Influencer/-in

Influencer leisten, wenn auch gesponsort, Informationsarbeit. Wenn sie ein Produkt empfehlen, haben sie es vorher getestet und sich damit auseinandergesetzt. Werbung für ein schlechtes Produkt schädigt ihre Glaubwürdigkeit und damit langfristig ihre Attraktivität als Werbepartner. Mit Informationen wollen sie ein Publikum erreichen, das sich in seiner Freizeit durch Social-Media klickt – also auf der Suche nach lockerer Unterhaltung ist.

In ihrem Content vereinen Influencer Information und Unterhaltung. Die wichtigste Facette ihrer Arbeit besteht im Kreieren von Inhalten für Social-Media. Um ihre Reichweite zu erhöhen, sind die meisten auf mehreren sozialen Netzwerken aktiv – für jede dieser Plattformen gestalten sie eigene Formate: Fotos für Instagram, Video-Blogs bzw. Vlogs für YouTube und Kurzvideos für TikTok. Gerade auf Instagram, dem wichtigsten Medium der Influencer, gilt es täglich aktiv zu sein. Das bedeutet, täglich Ideen für neue Beiträge zu entwickeln. Inspiration holen sich Influencer bei der Recherche im Internet. Um sich von der zahlreichen Konkurrenz auf Social-Media abzuheben, verfolgen sie ein möglichst individuelles Konzept, das aber dennoch an aktuelle Trends anschließen muss.

Vor dem eigentlichen Shooting haben Influencer ein visuelles Konzept überlegt, das richtige Equipment bzw. Set aufgebaut, eine Kulisse gewählt, haben ihren Look angepasst und sich gestylt. In mancher Hinsicht nimmt ihre Arbeit journalistische Züge an, wenn sie etwa von Events eines Werbepartners berichten. Anders als Journalisten sind sie dann jedoch nicht neutral, sondern als Werbeträger für etwa den Veranstalter tätig.

Influencer führen ihre Follower auf unterhaltsame Art auch durch ihren Alltag und ihr Privatleben – das damit ganz entscheidend zum Job gehört. Dabei entstehen auch Formate, die spontaner geplant und weniger zeitintensiv produziert sind – ohne Equipment und nur mit dem Smartphone aufgenommen. Dennoch: Alles, was ein Influencer veröffentlich, wird zuerst bearbeitet, vieles wird vorher von Agenturen oder Werbepartnern zur Freigabe gegengesehen. Untertitel müssen gesetzt, Filter angepasst, Videos geschnitten und kreative Ideen mit Photoshop umgesetzt werden: Die Nachbearbeitung ist eine zentrale Aufgabe von Influencern.

Viel Zeit verbringt ein Influencer auch auf Reisen und Events. Beide liefern Content und Gelegenheit, um sich zu vernetzen: mit anderen Influencern und zukünftigen Partner. Denn neben der kreativen Arbeit gehören Kommunikation und Netzwerken zu den wichtigsten Tätigkeiten eines Influencers. Zum einen ist er immer am Smartphone, um mit seinen Followern zu interagieren, Kommentare zu verfassen oder persönliche Nachrichten zu beantworten; zum anderen warten Mails und Anrufe mit Anfragen auf ihn. Hier muss ein Influencer entscheiden, von welchen Kollaborationen er profitiert, Verhandlungsgespräche führen und Rechnungen schreiben. Je größer und aktiver die Community eines Influencers, desto interessanter ist er für Werbepartner. Kleinere Influencer (so genannte Nano-Influencer mit unter 10.000 Fans) werden in der Regel nicht kontaktiert, sondern müssen selbst für sich werben: Dazu bietet sich oft der Weg über eine Influencer-Agentur an, die Sponsoren mit für sie geeigneten Influencer zusammenbringt.

Influencer sind in der Regel selbstständig und freiberuflich tätig. Damit sind sie nicht nur für ihre Inhalte, sondern auch ihr Management, ihre Buchhaltung und Kollaborationen selbst verantwortlich. Das verspricht Unabhängigkeit – aber auch eine hohe berufliche Auslastung. Zumal Influencer zu Beginn nicht von Social-Media leben können und parallel einem Lehrberuf nachgehen – viele beginnen ihre Karriere daher während des Studiums, wo sie ihre Zeit besser einteilen können. Influencer werden von Freunden, mit zunehmender Professionalisierung auch von einem eigenen Team aus Fotografen, Filmern und Assistenten unterstützt, das sie bezahlen. Das muss man sich leisten können: In der Welt der Influencer heißt das, sich zunächst eine hohe Reichweite aufzubauen.

Corporate Influencer hingegen sind Influencer, die bei Unternehmen fest angestellt sind – dabei handelt es sich fast immer um profilierte Mitarbeiter, die sich mit der Firma identifizieren können. Sie vermarkten entweder deren Produkte – oder liefern Blicke hinter die Kulisse des Unternehmens, um im Recruiting neue Mitarbeiter zu gewinnen.

Influencerinnen geben im Social-Media-Marketing Produkten ein Gesicht und machen Werbung in Form persönlicher Empfehlungen. Das bedeutet, dass sie mit ihrer online kommunizierten Persönlichkeit Geld verdienen – diese herauszubilden, kann ihnen kein Ausbilder abnehmen. Umso authentischer, unterhaltsamer und kreativer sie sind, desto stärker engagieren sich ihre Follower. Eine Community aufzubauen, dauert Jahre, in denen eine Influencerin ihren individuellen Erfahrungsschatz ausbaut. Dabei ist sie in der Regel in ihrem jeweiligen Lehrberuf tätig, der nichts mit Social-Media zu tun haben muss. Wer sich professionalisieren will, kann allerdings eines der folgenden Studienfächer wählen:

• Medien- und Kommunikationsmanagement
• Social Media TV
• Kommunikationsdesign
• Mediendesign
• Fotografie und Neue Medien
• Digital Film Design

Geeignete Ausbildungsberufe, die für die Arbeit als Influencerin wichtige Fähigkeiten vermitteln, sind etwa:

• Fotograf/-in
• Social-Media-Manager/-in
• Film- und Fernsehkameramann/-frau
• Tontechniker/-in
• Grafikdesigner/-in
• Kommunikationsdesigner/-in
• Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation

Private Akademien bieten außerdem Trainingsprogramme an, die den Weg zum Traumberuf Influencerin ebnen sollen. Online oder vor Ort vermitteln sie grundlegendes Know-how zum Thema Social-Media-Marketing.

Influencerinnen können sich in ihrer Arbeit auf die unterschiedlichsten Facetten des Lebens konzentrieren. Gerade in der Mode-, Makeup-, Interior- und Reise-Branche sitzen finanzkräftige Werbepartner, die inzwischen stark auf Influencer-Marketing setzen. Auch der Fitness- und Food-Sektor profitiert von den professionalisierten Erfahrungsberichten von Influencerinnen.

Influencerin werden kann jeder – und doch gelingt es nur einigen wenigen, wirklich große Marken-Deals an Land zu ziehen: Was es braucht, ist Geduld, Kreativität und ehrliche Freude am Umgang mit Menschen. Netzwerken, kommunizieren und Fremden am eigenen Alltag teilhaben lassen sind drei Dinge, denen Influencerinnen wie selbstverständlich begegnen müssen. Wer außerdem kein Problem hat, viel unterwegs zu sein, ein Verständnis für digitalen Medien, Bildkomposition und -bearbeitung hat, ist als Influencerin grundsätzlich schon geeignet.

Um ihr Publikum auf Dauer mitzureißen, sollte eine Influencerin immer offen für neue Ideen sein; auf aktuelle Trends zu reagieren, ist für sie selbstverständlich. Zugleich sind Influencerinnen, die selbstständig tätig sind, nur mit gutem Selbstmanagement und ausgeprägten Organisationstalent überlebensfähig. Auch mit Kritik und missgünstigen Kommentaren umgehen können, gehört zu ihrem Job.