen haben ihren Sitz meistens im Süden Deutschlands und mit ihren tariflichen Arbeitsverhältnissen können sie ihren Beschäftigten einen höheren Urlaubsanspruch bieten. In Berlin gibt es dagegen eine sehr hohe Dichte an Startup-Unternehmen, die laut unserer Startup-Studie weniger Urlaubstage vergeben. Auch die Werbe- und PR-Branche ist dort stark vertreten und weist eine geringe Anzahl an Urlaubstagen auf. In den neuen Bundesländern wiederum finden wir nicht einen einzigen DAX-Konzern, dagegen viele kleinere und mittelgroße Unternehmen.

Bundesland

Urlaubstage

Feiertage

Gesamt

Bayern

28,8

13

41,8

Baden-Württemberg

29,1

12

41,1

Saarland

28,4

12

40,4

NRW

28,9

11

39,9

Rheinland-Pfalz

28,6

11

39,6

Hessen

28,9

10

38,9

Bremen

28,8

10

38,8

Niedersachsen

28,7

10

38,7

Sachsen Anhalt

27,7

11

38,7

Hamburg

28,5

10

38,5

Sachsen

27,5

11

38,5

Schleswig-Holstein

28,3

10

38,3

Thüringen

27,9

10

37,9

Mecklenburg-Vorpommern

27,8

10

37,8

Brandenburg

27,7

10

37,7

Berlin

27,8

9

36,8

Mehr Mitarbeiter, mehr Urlaubstage

Größere Unternehmen können mehr Urlaubstage vergeben als kleinere Firmen. Bei Unternehmen mit einer Größe von bis zu fünf Mitarbeitern erhalten Beschäftigte 27,3 Urlaubstage pro Jahr. Mittelgroße Unternehmen zwischen 100 und 1.000 Mitarbeitern gewähren zwei Tage mehr und geben ihren Beschäftigten rund 29 freie Tage. In Großkonzernen stehen Beschäftigten sogar rund 30 Urlaubstage zur Verfügung.

Anzahl der Mitarbeiter

Anzahl an Urlaubstagen

Über 20.001

29,8

5.001 – 20.000

29,7

1.001 – 5.000

29,6

501 – 1.000

29,4

101 - 500

29,0

51 - 100

28,5

21 - 50

28,2

6 - 20

27,8

1 - 5

27,3

Müssen Beschäftigte im Urlaub erreichbar sein?

Grundsätzlich gilt: Arbeitnehmer müssen weder im Urlaub noch nach Feierabend Anrufe ihres Arbeitgebers annehmen. Das gilt selbst, wenn es eine entsprechende Klausel im Arbeitsvertrag gibt, die das besagt, weiß Rechtsanwalt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Viele Beschäftigte kennen es trotzdem: Wenn der Chef anruft, fühlen sich die meisten dazu verpflichtet, auch in der Freizeit ans Telefon zu gehen. Damit die Urlaubszeit trotzdem erholsam bleibt, sollten vorher Absprachen getroffen werden, nur in bestimmten Zeiten und in Notfällen angerufen zu werden.

Kann der Chef den Urlaub streichen?

In manchen Fällen kann der Urlaub vom Chef gestrichen werden, wenn zum Beispiel Katastrophen passieren oder mehrere Mitarbeiter zeitgleich ausfallen und dadurch der Betriebsablauf ins Stocken gerät. Eine komplette Auswertung, in welchen Fällen der Chef den Urlaub ablehnen und streichen darf, gibt es hier: In diesen Fällen darf dein Chef den Urlaub streichen.

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