Während der Schulzeit, des Studiums und auch während der Berufsausbildung sammeln Praktikanten und Praktikantinnen Erfahrungen durch praktische berufliche Anwendungen im Zuge einer befristeten Tätigkeit, dem sogenannten Praktikum.
Ein Praktikum, welches länger als drei Monate dauert, wird mit dem Mindestlohn vergütet. Bei einer kürzeren Dauer kann der Arbeitgeber das Praktikum mit einem Taschengeld honorieren, ist dazu jedoch nicht verpflichtet. Eine Ausnahme sind Pflichtpraktika: Diese sind von der Mindestlohnregelung ausgenommen und müssen vom Arbeitgeber nicht vergütet werden.
In der Regel sammeln alle ihre ersten Erfahrungen mit einem Praktikum während der Schulzeit mit dem sogenannten Schülerpraktikum. Dieses wird häufig auch als Berufspraktikum bezeichnet, dauert nur wenige Wochen und ist nicht selten mit einem benoteten Praktikumsbericht an der Schule verbunden.
Einige Universitäten erwarten bei manchen Studiengängen auch ein sogenanntes Vorpraktikum. Dieses wird vor dem Studienantritt wahrgenommen und variiert in der Dauer je nach Anforderung der Universität. Ebenso vor einem Studium kann ein Jahrespraktikum angestrebt werden. Dieses dauert zwischen sechs und zwölf Monaten und führt in der Regel bereits an eine bestimmte Ausbildung heran und kann in einigen Fällen sogar verkürzend auf Studium oder Ausbildung wirken. In der Regel sind Jahrespraktika sozialversicherungspflichtig und bieten sogar eine passable Vergütung.
Während des Studiums steht in der Regel ein Pflichtpraktikum bzw. ein Fachpraktikum mit im Studienplan. Dieses kann drei Monate oder sogar ein ganzes Semester, in diesem Fall Praxissemester genannt, dauern und dient der Ansammlung von Praxiswissen in den sonst theorielastigen Studiengängen. Oft muss der gewünschte Praktikumsort von der Universität abgesegnet werden und erfordert manchmal wie das Schülerpraktikum einen Praktikumsbericht. Im Optimalfall ergibt sich während eines Praxissemesters sogar die Möglichkeit, mit einem Unternehmen eine Kooperation für die Bachelor- oder Masterarbeit in die Wege zu leiten.
Außerdem besteht immer die Option, auch freiwillig ein Praktikum zu absolvieren, um zusätzliche Berufserfahrungen zu sammeln. In einigen Branchen lohnt sich hier insbesondere ein Auslandspraktikum oder ein Freiwilligendienst im Ausland. In seltenen Fällen gehören auch Auslandspraktika zu einem Studium verpflichtend dazu.
Ein Praktikum ist in jedem Ausbildungsberuf und somit auch in jeder Branche möglich. Beispiele hierfür sind:
In Deutschland sind Praktika erst mit Vollendung des 13. Lebensjahres erlaubt. Einige Praktikumsplätze werden jedoch auch nur an Personen ab 16 bzw. 18 Jahren vergeben. Während es beim Schülerpraktikum eher darum geht, sich möglichst rechtzeitig um einen Platz zu bemühen, da sich mehrere Schüler und Schülerinnen im selben Zeitraum um die freien Plätze bewerben werden, spielen während des Studiums die erbrachten Leistungen und somit der Notendurchschnitt eine Rolle.
Auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke oder handwerkliches Geschick können durchaus Voraussetzungen sein, die einzelne Unternehmen von ihren Praktikanten erwarten. Im Bereich der sozialen Arbeit kann zudem ehrenamtliches Engagement ein wichtiger Faktor dafür sein, ob man einen Praktikumsplatz ergattert oder nicht.
Wer ein Praktikum anstrebt, sollte mindestens sechs Monate Vorbereitungszeit bzw. für Auslandspraktika sogar ein Jahr einplanen. Praktikumsstellen werden in der Regel über die Website eines Unternehmens oder über Stellenbörsen ausgeschrieben, ein Großteil der möglichen Praktikumsplätze ist allerdings gar nicht ausgeschrieben. Insbesondere im Kulturbereich oder für Schülerpraktika lohnt es sich, direkt beim Unternehmen anzufragen, ob ein Praktikum möglich ist. Dabei sollte jedoch immer geklärt werden, welche Aufgaben anfallen. Insbesondere Unternehmen, die nicht aktiv nach Praktikanten suchen, neigen dazu, diesen zu simple Aufgaben ohne Mehrwert zu übertragen, z. B. Kaffeekochen.
Studierende können auch das Netzwerk ihrer Professoren und Professorinnen nutzen, um an einen geeigneten Praktikumsplatz zu kommen. Außerdem bieten viele Universitäten Jobmessen an, an denen Unternehmen auch direkt nach geeigneten Praktikanten suchen. Wer hier mit einer vorbereiten Bewerbungsmappe oder zumindest mit einem knappen ausgedruckten Lebenslauf auftritt, hat womöglich nicht nur seinen Praktikumsplatz, sondern auch seinen künftigen Arbeitgeber an der Angel.