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Der Gehaltsatlas wird zum Gehaltsreport 2022

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Kategorie: Berufe & Gehälter
08.02.2022
Tipps & Tricks zum Thema Gehalt, Karriere & Berufsleben
findest du im Stepstone Magazin
Eine Gruppe von Menschen in Geschäftskleidung sind als Silhouetten vor einem lilanen Hintergrund erkennbar.

Über Geld spricht man nicht“ – das Einkommen ist für viele Deutsche ein traditionelles Tabuthema. Diskussionen über das sogenannte Entgelttransparenzgesetz in Betrieben mit mehr als 200 Mitarbeitenden oder Debatten über die Offenlegung der Einkünfte von Bundestagsabgeordneten zeigen deutliches Konfliktpotenzial. Dass sich viele nur ungern auf den Gehaltszettel blicken lassen, belegt eine aktuelle Studie von StepStone. Rund acht von zehn Personen wissen nicht, welche Vergütung ihre Kolleg*innen erhalten. Selbst zwischen Ehepartnern gilt Zurückhaltung: Rund 30 Prozent spricht nicht über das Thema Einkommen. Dabei herrscht in Deutschland noch stets Lohnungleichheit in vielen Berufen und insbesondere zwischen Frauen und Männern. Zeit, Transparenz in Gehaltsstrukturen zu bringen und Gehaltsverhandlungen fairer zu machen.

Unsere Vergütungsspezialist*innen von Gehalt.de haben gemeinsam mit den Gehaltsexpert*innen von StepStone rund 600.000 aktuelle Daten ausgewertet. Der Gehaltsatlas von Gehalt.de und der Gehaltsreport von StepStone werden somit erstmals zusammengeführt und gemeinsam als Gehaltsreport 2022 veröffentlicht. Mit den rund 600.000 aktuellen Daten ist er der größte Gehaltsreport Deutschlands und gibt Auskunft über verschiedene Gehälter. Dabei werden unterschiedliche Einflussfaktoren wie Branche, Berufsfeld und Region berücksichtigt.

Der Gehaltsreport 2022: Datenbasis und Methodik

Der von StepStone und Gehalt.de gemeinsam veröffentlichte Gehaltsreport vereint mehr als 600.000 Daten über unterschiedliche Gehälter je nach Unternehmensbranche, Berufsfeld, Region und Stadt, Berufserfahrung und Personalverantwortung. Aufgrund der veränderten Datenbasis unterscheiden sich die Gehälter im Vergleich zum Gehaltsatlas 2021 von Gehalt.de sowie Gehaltsreport 2021 von StepStone. Die Daten wurden im Zeitraum 2019 bis 2021 erhoben und in den vergangenen 12 Monaten von Vergütungsberater*innen geprüft. Insgesamt stammen 64 Prozent der Vergütungsdaten von Männern und 36 Prozent von Frauen. Der Anteil von Beschäftigten, die in ihrem Beruf Personalverantwortung tragen, beträgt 13 Prozent.

Alle Gehaltsdaten sind in Euro angegeben und beziehen sich auf das Bruttojahresgehalt inklusive Boni, Provisionen, Prämien und Ähnliches. Zur besseren Lesbarkeit sind die Daten in diesem Artikel gerundet. Neben dem Durchschnittsgehalt, bei welchem alle Werte summiert und durch die Anzahl der Datensätze geteilt wird, ist im Gehaltsreport das Mediangehalt angegeben. Dieses liegt genau in der Mitte aller Werte. Das bedeutet, es gibt exakt gleich viele Gehälter, die niedriger und höher sind als das Mediangehalt. Das Durchschnittsgehalt kann hingegen durch extrem hohe oder niedrige Werte ausschlagen und kann dadurch verzerrt werden.  

Gehalt im Überblick: das Durchschnittseinkommen in Deutschland

Das Bruttodurchschnittsgehalt liegt in Deutschland für alle Berufe bei rund 51.010 Euro, während sich der Median bei 44.070 Euro befindet. Betrachtet man das Durchschnittseinkommen je nach Geschlecht, verschiebt sich die Verteilung: Männer verdienen rund 47.320 Euro, Frauen hingegen nur ungefähr 40.500 Euro.

Beschäftigte mit einem akademischen Bildungsabschluss verdienen knapp 59.670 Euro. Nicht-Akademiker*innen erhalten im Durchschnitt 40.560 Euro und damit rund 48 Prozent weniger. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Gehalt. Wer mit weniger als einem Jahr beruflicher Praxis 33.800 Euro verdient, erhält nach 3-5 Jahren bereits knapp 42.950 Euro. Bei 11-25 Jahren Berufserfahrung liegt das Bruttomediangehalt bei bis zu 52.000 Euro. Auch Personalverantwortung kann sich auf dem Gehaltszettel bemerkbar machen: Führungskräfte verdienen im Durchschnitt rund 86.350 Euro, wohingegen Beschäftigte ohne Personalverantwortung ungefähr 43.630 Euro erhalten.

Gehalt nach Branche und Unternehmensgröße

Während Unternehmen des Einzelhandels, Hotels und Gastronomien mit der anhaltenden Corona-Pandemie zu kämpfen haben, profitieren andere Branchen von einer steigenden Nachfrage im Zusammenhang mit Biotechnologie, Arzneimitteln und medizinischer Forschung. Auch die Elektroindustrie und der Bereich Halbleiter verzeichnet hohe Nachfragen: Die sogenannte Chipkrise führte zum globalen Mangel an Mikrochips und betrifft vor allem die Automobilindustrie, welche auf Halbleiter und andere Bauteile angewiesen ist. Insbesondere diese Unternehmen vergüten ihre Mitarbeitenden mit großen Summen und finden sich im Gehaltsreport 2022 unter den Top-Branchen mit dem höchsten Gehalt.

Branchen

Median

Mittelwert

Halbleiter

62.960 €

76.320 €

Biotechnologie

61.540 €

74.340 €

Banken

61.540 €

63.790 €

Luftfahrt

57.410 €

64.260 €

Pharmaindustrie

56.160 €

63.430 €

Autoindustrie

55.860 €

62.120 €

Großhandel

54.150 €

65.890 €

 

Branchen

Median

Mittelwert

Einzelhandel, Technik

35.310 €

40.420 €

Einzelhandel, Bekleidung und Textil

34.260 €

39.320 €

Einzelhandel, Bau und Einrichtung

34.110 €

38.620 €

Einzelhandel, Sonstiges

33.010 €

37.980 €

Einzelhandel, Lebensmittel

32.440 €

37.010 €

Hotels und Gaststätten

31.200 €

36.890 €

Call-Center

28.920 €

32.620 €

Doch auch die Unternehmensgröße spielt eine Rolle für das Gehalt von Mitarbeitenden. Während in kleineren Unternehmen mit einer Größe von 1 bis 50 Mitarbeitenden das Bruttomediangehalt bei 37.440 Euro liegt, erhalten Beschäftigte bei einer Mitarbeiterzahl zwischen 51 und 500 bereits rund 44.160 Euro. Unternehmen mit 501 bis 5.000 Mitarbeitenden vergüten ihre Angestellten mit ungefähr 50.760 Euro. In größeren Unternehmen ab 5.001 Mitarbeitenden liegt das Mediangehalt bei 59.280 Euro.

Gehalt nach Berufsgruppe

Ein ähnliches Bild wie bei den Gehaltsstrukturen nach Branche zeigt sich in den Berufsgruppen. Auch hier liegt der Bereich Medizin vorne. Mit rund 78.320 Euro Mediangehalt verdienen Ärzt*innen etwa 78 Prozent mehr als der deutschlandweite Durchschnitt. Ihnen folgen Mitarbeitende im Ingenieurwesen und der IT.

Mehrere besonders in der Corona-Pandemie systemrelevante Berufe landen am unteren Ende des Rankings. Beschäftigte im Gesundheitswesen und sozialen Diensten verdienen mit ungefähr 37.780 Euro Bruttomediangehalt nur geringfügig mehr als Angestellte im Einkauf, der Materialwirtschaft und Logistik mit 37.670 Euro.

Berufsgruppe

Median

Mittelwert

Ärzt*innen

78.320 €

92.600 €

Ingenieurwesen

59.280 €

64.330 €

IT

56.990 €

61.670 €

(Unternehmens-)Beratung

56.380 €

60.670 €

Personalwesen

47.840 €

54.420 €

Marketing & PR

45.760 €

52.560 €

Finanzen

45.550 €

52.010 €

Handwerk und technische Berufe

44.800 €

49.790 €

Vertrieb

42.850 €

50.520 €

Gesundheit und soziale Dienste

37.780 €

43.520 €

Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik

37.670 €

43.570 €

Gehalt nach Region und Landeshauptstadt

Wirtschaftliche Unterschiede sind nach mehr als 30 Jahren wiedervereinigtem Deutschland noch stets präsent. Das sogenannte Ost-West-Gefälle (ohne Berlin) zeigt eine deutliche Lücke zwischen den Bruttogehältern von Beschäftigten in östlichen und westlichen Bundesländern. Mit einem Gehalt von ungefähr 45.290 Euro verdienen Angestellte in Westdeutschland rund 22 Prozent mehr als Beschäftigte in Ostdeutschland. Diese erhalten ein Jahresgehalt von knapp 35.420 Euro.

Wirft man einen genaueren Blick auf die Bundesländer, sticht Hessen mit dem höchsten Bruttomediangehalt von 47.840 Euro hervor. Knapp dahinter liegen Baden-Württemberg mit ungefähr 47.810 Euro und Bayern sowie Hamburg mit jeweils 46.800 Euro. Mecklenburg-Vorpommern schließt mit rund 34.320 Euro Bruttomediangehalt das Ranking ab.

Bundesland

Median

Mittelwert

Hessen

47.840 €

55.020 €

Baden-Württemberg

47.810 €

54.670 €

Bayern

46.800 €

53.660 €

Hamburg

46.800 €

53.450 €

Nordrhein-Westfalen

43.940 €

50.950 €

Bremen

42.640 €

49.030 €

Berlin

42.220 €

48.840 €

Rheinland-Pfalz

41.970 €

48.570 €

Saarland

41.600 €

47.630 €

Schleswig-Holstein

40.460 €

46.010 €

Niedersachsen

40.090 €

46.040 €

Thüringen

36.400 €

41.670 €

Sachsen

36.090 €

41.640 €

Sachsen-Anhalt

35.360 €

40.790 €

Brandenburg

34.700 €

41.090 €

Mecklenburg-Vorpommern

34.320 €

40.000 €

Zwischen den Landeshauptstädten führt München mit einem Bruttomediangehalt von knapp 53.890 Euro. Beschäftigte in Erfurt, Schwerin und Magdeburg verdienen im bundesweiten Vergleich der Landeshauptstädte am wenigsten.

Landeshauptstadt

Median

Mittelwert

München

53.890 €

60.780 €

Stuttgart

53.590 €

60.820 €

Düsseldorf

48.880 €

56.040 €

Wiesbaden

48.670 €

55.020 €

Hamburg

46.800 €

53.450 €

Mainz

45.360 €

52.070 €

Bremen

43.290 €

49.380 €

Saarbrücken

43.260 €

49.660 €

Berlin

42.220 €

48.840 €

Kiel

41.600 €

48.540 €

Hannover

41.080 €

47.620 €

Potsdam

38.480 €

44.070 €

Dresden

38.060 €

44.430 €

Erfurt

37.440 €

42.060 €

Schwerin

37.440 €

47.500 €

Magdeburg

36.780 €

40.840 €

Gehalt nach Bildungshintergrund

Neben Region und Stadt, Branche, Unternehmensgröße und spezifischem Beruf variieren die Gehälter abhängig des Bildungshintergrundes. Eine akademische Ausbildung erweist sich in bestimmten Branchen als besonders lukrativ. Um als Arzt oder Ärztin tätig zu werden ist ein abgeschlossenes Medizinstudium erforderlich und auch im Bereich Finanzen oder Vertrieb zahlt sich der akademische Bildungsabschluss aus. Bei den Nicht-Akademikern liegen Beschäftigte im Finanzwesen ebenfalls vorne, während Beschäftigte im Gesundheitswesen, der Pflege und sozialen Diensten sowie im Bereich Einlauf und Logistik das Ranking abschließen.

Akademische Berufsgruppen

Median

Mittelwert

Ärzt*innen

78.320 €

92.600 €

Finanzen

61.150 €

68.580 €

Vertrieb

62.380 €

70.750 €

IT

60.840 €

65.980 €

Consulting

62.120 €

66.440 €

Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik

58.240 €

67.220 €

Personalwesen

55.470 €

64.040 €

Berufsgruppen ohne Studium

Median

Mittelwert

Finanzen

43.120 €

47.490 €

IT

42.760 €

44.980 €

Personal

42.010 €

45.930 €

Handwerk und technische Berufe

41.600 €

45.250 €

Vertrieb

41.450 €

44.370 €

Gesundheit und soziale Dienste

36.660 €

39.740 €

Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik

36.500 €

40.660 €

Prognose: mehr Gehalt in 2022

Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft machte sich in vielen Berufsgruppen auch im Einkommen bemerkbar. In den ersten Monaten der Pandemie verringerte sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aufgrund von Kurzarbeit deutlich, sodass Beschäftigte weniger Lohn erhielten. 2021 erholte sich die Wochenarbeitszeit jedoch fast vollständig und führte bei vielen zum Lohnanstieg auf beinahe Vor-Corona-Niveau. Dieser Effekt ist für 2022 wohl nicht zu erwarten.

Stattdessen lässt die Anhebung des Mindestlohns um knapp 9 Prozent im Jahr 2022 auf eine signifikante Einkommenssteigerung hoffen. Dieses dürfte dadurch um 3 bis 4,7 Prozent wachsen. Auch die Veränderung auf dem Arbeitsmarkt stimmt optimistisch: Durch eine aktuell hohe Nachfrage- und Angebotssituation ist der Job-Boom im vollen Gange.

Es zeigt sich: Unterschiedliche Faktoren spielen eine wesentliche Rolle für die Höhe des Gehalts und damit auch Gehaltsverhandlungen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer*innen. Das Wissen um branchen- oder regionalspezifische Gehaltsstrukturen ermöglicht nicht nur das erfolgreiche Zusammenfinden bei der Personal- und Jobsuche, sondern sorgt letztlich auch für einen transparenteren Arbeitsmarkt und das Bewusstsein für soziale Ungleichheiten. Diskussionen, beispielsweise über den sogenannten Gender-Pay-Gap, müssen auch künftig geführt werden, damit sich der deutsche Arbeitsmarkt fair und zukunftsorientiert entwickelt.

Quellen:

Gehaltsreport 2022 (StepStone und Gehalt.de)

StepStone.de

Tagesspiegel.de

WirtschaftsWoche.de

 

Autorin: Isa Olin

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